
Guten Tag, liebe Leser
heute möchte ich mit einer Serie beginnen, die sich mit dem konkreten Erlernen des Gehens beschäftigt.
Ja, Sie haben richtig gelesen mit dem ERLERNEN des Gehens….
Normalerweise lernen gesunde Menschen das Gehen ohne jegliche Anleitung und ohne Unterstützung oder sonstige äußerliche Einmischung ganz von selbst. (Von Ausnahmen bei vorliegenden Beeinträchtigungen organischer oder anatomischer Art sehe ich ab, da in solchen Fällen unter Umständen völlig andere Vorgänge ablaufen, die sehr wohl angemessener Hilfestellung von außen bedürfen!)
Nämlich als Kleinkind in einer von der Evolution in Millionen Jahren herangebildeten Anpassung an den aufrechten Gang. Das Gehen selbst ist eine konsequente Fortsetzung aller vorangehenden Entwicklungsschritte vom Anheben des Kopfes, über das Drehen im Liegen, das selbständige Sitzen, das Krabbeln (was nicht zwingend vor dem Gehen kommt), das sich Hochziehen, das freie Stehen. Diese evolutionäre Anpassung erforderte die Fortbewegung auf sehr unterschiedlichen Untergründen (Steppe, Wald, Gräser, Sand, Felsen, Steine, …) und erforderte auch sehr unterschiedliche Aufgaben (Klettern, Schleichen, Pirschen, Fliehen, Wandern, …) Es bestand in den wenigsten Fällen eine Notwendigkeit, die Füße mit mehr als sehr dünnem Leder oder Fellen gegen Kälte zu schützen. Auch bestanden zunächst keinerlei Bräuche, die die Funktion des Körpers beeinträchtigten. (Gebundene Füße, „Giraffenhälse“ etc)
Dieses selbstständig lernende Kleinkind erlebt also seine Umwelt, je nachdem wo es geboren wurde oder aufwächst, und diese Umwelt beinhaltet HEUTE fast ausschließlich feste begradigte Wege aus Stein, Teer, Beton, Holz oder Kunststoff in einer Ebene mit ausgeglichenem Gefälle. Seine Füße werden sofort in Schuhe gesteckt, selbst dann, wenn es noch gar nicht laufen kann. In manchen ungünstigen Fällen wird es viel zu früh zum Stehen und Laufen „animiert“ bzw. trainiert, eine Weile lang sogar in „Laufstühle“ gesetzt (was zum Glück extrem nachgelassen hat) und es wird auf geometrisch exakte Stühlchen gesetzt, weil man ja „am Tisch“ gemeinsam isst. Um das Kind herum sind lauter Menschen, die wie das Kind selbst in dieser Umgebung aufgewachsen sind, und ebenso abwechslungsarm und „standardisiert“ den „Schuhgang“ demonstrieren. Selbst in der warmen Wohnung werden Hausschuhe getragen, die Absätze haben oder die mit den Zehen gehalten werden müssen und so das natürliche Bewegungsbild verzerren. Was bleibt diesem Kind also übrig, als sich den äußeren Begebenheiten anzupassen und aus der großen Vielfalt, die es noch beim instinktiven Gehenlernen innehatte, einen ebenso standardisierten Gang herauszufiltern, der mit den Schuhen und dem Planboden in einer ausgeloteten und geglätteten Umwelt abgestimmt ist. Die Bewegungsfähigkeit stumpft also mehr und mehr ab, ganz besonders von den Füßen ausgehend.
Folglich verliert das Kind in seinen ersten Lebensjahren immer mehr einen sehr wichtigen Bezug zu Bewegung und bekommt von seinen Mitmenschen, die sich ebenso unisono bewegen, die Bestätigung, dass alles seine Richtigkeit hat. (Genauso wie es seine Richtigkeit hat, alle möglichen „Verschleißerscheinungen“ am Bewegungsapparat zu erwerben)
Irgendwann wird das Kind vielleicht als Erwachsener auf gewisse Dinge aufmerksam, entweder durch eigenes Fühlen und Erkennen oder durch Informationen von außen, die darauf hindeuten, dass das moderne Leben mit den Dingen, die von der Wurzel wegführen, auch seine unguten Seiten hat. Wieso habe ich mit 21 Rückenschmerzen? Wo kommt mein Knickfuß her? Wieso schmerzt mein Knie nach 20 Minuten Gehen? Wieso bekomme ich immer öfter Blasen an die Füße? Wieso habe ich regelmäßig Migräne? Und so fort, die Themenbereiche gehen natürlich auch weit über die Ebene der reinen Bewegung hinaus.
Um diese negativen Auswirkungen des modernen Lebens möglichst weit zu reduzieren muss man sie zunächst einmal als solche erkennen. Da Sie, verehrter Leser, sich mit diesem Blog beschäftigen, sind Sie schon mal in der glücklichen Situation, diese Voraussetzung zu erfüllen. 😉 Der nächste Schritt besteht darin, Informationen zu sammeln und Dinge zu ändern. Und hier sind wir wieder am Ausgangspunkt gelandet: Etwas zu verändern ist das Resultat von LERNPROZESSEN. Oder anders gesagt:
Wenn ich nichts ändere, habe ich auch nichts gelernt!
Wir beschäftigen uns in diesem Blog um das Gehen, speziell um den Ballengang und allem, was man dazu wissen muss, um ihn schließlich auch umzusetzen. Als Erwachsener ist es wesentlich anspruchsvoller, ein derart eingeprägtes Muster wie das Gehen oder Laufen, das millionenfach ausgeübt wurde, zu verändern. Also ist hier richtiges LERNEN bzw. UMLERNEN oder auch NEU-ERLERNEN nötig. Wie jedes Lernen ist leider auch dieses mit einem gewissen Maß an „Arbeit“ verbunden.
Wir wollen uns aber diese „Arbeit“ so angenehm wie möglich machen und uns das Lernen nahtlos in den Alltag einbauen. So erhält man eine sehr lange Übungszeit sozusagen nebenbei geschenkt, ohne wesentlich mehr Zeit zu investieren.
Ich möchte Ihnen die Reihe „Gehen Lernen“ in der nächsten Zeit anhand ausgesuchter, jederzeit umsetzbarer Tipps auf diesem Blog präsentieren.
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Viele Grüße und einen hoffentlich baldigen wirklichen Frühlingsbeginn!
Stefan Heisel