Wie soll ich Ballengang lernen?


oder: Der richtige Schuh wird’s schon richten …

Ballengang_Heisel_Strand1Lieber Leser,

diese Frage höre oder lese ich gerade in letzter Zeit immer häufiger.
Noch vor wenigen Jahren war der Ballengang wirklich sehr speziell und weitgehend unbekannt. Nun hat sich ein regelrechter Trend entwickelt, an seinem Gehen etwas ändern zu wollen. Mit verantwortlich ist auch der wachsende Markt der Barfußschuhe, weil diese als „gesund“ gelten, aber ohne körperliche Umstellung nicht wirklich bequem sind, bzw. sogar bestehende Probleme verstärken können.
Die hauchdünne Sohle sowie fehlende Fersenerhöhung lassen eine künstliche Dämpfung vermissen.
So wird dem frischen Barfußschuhträger das entsprechende unphysiologische Fersenaufschlagen oft ebenso bewusst wie ein Überlastungsgefühl im vorderen Fußbereich.
Durch das starke Interesse an dem Produkt (Schuh) hat sich etwas Wesentliches in unserer Branche verändert, was sich auch in der Art und Weise des Coachings zwangsläufig niederschlägt:

Bevor es die heutigen Schuhprodukte gab, die ein natürliches, nicht unterstütztes Gehen fordern, stellte sich folgende Situation dar:
Menschen mit hohem Körperbewusstsein und gleichzeitig großer Offenheit gegenüber Veränderungen von Konventionen begannen, sich verstärkt auf ihre Intuition und ihr angeborenes Körpergefühl einzulassen.
Es gab weder Literatur noch Produkte noch Anleitungen oder gar Coaches oder Seminare für natürliches Bewegen/ Gehen.
(Wenn, dann gab/ gibt es traditionelle Lehren, die dieses Thema eher stilisieren oder am Rande angehen, wie z. B. Yoga, innere Kampfkünste oder Eurythmie)

Vielmehr existiert(e) „lediglich“ ein Gefühl von Harmonie beim Bewegen im „Ballengang“, mehr Dynamik, Leichtigkeit, innere Freiheit, Gewandtheit, …

Bei mir persönlich startete sogar ein ganz neues Lebensgefühl, weil das Ablegen eines so tief verwurzelten Bewegungsmusters wie das alltägliche Gehen mir ermöglichte, ALLE Bewegungen und Haltungen in jedem Bereich wesentlich zu verbessern. 
(Mit dazu half wesentlich eine intensive Neuordnung meiner Faszienstruktur durch gute Faszientherapeuten)

Das einzige Problem zeigte sich (wie heute), dass es quasi kaum Schuhe gab, die sich mit bereits erarbeitetem Körpergefühl vereinbaren ließen. Unter Insidern empfahl man sich als „zivilisierten“ Schuh gern die leichten Modelle der Marke „Bär“ mit Nullabsatz und Zehenfreiheit. Erst später wuchs die neue Barfußschuh-Branche aus dem Laufsport heraus.

Der Vorfuß-(Barfuß)-Laufstil etablierte sich damit mehr und schuf auch Probleme. Viele Läufer begannen, sich diesen Laufstil anzueignen und bedachten dabei nicht, dass ihr Körper, insbesondere die Füße damit erst mal strukturell überfordert waren. Es häuften sich, Verletzungen, oft Ermüdungsbrüche im Mittelfuß, weil das Bindegewebe (die Faszien) viel zu schnell überlastet wurde.
Dennoch setzte sich der Barfußschuh-Trend bis heute fort, da es andererseits ja mehr als augenscheinlich ist, dass barfuß die natürlichste und letztlich gesündeste Art ist sich fortzubewegen.
Und genau in dieser Situation befinden wir uns heute:
Anstatt dass zuerst der Impuls da ist, sich natürlich zu bewegen (was ja auch mehr als das Gehen betrifft) haben wir heute in der Mehrheit ein PRODUKT als Startpunkt: den „Barfußschuh“.
Nur ändert sich durch das Tragen anderer Schuhe oder das Umsteigen auf häufiges Barfußgehen leider noch nicht das Körpergefühl. Also ändert sich auch nicht zwingend die Bewegungsqualität.
Und mit Sicherheit verbessert sich dadurch erstmal die Körperstruktur nicht die Bohne…
Was eher passieren kann (und tatsächlich häufig beklagt wird) sind Verschlimmerungen bestehender Probleme (z. B. Spreizfuß, Hallux Valgus, Rücken-, Kniebeschwerden), da die fehlende Dämpfung, kombiniert mit dem Versuch, nur anders aufzutreten, weitere Fehlbelastungen hervorrufen. Weder ist das Fußgewölbe für die neue, intensivere Belastung genügend ausgebildet, noch sind Knie, Hüfte, Wirbelsäule, Rücken, Bauch und Schultern geschmeidig genug, um wirklich als Ganzes richtig federnd und aufrichtend zu funktionieren. Genau diese veränderte Situation kann ich als Bewegungscoach immer häufiger beobachten. Während vor dem Schuh-Boom noch viele an sich bewegungsbewusste Menschen nach Feinschliff in der Bewegung und/oder nach einem Körpertuning in Form von Faszientherapie fragten, stehen inzwischen viele frischgebackene Barfußschuhträger ohne entsprechendes Körpergefühl in Seminaren oder Einzelcoachings.

Noch ein weiterer Punkt kommt hinzu, der aber mehr unserer industriellen bzw. mechanistischen Denkweise zuzuschreiben ist. Wir sind es gewohnt, seit wir die Schulbank drücken, dass wir Musterlösungen vorgesetzt bekommen, die es bei geringstmöglicher Toleranz zu KOPIEREN gilt. Die Welt wird nicht mehr selbst entdeckt, sondern uns meist ohne Lebensrelevanz synthetisch vorgesetzt. Wir sitzen fast nur noch da und lassen uns passiv von der „Wahrheit“ aus zweiter oder dritter Hand berieseln. Und wer diese „Wahrheit“ am exaktesten kopiert, enthält die bessere Bewertung durch andere Menschen.
Eigene Erfindungen oder Gedanken sind fast ebenso sehr gefürchtet wie Kreativität oder – am Schlimmsten- Fehler …?
Damit geht uns etwas sehr Wichtiges und Wesentliches verloren: Unsere Neugier und das Vertrauen in die Fähigkeit zu eigenen Empfindungen und eigener Intuition. Was uns ja eigentlich von Geburt an mitgegeben ist. Und das betrifft auch unser Körpergefühl und die Art und Weise, wie wir glauben, Bewegungen lernen zu müssen. Es wird nämlich erwartet, dass exakt zu kopierende Übungen, die regelmäßig durchzuführen sind, tiefgreifende Verbesserungen hervorrufen sollen.

Was bedeutet das für den Ballengang und das Wiedererlernen natürlicher Bewegungen?
Um überhaupt auch nur im Entferntesten auf die Idee zu kommen, etwas an seinem Gang zu ändern, bedarf es eines AUSLÖSERS. Auf meinen Seminaren frage ich immer nach, worin der Grund des Besuchs liegt, woher das Interesse am Ballengang überhaupt rührt. Und wie eingangs schon beschieben, wandelt sich dieser Auslöser mehr und mehr auf das Produkt „Barfußschuh“ und dessen richtigen Gebrauch. Während früher noch – rein mental schon – die Frage nach dem richtigen Gebrauch des eigenen KÖRPERS im Vordergrund stand.
An dieser Stelle möchte ich deshalb für alle, die bis hierher mitgelesen haben (und nur für jene macht der weitere Text Sinn) wieder erinnern, wie wir alle zu unseren natürlichen Bewegungen überhaupt gekommen sind.

Als Kleinkind waren wir ständig folgende Dinge am Tun:

– spielen

– neugierig sein -> beobachten

– Fehler machen, hinfallen, weiter probieren

– fühlen (statt denken!) -> dem „Instinkt“ folgen
Mit diesen Tätigkeiten und Qualitäten lernten wir leicht und ganz von selbst Folgendes:
# krabbeln

# drehen

# perfekt aufrichten

# perfekt hocken

# perfekt sitzen

# perfekt stehen

# hüpfen

# klettern

# bauen

# malen und zeichnen

# singen
(Ergänzen Sie gerne …)

Dabei findet außer bei Sprache und zum Teil beim Gehen alles rein aus eigenem Antrieb ohne direkte Nachahmung statt. Wir sind quasi perfekt ausgestattet und erreichen ohne Coach, ohne Sportlehrer und Physiotherapeuten die wichtigsten Basis-Skills des Menschseins.
Leider geht sehr vieles davon in dem Moment verloren, wenn es damit anfängt, dass man uns Dinge vorsetzt, die nicht selbst ausprobiert werden konnten. Und wenn wir von einem Tag auf den nächsten mit sechs Jahren für fünf Stunden täglich an einen Stuhl gefesselt sind und einen kleinen Stift an die Hand gebunden bekommen, der dann „richtig abkopieren“ soll. Selbst das Bewegen des Körpers (Sportunterricht) folgt von nun an Kategorien wie „richtig“ und „falsch“ und steht plötzlich in Relation zu den Leistungen anderer. Es geht also nicht mehr darum, sich selbst zu erfahren, sondern von sich abzusehen und den Vergleich zu anderen zu betrachten und dazu noch von Dritten beurteilt zu werden. So wird die noch vorhandene Intuition sukzessive zugunsten eines reflektierten „es anderen Recht tun“ abgebaut.

Liebe Leser, sollten Sie Interesse an Ihrem persönlichen natürlichen (also auch leichten und mühelosen) Gehen haben, dann sind Sie gut beraten, sich NICHT an jenes von außen gesteuertes „Anleitungslernen“ zu halten, sondern sich genau davon wieder zu lösen und das spielerische Entdecken, Probieren und Fehler machen wieder zu wagen! Je leerer Ihr Kopf dabei ist, desto größer die Chance, sich selbst nah zu kommen. Und umso erfolgreicher finden Sie auch Ihren „Ballengang“.
Lassen Sie also Ihr Gehen von gar keiner Schuhmode oder gar Ideologie oder einem Zeitgeist bestimmen. (Ja, auch und gerade Ideologien geben willkürlich vor, was für alle Menschen oder eine Gruppe davon „richtig“ sein soll – meist aber mit dem Hinweis, wie „falsch“ oder gar „dumm“ doch andere sind, um sich selbst im Wert ihres Tuns zu erhöhen).

Nein – Finden Sie es doch selbst für sich heraus, was auch immer Sie dazu gebracht hat, überhaupt darüber nachzudenken! In dem Fall sind auch Schuhe ganz toll, wenn sie zur Reflexion anregen und Menschen dazu bringt, sich die Sache mit dem eigenen Körper doch mal genauer anzusehen.

Daher mein Vorschlag an alle Ballenganganfänger oder jene, die im Moment an der „exakten Ausführung“ scheitern:

Stellen Sie sich (am besten barfuß) so hin, wie Sie sich am Ausgewogensten fühlen und wippen Sie auf der Stelle. Mit so vielen Gelenken wie möglich. Jeden Tag, wenn Sie möchten, und sei es nur eine Minute oder weniger.

Ich verspreche Ihnen: Irgendwann macht es „Klick“ und Sie wollen unbedingt wissen, wie denn der erste Schritt nach vorne wirklich funktioniert ….

Viel Spaß am Entdecken!

Mit herzlichem Gruß

Stefan_Heisel_Bodymotic
Ihr Stefan Heisel

 

PS: Neue Seminare in 2018:

http://seminare.ballengang.de 

Ballengang in Barfußschuhen?


Die idealen Schuhe für Ballengang sehen genau so aus:

Barfußschuhe zum richtigen Gehen im Ballengang
Barfußschuhe zum richtigen Gehen im Ballengang

Liebe Leser,

seit ein paar Jahren hat sich ein neuer Markt innerhalb der Schuhindustrie etabliert, der Rubriken wie „Barfußschuhe“ oder „Minimalschuhe“ nennt. Zielgruppe sind Menschen, die ihr Bewusstsein auf mehr Körpergefühl und Körperbewusstsein gelegt haben und beispielsweise daher viel mehr barfuß gehen oder auch laufen. Einige Menschen bewegen sich sogar fast nur noch ausschließlich barfuß. Die anderen, die zwar spüren, dass barfuß ein unvergleichlich besseres Körpergefühl erzeugt, die aber dennoch gerne etwas an den Füßen hätten (alleine zum Schutz), benötigen eine Art Kompromiss.

Also so etwas wie einen Schuh, der eigentlich irgendwo doch keiner ist. Und ein super Begriff dafür ist das Paradoxon „Barfußschuh“ (Er heißt nicht so, weil man ihn ohne Strümpfe tragen kann, sondern, weil er sich „wie barfuß“ anfühlen soll)

Alleine schon von der Begrifflichkeit gibt es es so etwas nicht. Da passt „Minimalschuh“ schon viel besser, weil hier ehrlich von einem Schuh die Rede ist, der versucht, nur soviel an Material um den Fuß zu packen, wie technisch derzeit möglich.

Letzten Endes ist es aber völlig gleich, welchen Namen man dem Schuh gibt, es bleibt ein solcher, besonders, wenn das Design dann auch noch so gestaltet ist, dass er von außen möglichst so ausschaut wie ein wirklicher „stinknormaler“ Schuh, ohne den Anspruch auf besonderes Gehgefühl zu erheben.

Also: Der handelsübliche Barfußschuh soll folgendes leisten:

– den Fuß so wenig wie möglich vom barfuß-Zustand entfernen (leicht; ohne Einengungen; flache, dünnstmögliche flexible Sohle)

– er sollte haltbar sein und sich nicht zu schnell ablaufen (Sohlenbeständigkeit)

– er sollte warm genug halten in der kalten Jahreszeit

– er sollte nicht sehr auffällig gegenüber dem Mainstream aussehen (denn sonst könnte man gleich barfuß gehen 🙂 ) Es sei denn, es handelt sich um einen reinen Outdoorschuh, den man in der zivilen Welt ohnehin nicht trägt. Wobei man dann ja kaum noch Gründe hat, nicht gleich barfuß zu gehen oder zu laufen ….

Mit anderen Worten, der Schuh muss sich zwischen dem, was er können soll und welchen Schein er erwecken soll, regelrecht verbiegen.

Und wozu das alles? Damit der Träger des Schuhs der Illusion erlegen ist, einen per definitione und verbrieften einzig vernünftigen Schuh für natürliches Gehen zu tragen 🙂 ….

Da schon das Tragen von Baumwollsocken die feinen Wahrnehmungen von Fußsohle und Zehen nahezu komplett ausschaltet, erübrigt es sich, zu hoffen, dass eine wenige Millimeter dicke Ledersohle den Fuß irgendetwas wesentliches vom Untergrund spüren lässt. Das kann man auch damit vergleichen als würde man Handschuhe von mindestens 3 mm Dicke tragen und dann ohne zusätzliche Pflegekraft seine täglichen Verrichtungen zu meistern. (Die Hände verfügen über eine ähnliche sensible Nervenstruktur wie die Füße, auch wenn bei uns die Füße andere Aufgaben haben.)

Also was soll man jetzt konkret tun, um eine andere Wahl zu haben als ein reiner Barfußgänger durch alle Jahreszeiten und alle Begebenheiten zu werden? Auch sehr einfache „Naturvölker“, insbesondere solche, die in kälteren Regionen der Erde leb(t)en, waren Schuhträger und gleichzeitig hervorragende Läufer. Ihre Schuhe hatten gegenüber 99% unserer Schuhe, egal wer sie herstellt, einen entscheidenden Vorteil:

Sie sind absolut und ausschließlich ZWECKGEBUNDEN und gleichzeitig perfekt aus den zur verfügung stehenden RESSOURCEN hergestellt. Schuhe, die die Jäger in irgendeiner Weise behindert hätten, bedeuteten eine geringere Jagdausbeute und damit weniger Überlebensschancen. Hierzu gibt es aber in der späteren Kultur keine Notwendigkeit mehr und Schuhe wurden zum modischen und standesmäßigen Accesoire ohne wirkliche Zweckgebundenheit, die mit Gehen oder Laufen zu tun hat. Zunächst für die Wohlhabenderen als Statussymbol (barfuß galt bekanntlich als Zeichen der Armut und ist es heute IMMER NOCH!)) Später konnten Schuhe industriell sehr günstig und in sehr schlechter Qualität aber mit gutem (also der Gesellschaft angepasstem) äußeren Erscheinungsbild quasi an jedermann abgegeben werden. WELCH EIN FORTSCHRITT! … 🙂

In den letzten Jahren hat sich abgezeichnet, dass Schäden an den Füßen durch den Verursacher selbst, nämlich den Schuh, auch angeblich wieder behoben werden können: Die Geburtsstunde des Fußbetts und der orthopädischen Einlagen. (Sicherlich gibt es angeborene Handicaps, die tatsächlich durch Prothesen oder Orthesen eine unersetzliche Hilfe erfahren, aber das soll hier nicht Thema sein) Obwohl Ärzte immer wieder das Barfußgehen als beste Therapie und Prophylaxe für sämtliche selbstverursachten Haltungen und Fußschäden empfehlen, gebietet die Industrie/Wirtschaft auch gleichzeitig, im Grundsatz sinnfreie Prothesen für jedermann zu verordnen/verkaufen und zu produzieren. Heute sind wir gerade in dem Trend, dass viel einfallsreichere Produkte rund um den Fuß vertrieben werden, bloß um die einfachste Lösung (barfuß) kostenintensiv zu umgehen. Seien es konvex abgerundete Sohlen (die mittlerweile gar nicht mehr vom ursprünglichen Markteinführer empfohlen werden, aber immer noch aufgrund der erzeugten Nachfrage fleißig produziert werden) oder seien es Schuhe mit extrem weicher federnder Innensohle, Schuhe und Strümpfe mit einzelnen Zehen, oder mit rekordverdächtig dünnen Sohlen aus teils natürlichem und teils sythetischem Material. Ja, sogar Sportschuhe, die die Muskulatur so anregen, dass man davon abnehmen soll, werden angeboten.

Aber wie soll man sich noch zurechtfinden als jemand, der seit langem oder kurzen genau spürt, was seinem Körper an Gehbewegung gut tut und feststellt, dass dies nur barfuß richtig möglich ist?

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Dazu gebe ich drei Tipps, die auch inhaltlich auch gegen Ende des Email-Kurses nach etlichen Lektionen zuvor noch differenzierter gegeben werden:

1. Seien Sie sich darüber bewusst, welche Eigenschaften Schuhe auf gar keinen Fall haben sollten, wenn Sie sich damit fortbewegen möchten. Als Wichtigstes wären zu nennen:

Absätze bzw Sprengung, egal wie niedrig (Veränderung der Körperstruktur -> bergab-Effekt)

steife Sohle (keine Ballennutzung möglich)

seitliche Eineingung des Vorfußes und der Zehen (Gleichgewichtsverlust, Eingeschränkte Ballenfunktionalität und Gefahr von Deformationen)

Schaft über die Knöchel (Einschränkung des Sprunggelenks und der Ballenfunktion)

künstliche Materialien (Stinkfüße, Entzündungen, chemische Rückstände durch die Haut)

2. Bestimmen Sie für sich, welche Eigenschaften ihr Schuh, je nach Zweck, auf jeden Fall haben sollte, z.B.

– sollte er in jedem Fall bequem sein, und er sollte genau passen; dann sollte lange nichts folgen und dann

– sollte er seinen Zweck (also weshalb Sie nicht gleich barfuß gehen) gut erfüllen: Wärme, Schutz, Bauart (z.B. zum Motorradfahren, Tanzen, Schneewandern, ….)

– sollte er zu ihrer Persönlichkeit passen und nicht einem Trend folgen (was sehr schwer zu unterscheiden ist, weil Trends unterbewusst wirken)

3. Sobald Sie irgendwelche Schuhe tragen, müssen Sie ihr GANGMUSTER DEM SCHUH ANPASSEN!!

Immer wieder werde ich gefragt, in welchen Schuhen denn der Ballengang am besten funktioniert, so dass man „wie barfuß“ damit geht. Die Antwort lautet: Ihr Körper wird sich auf jedes einzelne Paar Schuhe immer wieder neu einstellen müssen! Ohne Ausnahme und ohne „einfacheren Weg“.

Das bedeutet klartext: Wie schon des Öfteren erwähnt, ist das Gehen ein Prozess, der aus jeder Faser des Körpers unterstützt wird. Desweiteren wird auch die Schwerkraft und die besondere Anatomie unseres Aufrechtseins zur Erleichterung des Gehens genutzt. Jeder wird festgestellt haben, dass er barfuß auf Sand ganz anders laufen muss als auf Gras und da wieder anders als auf Stein oder Fels und wieder ganz anders, wenn er durch Wasser watet. Und genau so verhält es sich mit unterschiedlichen Schuhen!

Mal müssen Sie mehr die Knie einsetzen, mal mehr das Sprunggelenk, mal mehr die Ferse, mal mehr den Ballen, mal laden Schuhe, je nach Untergrund regelrecht zum hüpfen ein, und ein anderes mal kann man nicht anders als zu trotten. Das ist ganz normal und ist auch insofern nicht „schlimm“, solange es immer eine ABWECHSLUNG gibt.

Die Kunst liegt hier darin, seinen Körper in jedem Fall so effizient und damit natürlich, wie es die Umstände gebieten, bewegen zu können. Und genau das ist auch der Grund, weshalb es viel Sinn macht, sich mit der Beweglichkeit seines Körpers – auch in Nuancen- auseinanderzusetzen.

Und ich denke, deshalb sind Sie, lieber Leser ja auch hier zu Gast! 🙂

Also, gehen Sie (im Ballengang) mit offenen Augen durch die Geschäfte und begutachten Sie Schuhe nach den oben genannten Kriterien, ungeachtet von Trends oder Marken (es sei denn, dies gehört zu Ihrer Persönlichkeit).

Ich selbst mache damit sehr gute Erfahrungen, finde in den ungeahntesten Momenten im Augenwinkel genau dann einen super Schuh, wenn ich eigentlich gar nicht damit rechnete. (wie das meistens der Fall ist, wenn man etwas bestimmtes sucht 😉 )

Ich wünsche Ihnen viel Glück und Erfolg bei der korrekten Schuhwahl. Am besten wäre ja der oben abgebildete Schuh, ganz ehrlich!

Viele Grüße, Stefan Heisel

PS: Ich empfehle zu diesem Thema auch die Teilnahme am email-Fernkurs

>„Richtig Gehen Lernen im Ballengang“<-

Ballengang lernen im Tango Argentino


Hallo liebe Leser,

heute schreibe ich schon wieder ein wenig über den Tango Argentino und das Gehen lernen in dieser Bewegungskunst. Denn ich habe einen wirklich guten Blogartikel einer Tangobegeisterten gefunden Was die Tango-Studentin beschreibt ist eigentlich kein Tango Argentino, sondern es ist unsere Natur, unsere jedem innewohnende Körperintelligenz (die ja leider bei sehr vielen Menschen abhanden kommt). Deshalb freute mich dieser sehr schön artikulierte Artikel ganz besonders und ich möchte ihn euch nicht vorenthalten. Viel Spaß beim Lesen, staunen, nicken oder schmunzeln!

Mit freundlicher Genehmigung der begeisterten Bloggerin toscabelle :

(Hervorhebungen von mir)

„Zu Beginn jeder Tango-Stunde lässt mein Lehrer mich GEHEN. Er behauptet, für das Tango Tanzen muss man GEHEN lernen – das ist sozusagen die wichtigste Grundzutat, ohne der keine Figur, keine Schritte zu einem wirklichen Tango werden. Von vielen Jahren ist die Rede, die man braucht, um das zu lernen und mein Herz sinkt mir in die Kniekehlen. Warum um Himmels willen muss ich neu GEHEN lernen – bin doch bisher ganz wacker durch mein Leben gegangen!

Aber da ich ja nun mit dem Tango-Fieber infiziert bin, versuche ich, auch zwischen den Stunden wann immer möglich die Bewegungen zu üben. Und was ist nahe liegender, als eben auf das GEHEN zu achten? Ich gehe also anders durch die Welt, achte auf dem Weg zum Supermarkt, beim Spazieren gehen auf den neu gelernten Gang und bin beeindruckt vom Resultat – mein Gang und mein Körpergefühl verändert sich. Ich gehe aufrechter, etwas mehr nach vorne ausgerichtet, mit einer viel weicheren Hüftbewegung und fühle mich ausgesprochen wohl dabei.

Nur langsam beginne ich zu begreifen, warum das so ausgiebig geübt wird.

Da ist die erste Ebene: Beim „normalen“ GEHEN setzen wir die Füße etwas schräg auseinander, nie parallel oder gar ein Fuß vor dem anderen. Beim Tanzen brauchen wir einen solchen parallelen schmalen Schritt, um nicht wie angetüdelt von rechts nach links zu schwanken. Wir versuchen also, die Schritte parallel auf einer gedachten Linie zu setzen. Das ist ungewohnt und braucht Übung. Soweit so gut.

Aber nun kommt noch eine zweite Ebene hinzu: wir versuchen, die Füße nicht mit dem Hacken zuerst aufzusetzen, sondern recht flach mit den Ballen zuerst. Es mutet ein wenig wie Schleichen an. Die meisten Menschen in unserem westlichen Kulturkreis setzen beim Gehen zunächst den Hacken auf und rollen dann mit dem restlichen Fuß ab. Beim Tango-Tanzen haben wir allerdings fast ständig 90% unseres Gewichtes auf den Ballen. Das macht uns flexibel und wendig, offen für jede neue Bewegung, für jeden Impuls. Gleichzeitig viel stabiler.

Beim Durchforsten des Netzes bin ich über den Begriff BALLENGANG gestolpert. Forscher haben beobachtet, dass generell Kinder oder aber Menschen, die viel barfuß gehen, beim GEHEN zunächst den Ballen des Fußes aufsetzen und erst dann zur Ferse abrollen. Dies ergibt einen weichen Gang ohne viel Erschütterungen. Mit dem Tragen von Schuhen verändert sich der Gang – es wird zuerst die Ferse aufgesetzt und dann über den restlichen Fuß abgerollt. Laut den Forschern führt die starke Erschütterung beim Aufsetzen der Ferse zu Haltungsproblemen, da die Kraft des Aufsetzens direkt und ungefedert an die Gelenke bis zur Wirbelsäule weiter gegeben wird und dort Schäden verursachen kann. Beim Ballengang hingegen wird die Kraft abgefedert. Anscheinend ist das der „natürlichere“ Gang, der zu einer aufrechteren, dynamischeren und selbstbewussteren Haltung führen soll. Hier kann noch mehr über den Ballengang nachgelesen werden: [Verlinkung auf diesen Blog)

… Zurück zum Tango. Beim GEHEN LERNEN für den Tango lernen wir also eigentlich eine natürliche, leider verlernte Art und Weise zu GEHEN, die uns aufrechter und mit besserem Gefühl für den Körper-Mittelpunkt bewegen lässt. Dabei wird nur vordergründig die Art und Weise zu GEHEN verändert, viel wichtiger ist das Körpergefühl, welches so nachhaltig verändert wird und überhaupt erst den Grundstock für das Tango-Tanzen legt.

Auch wenn es also 10 Jahre dauert, bis ich richtig GEHEN kann, jeder Schritt lohnt sich und verändert mein Körpergefühl und die Selbstsicherheit in meinen Bewegungen. Ich tanze weiter heimlich Tango auf dem Weg zum Supermarkt… „

Quelle: http://icantango.blogspot.de/2013/01/gehen-lernen.html