Barfuß über Stock und Stein: Ballengang und Körperarbeit auf der Tromm [2]


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Teil 2: Die Barfußwanderung

Ballengang_Wanderer
Barfußwanderung auf der Tromm

Hallo liebe Leser, weiter gehts mit dem 2. Teil des Berichts des Ballengangseminars auf der Tromm.

Wow, muss ich sagen und mich noch nachträglich bei den Teilnehmern der Wanderung vom 27.07.14 für dieses schöne Erlebnis bedanken!

Nachdem Samstags in 6-stündiger Praxis im Seminarraum das motorische Rüstzeug für die wichtigsten Abläufe beim Ballengang gelegt wurde, ging es Sonntags raus auf die Piste.

Glücklicherweise war das Wetter sehr angenehm, nicht zu heiß und der Regen ließ sich nicht, wie angekündigt, blicken. Beste Voraussetzungen für eine Barfußwanderung auf der Tromm-Hochebene!

Der Tromm-Höhenwanderweg W5 ->HIER GEHTS ZUR BESCHREIBUNG kann sehr gut von der Gaststätte „Zur schönen Aussicht“ aus gestartet werden und erstreckt in diesem Fall zwischen 7 und 13 km, je nachdem, welche Route man wählt. Eigentlich beschrieb ich zuvor, dass hier sehr unterschiedliche, größtenteils auch geschotterte Wege eingerichtet seien und daher bestimmte Abschnitte sehr schlecht als Einstieg ins Barfußwandern geeignet sind. So empfahl ich, auf jeden Fall leichtes Schuhwerk mitzunehmen und gegebenenfalls zu wechseln. Da kannte ich allerdings meine Teilnehmer schlecht!

Bereits von Anfang an, den ersten Weg, der von kleinen bis mittleren scharfkantigen Steinen durchsetzt war, blieben wir barfuß und wollten dann auch im Verlauf des weiteren Wanderns nicht mehr darauf verzichten. Die Aussicht auf der Tromm ist wirklich für den Odenwald einmalig und die Wege gestalteten sich doch recht abwechslungsreich. Durchaus gab es auch Passagen mit mildem Waldboden oder auch Wegesränder mit höherem wildem Gras trugen zur Vielseitigkeit der barfüßigen Sinneseindrücke bei. Ab und zu erfrischten noch von Morgantau bedeckte Grasflächen unsere Füße.

Beim Wandern war von Anfang an klar, dass sich niemand außerhalb des Ballengangmusters bewegen könnte. Viel zu anspruchsvoll war der Weg und die Aufmerksamkeit, wohin man tritt, riss quasi nie ab. Selbst die ebenso schöne Etappe durch den Ort Waldmichelbach erforderte unseren Füßen aufgrund des doch recht heißen Asphaltbodens einiges an Nehmerqualitäten ab.Ballengang_Tromm_Wanderung2

Nach 2 entspannten Kilometern, in einem relativ dichten Nadelwaldabschnitt, hielten wir erstmals inne und genossen die Stille, um auf dem moosigen Boden für 30 Minuten auf der Stelle zu stehen und gemeinsam die angeleitete Körperkalibrierung durchführten.  Während dieser Übung waren wir offenbar so mit der Umgebung verschmolzen, dass uns ein umherstreifendes Rehpaar offenbar gar nicht wahrnahm und wenige Meter an uns mit lautem Getöse vorbeilief. (Hörte sich zuerst wie eine Wildschweinrotte an … )Dann,  an einem schönen Platz, an dem Scheideweg zum beraten, wie weit wir denn insgesamt gehen wollen, gab es ein gemütliches kleines Picknick und dann … entschlossen wir uns trotz schon sehr auf die Probe gestellter Füße für die lange Tour.

Es gab immer wieder Begegnungen mit einzelnen Wanderern oder anderen Gruppen und wir wurden ob unseres barfüßigen gemeinsamen Gehens so gut wie immer darauf angesprochen, ob das denn nicht zu sehr schmerze und dass man selbst gar nicht fit (oder „zu alt“) sei, so etwas mitzumachen. Für mich war das sehr interessant, die Argumente zu hören und ich wurde mehrfach darin bestärkt, dass im Grunde genommen überhaupt niemand sich darüber bewusst ist, was das Gehen alles bewirken kann und wie sehr das Unvermögen, natürlich zu gehen ein Zeichen genereller körperlicher Verfassung ist.

Einen kleinen „Zwischenfall“ gab es natürlich auch in Form eines Bienenstiches, während des Überqueren eines Wiese. Zum Glück erwies sich dieser aber als recht harmlos und die Schwellung habe auch an genau dieser Stelle des Fußes eine gewisse Kühlung bewirkt.

Ballengang_Tromm_Wanderung1Insgesamt haben wie alle festgestellt, dass bei einer derart fordernden Wanderung sowohl die Füße als auch die Hände sehr stark durchblutet und warm wurden und auch leicht anschwillten. Mich bewog dies dazu, bei einerähnlichen Tour darauf zu achten, ob es auch Kneippanlagen gibt, die hier einen sicherlich sehr angenehmen Ausgleich schaffen.

Unsere Wanderung wurde dann doch relativ lang, denn wir bewegten uns deutlich langsamer als viele der mit Wanderschuhen bewaffneten Zeitgenossen, die wir trafen – und so kamen wir nach insgesamt 7 (sieben!) Stunden wieder an unserem Ausgangspunkt an, staunend darüber, dass wir so viele Stunden Wege beschritten haben, die nicht gerade wenige Menschen keine 10 Meter weit barfuß zurücklegen würden.

Fazit:

Ein für eine kleinere Gruppe sehr gelungener Ausgang im Anschluss an ein intensives vorangegangenes Ballengangseminar. Auch für mich war das die bisher längste Barfußwanderung – normalerweise bin ich im Wald etwa zwei Stunden unterwegs und muss auch wegen der meist beschuhten Gesellschaft bei sehr schlechten Wegen kurzfristig die Füße schützen, um im Tempo mitzuhalten. Dieses Erlebnis mit Gleichgesinntzen war deshalb umso erfüllender.

Die üblichen Ermüdungserscheinungen spürte ich selbst zwar am Montag noch (was mich aber nicht vom Tanzen gehen abhielt 😉 ) und danach verblieb ein gestärktes „erdiges“ Gefühl. Jetzt, in der warmen Jahreszeit möchte ich Sie auf jeden Fall dazu ermuntern, sich in der Natur auf unterschiedlichen Böden barfuß zu bewegen. Wichtig ist hier überhaupt nicht, wie flott Sie unterwegs sind, oder wie lange, sondern einzig die Erfahrung, die Sie Ihrem Körper dabei ermöglichen. Wer sich öfters barfuß in der Natur bewegt, entwickelt einen zusätzlichen Sinn, seine Umwelt gehend zu erfahren.

Mit herzlichen Grüßen,

Stefan Heisel

 

Hier einige Eindrücke der Teilnehmer:

„Mir haben beide Tage des Seminars unglaublichen Spaß bereitet, sowohl das Seminar an sich, als auch die anschließende Barfußwanderung. Gerade die Doppel-Z-Linie war mir sehr hilfreich, ebenso das ganzheitliche Behandeln von Bewegungsabläufen, wie hinsetzen, aufstehen, anheben, schieben. Ich habe so ein sehr praktisches Wissen über den Einsatz des ganzen Körpers bei unterschiedlichen Bewegungen erhalten, auf das ich jetzt nie wieder verzichten wollen würde ;). Die nächste Zeit werde ich darauf verwenden, diese Dinge in meinen Alltag zu übertragen und so zu verinnerlichen. Die Wanderung am nächsten Tag war absolut optimal, das frisch erworbene Wissen gleich einmal anzuwenden und in den „gewohnten“ Gang zu übertragen. Dadurch kann ich mir die Dinge jetzt glaube ich auch besser merken, da ich es direkt eingesetzt habe. Also die Themen, die du an diesem Tag mit uns durchgegangen bist, lohnen es denke ich, öfter angeboten zu werden, da du dabei sehr schön Basiswissen vermittelst, das zumindest mir in vielen Hinsichten die Augen geöffnet hat. Danke nochmal dafür!“

Felix Glantz, Berlin

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„Die Mischung aus Theorie und Praxis ist sehr gut gelungen. Stefan versteht es auf die einzelnen Teilnehmer einzugehen und und sanft, doch bestimmt einzugreifen. Mir gefiel, daß es nicht nur um ein anderes Gehen / Laufen ging, sondern eine ganzheitliche Art der Bewegung vermittelt wurde, die jedoch nicht künstlich sondern natürlich ist. D.h. wir brauchen uns bloß an das erinnern, was in uns steckt, und es wieder zu Tage zu fördern und vor allem: in den Alltag integrieren!  Die von ihm optional angebotene Videoganganlyse ist dabei eine echte Hilfe. Sie lädt nicht nur ein, über sich slebst zu lachen (am besten mit Freundinnen), sondern zeigt, was sonst nur schwer zu erkennen ist.
Die Barfußwanderung am 2.Tag war für mich eine echte Herausforderung. Sicher, Stefan stellte es jedem frei, jederzeit wieder (Barfuß)schuhe anzuziehen und weiterzulaufen. Doch obwohl es manchmal schmerzte und sich zum Schluß der Weg immer mehr in die Länge zog, bin ich froh barfuß mitgewandert zu sein. Insgesammt waren es ca. 13km, die über unterschiedliche Bodenbeschaffenheiten führten: steinige Feldwege, Wiesen, erdiger Waldboden, heißer Asphalt, Kopfsteinpflaster, Stopelfelder……Es ist erstaunlich, wie sich der Körper dabei ganzheitlich verhält und mit der ungewohnten Situation umgeht. Für mich, der ich selten barfuß laufe, und wenn dann nur kleine Distanzen (daheim, Schwimmbad Picknick….),war dieser Gang bei warmen Wetter ein großes Erfolgserlebnis und bin im Nachhinein froh, daß Stefan die lange Tour gewählt hat :-)“

Stephan Wolfgang Michels,  Helmbrechts (Franken)

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Ein weiteres sehr ausführliches Feedback finden Sie -> HIER

 

Barfuß über Stock und Stein: Ballengang und Körperarbeit auf der Tromm [1]


Das Ballengangseminar

Ballengangseminar mit Stefan Heisel
Ballengangseminar mit Stefan Heisel

Es begann am Samstag, dem 26.7.14 morgens um 10:30. Ich setzte mich aufs Motorrad und fuhr mit allem Zubehör bepackt von Mannheim Richtung Tromm, um dort alle Vorbereitungen zu treffen.

Bis 11:00 trafen dann alle Teilnehmer ein, die diesmal wieder weite Strecken zurücklegten, um sich ein lebendiges Bild davon zu machen, wie man sich den natürlichen Ballengang praktisch erarbeiten kann. So gab es hochmotivierte Gäste aus Berlin, aus der Nähe von Hof und aus Neuss bei Düssedorf, die teilweise auch schon einen Tag zuvor in der herrlichen Pension „Zur schönen Aussicht“ eintrafen. Nach einem kurzen Kameracheck (denn es sollten ja auch Videoanalysen gemacht werden) ging es dann gut gelaunt los.

Was mich als Seminarleiter immer am meisten fasziniert und berührt, sind die Motivationen, aus denen heraus die Beschäftigung mit Ballengang geschieht und die Begegnung mit den Menschen als solche.

Konzentriertes Üben war angesagt
Konzentriertes Üben war angesagt

Ob es nun um Geschichten geht, bei denen sich jemand entschließt, die nächste Zeit als „Surviver“ barfuß und abgeschieden im Wald zu leben oder ob es darum geht, sich eine bessere Bewegungsqualität für seinen Kampfsport zu erarbeiten oder ob es um eine persönliche Bereicherung der Beweglichkeit geht. In jedem Fall treffen sich die verschiedensten Menschen, um letztlich mit hoher Motivation körperliche Erfahrungen zu machen und sich dabei weiter zu entwickeln.

Genau unter diesem Motto stand auch dieses Wochenende auf der Tromm.

Am ersten Tag ging es darum, die 5 Prinzipien des Ballengangs zu erlernen und durch zahlreiche spezielle Körper- und Sinnesübungen intensiv zu erleben und zu begreifen.

Ballengang_Bodymotic_Zugübung
Doppel-Z-Übung

So wechselten langsame meditative Übungen zum Erspüren der optimalen Schwerkraftlinie mit leichten bis teilweise auch etwas anstrengenden Trainingseinheiten ab.

Durch unterschiedliche didaktische Vorgehensweisen entwickelte sich eine hohe Vielfalt an Eindrücken. Sogar etwas Theorie und „Denksport“ rundete das Programm am Samstag ab.

Körperbewegungscoach Stefan Heisel
Körperbewegungscoach Stefan Heisel

Anhand der Videoanalyse konnten die Teilnehmer Ihre Fortschritte während des Seminars optisch nachvollziehen und darüber hinaus zusätzlich individuell in Heimarbeit weiter an sich arbeiten. Für mich war es erstaunlich zu sehen, wie sehr sich das Gangbild der Übenden am Ende des Seminars verändert hat. Am meisten geschah dies bei einem Gast, der eigentlich nur „mal so“ als Begleitung mitgemacht hat und quasi so gut wie keine Vorkenntnisse hatte. Respekt!

Nachdem wir Samstag im Endeffekt etwa 6 Stunden intensiv und mit viel Spaß gearbeitet haben, stand noch die Wanderung am morgigen Tag an … Und weil es auf der Tromm keine ausgesprochenen so genannten „Barfuß-Wanderwege“ gibt, war ich sehr gespannt darauf, wer überhaupt wie lange ohne schützendes Schuhwerk, wie „minimal“ es auch sein, bei u.a. solchen Wegen durchhalten würde …

Theoretisch und im gemütlichen Seminarraum war ja zunächst mal alles in Butter.

Umso größer fiel meine Überraschung aus, wie der Sonntag tatsächlich verlaufen ist!

Lesen Sie dazu in wenigen Tagen mehr … -> HIER gehts zur Fortsetzung

Herzliche Grüße und bis sehr bald, Ihr Stefan Heisel

Wie wird die Barfußwanderung wohl verlaufen...?
Wie wird die Barfußwanderung wohl verlaufen…?

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