Fortsetzung von diesem Artikel:
Sehr geehrte Leser,
Wenn Sie sich bereits mit Ballengang beschäftigt haben, kennen Sie sicherlich die folgende Situation:
„Ballengang bedeutet, auf dem Vorfuß zu landen, also wende ich das mal eben an und schaue, dass mein vorderer Fuß immer schön lang ist, damit ich auf dem Ballen landen kann“
Dann versuchen Sie es und stellen fest, dass das sehr anstrengend ist, die Waden weh tun und man sich vorkommt, als würde man auf Stelzen gehen. Richtig komisch und unnatürlich…
Das stimmt leider auch. Als ich zum ersten mal erfuhr, dass es von Vorteil sei, auf dem Vorfuß zu landen, hatte ich solche Schmerzen bei meinem Bemühen, damit im Alltag zu gehen. Gleichzeitig war es in eher übungsbetonten Situationen, im Training tatsächlich von Vorteil. Viel mehr Beweglichkeit, Geschmeidigkeit und auch Schnelligkeit, wenn es um kurze Richtungsänderungen ging. Warum funktionierte das nicht im Alltag und selbst in absatzfreien super bequemen, weiten Schuhen nicht?
Das war nun vor mittlerweile fast 13 Jahren und wenn mich heute Faszienklienten oder Coachingstudenten bzw. Seminarteilnehmer ansprechen und ich ihr Gangbild sehe, dann wiederholt sich vieles, was ich auch an mir beobachtet hatte.
Nur mit dem Unterschied, dass mir niemand die Ursache dafür erklären konnte.
Wie kommt es also, dass einerseits das Nutzen des Sprunggelenks, das Aktivieren der Zehen, das Kräftigen der gesamten Fußstruktur, inklusive des Längs- und Quergewölbes sich sehr gut anfühlt und auch erhebliche Vorteile mit sich trägt – und dass gleichzeitig das entsprechende Gehen im Alltag so schwer sein kann, dass wirklich viele Menschen aufgeben und zwar sogenannte Barfußschuhe tragen, sich aber damit begnügen, wie bisher zu gehen. Das „barfuß“ alleine wirds schon richten…
Für den einen mag der folgende Gedanke neu sein, für den anderen mag es sehr einleuchtend und selbstverständlich sein:
Alle Bewegungen hängen miteinander zusammen und sind nur dann auf eine leichte natürliche Weise umzusetzen, wenn sich jedes Körperteil auf diese Bewegung eingestellt und optimiert hat.
Dabei gilt: Je weniger Anstrengung (= An- oder Verspannung) jedes einzelne Teil bewältigt, desto flüssiger, dynamischer, ausdauernder und runder fällt die gesamte Bewegung oder Tätigkeit aus.
Das gilt insbesondere für Stehen, Gehen und Laufen, weil hier wirklich der ganze Körper zusammen arbeitet als Gesamtwerk.
Wenn ich jetzt nur ein einzelnes „Bauteil“ verändere, wie beispielsweise die Fußhaltung kurz vor dem Landen, dann baue ich eine zusätzliche Aktion (=Anstrengung) ein, die eine ganze Latte an Folgeanstrengungen bewirkt, die mit leichter Bewegung nichts mehr zu tun hat. Dazu kommt ohnehin immer die kognitive Anstrengung, also die aufzubringende Konzentration, die immer bei neuen Bewegungen aufgebracht werden muss. Im Ergebnis ist dann das Gehen im Ballengang teilweise äußerst mühsam, auch wenn es sich andererseits auch irgendwie gut anfühlt.
Wir müssen also anfangen, die Füße wirklich mal nur als ein Teil einer ganzen Körperbewegung zu sehen und auch ein Stück weit von dem Begriff „Ballengang“ Abstand nehmen (auch wenn das Ziel letztlich ist, sehr wohl das Sprunggelenk und die damit verbundene kräftigere fasziale Fußstruktur sehr wohl beim Gehen viel stärker einzusetzen als bisher)
Woran erkennt man nun, ob sich jemand innerhalb der faszialen Kraftkette bewegt oder nicht, ohne auf seine Füße zu schauen? Also letztlich, ob sich jemand im „Ballengang“ bewegt? So ist es auch möglich, dass zwar jemand auf dem Vorfuß landet, sich aber dennoch überhaupt nicht im Ballengang bewegt, weil sein Rumpf sich nicht aufrichtet, keine Rumpfmuskeln lang werden, viel zu viel Anstrengung und Schwere in der Bewegung ist, etc …
Dazu habe ich ein Video vorbereitet, bei dem das für den vielleicht schon etwas fortgeschritteneren Beobachter erkennbar wird.
In welchem Gehmodus bewegen Sie sich denn die meiste Zeit?
Probieren Sie doch mal aus, in welcher Situation oder Begebenheit Sie sich eher schwer oder eher dynamisch gehend bewegen. Bergauf, bergab, mit/ohne Treppen oder Stufen. Oder in welcher Stimmung – Müdigkeit, Aufgedrehtheit, Freude, Trauer, Niedergeschlagenheit …
Ändert sich da nur die Fußstellung?
Ich wünsche viel Spaß beim Entdecken und sehe gerne Ihre Kommentare oder Anmerkungen und Fragen.
Wer noch nicht hat, ist eingeladen, in 10 gratis Lektionen die wichtigsten Grundlagen des Gehens zu erfahren: -> zum Gratis-Ballengangkurs
Wer es gerne praktisch haben möchte und sich ganz persönlich und intensiv seinem Gang- und Bewegungsmuster widmen möchte, dem empfehle ich diese Seite: Ballengang-Seminare
Es gibt auch die Möglichkeit einer Video-Ganganalyse mit exakter Rückmeldung Ihrer Bewegung aus drei Positionen ganzheitlich und Hinweisen zum Üben. – mail an: info@ballengang.de
Ihr Stefan Heisel

Ihr habt wirklich nützliche Artikel, danke für euren Dienst!:)