heute möchte ich Ihnen eine ganz besondere Erfahrung mit ganzkörperlichem Gehen in Verbindung mit Faszientherapie vorstellen.
Wenn die Wirbelsäule an sich bereits krankheitsbedingt versteift ist, können wir durch sie nicht mehr Abfedern und ein zusätzlich harter Gang aus den Füßen und Beinen heraus belastet den Körper dann noch mehr.
Hier wird ganz besonders deutlich, dass „Ballengang“ etwas anderes ist, als es im Begriff suggeriert wird. Die hauptsächlichen Vorgänge finden nicht in den Füßen statt, sondern vor allem im Rumpf.
So dachte sich das auch Peter H. und wandte sich in hohem Alter an mich…
Hier sein Bericht:
„Ausgangssituation
Nach jahrelanger nahezu unauffälliger Entwicklung eines ‚Hallux Valgus‘ hat sich dieser dann innerhalb weniger Monate operationsreif entwickelt (großer Zeh hat sich auf den Nachbarzeh geschoben). Bei der Suche nach alternativen Möglichkeiten habe ich im Internet mehrere Hinweise gefunden auf das
Barfußgehen.
Dem war ich total entwöhnt, so dass der Genusswert meiner ersten Versuche äußerst bescheiden war. Meine Frau war wohl von meinem Bemühen beeindruckt, hat sich umgehört und mir das Buch von Sabrina Fox ‚Warum ich barfuß gehe‘ geschenkt. Dieses Buch hat mich fasziniert und motiviert, mehr über das Barfußgehen zu erfahren. Also: Internet befragen. Unter zahlreichen,
interessant wirkenden Artikeln hat mich dann Dein Artikel über das natürliche Gehen im Ballengang am meisten angesprochen. Dein Seminar zum Ballengang online lernen kam genau richtig. Dies vor allem, weil ich von dem Ballengang erhoffen konnte, dass mein durch MB (Morbus Bechterew) versteifter Rücken von den ‚Hackengang‘-Stößen entlastet wird. Somit neues Thema:
Ballengang:
Das hört sich einfach an, war aber leichter gesagt als getan. Dazu kommt, dass ich den Ballengang auch auf das mir lieb gewordene und als MB-Therapie notwendige alltägliche Laufen anwenden wollte. Also rein in die extra gut stoßgedämpften und seitenstabilen Laufschuhe und einfach an Stelle mit der Ferse mit dem Ballen aufgetreten. Das ganze intervallmäßig und schön langsam gesteigert.
Um das Ergebnis vorwegzunehmen: ich habe etwa 3 Monate durchgehalten – es war die Hölle.[Anm: Ja, die Fußarbeit / Landung spielt eine untergeordnete Rolle und trägt nicht zum eigentlichen Ballengang bei]
Nach dem Motto: nicht verzagen – Stefan fragen ergab sich dann, dass eines Deiner
Seminare hilfreich sein könnte oder/und auch eine Faszienbehandlung.
Das nächste Seminar war meinerseits terminlich nicht möglich, wohl aber die
Faszienbehandlung:
Trotz Deiner Beschreibung konnte ich mir darunter eigentlich nichts vorstellen. Und Deine Aussage, dass die Faszienbehandlung keiner Wiederholung bedarf war für mich nach unterschiedlichsten Therapien über mehrere Jahrzehnte einfach unvorstellbar.
Heute, etwa 2 Jahre danach, genieße ich das Ergebnis Deiner Faszienbehandlung, ausgedrückt in einer begeisternden ganzkörperlichen Elastizität, die meine tägliche Gymnastik, das Gehen und das Laufen und auch ganz gewöhnliche Alltagsbewegungen zur Freude macht. Beispiel dafür kann vielleicht auch sein,
dass ich heute früh das vierte mal in diesem Monat ‚echt barfuß‘ gelaufen bin.“
In dem Beitrag geht es darum, dass Christoph Anders von der Uniklinik Jena mit Hilfe von sehr aufwändigen Messgeräten feststellt, dass ein Mensch die durch das Gehen verursachten Stöße mithilfe der Rückenmuskulatur abfangenmuss. Und genau diese Koordination durch messbare Schwäche in anderen Muskeln, insbesondere der Bauchmuskeln, nicht richtig funktioniert.
Als Fazit wird dazu geraten, sich generell mehr zu bewegen und so immer wieder den ganzen Körper trainiert zu halten.
Zunächst möchte ich hervorheben, dass ich solche Reportagen generell sehr gut finde!
Denn einerseits wird endlich darauf aufmerksam gemacht, dass die Mehrzahl der Schmerzen nur auf uns selbst zurückzuführen sind, also auf die Nutzung unseres eigenen Körpers.
Zum anderen wird darauf hingewiesen, dass eine ausgewogene Bewegung im Alltag bereits sehr viel Positives bewirken kann.
Interessanterweise zeigt gerade dieser Film einen äußerst gravierenden Fehler im Bewegungsmuster auf, stellt diesen als völlig normal hin und versucht daraufhin schlusszufolgern, wie man diesen durch andere Körperfunktionen ausgleichen könne.
Das ist aber meiner Meinung nach ein großer Irrtum und geht völlig an den Ursachen des beschriebenen Grundproblems vorbei!
Wenn Sie sich bereits ein wenig mit Ballengang beschäftigt haben, dann sehen ab etwa Minute 3, dass die junge Frau durch ihr die ganze Zeit über deutlich hörbares (und natürlich auch durch die Apparate indirekt messbares) Fersenpoltern ganz erhebliche Stöße auf ihre Wirbelsäule überträgt. Auch zeigt der Film in einer sehr guten Tricksaufnahme, wie sich diese Stöße über die Ferse auf den Rücken übertragen und damit unter anderem auch Stress in Gelenken und Muskeln auslösen.
Diese Art Stöße können jedoch von der Wirbelsäule selbst nicht wirksam abgefangen werden, auch nicht mit austrainierten Muskeln am ganzen Körper.
Test:
Um dies eindrucksvoll herauszufinden, halten Sie sich einfach (falls nicht bereits getan) beim Gehen über die Ferse die Ohren zu und lauschen sie dem dumpfen Stoß bei jedem Schritt.
Danach wiederholen Sie die Hörprobe, indem sie auf dem Vorfuß gehen, soweit Ihnen das zur Zeit möglich ist.
Die Antwort nach dem richtigen Umgang mit Ihrer Wirbelsäule ist also nicht primär in einer untrainierten Muskulatur zu suchen, sondern vor allem im korrekten funktionalen Umgang mit unserem Körper. Selbst vermeindlich gut austrainierte Sportler gehören zu den nicht ergründbaren Rückenschmerzkandidaten und suchen Rat bei Menschen, die sich mit ganz normalen Alltagsbewegungen besonders gut auskennen.
Menschen die sich im Ballengangbewegen können, kennen keine durch Gehen verursachte Belastungirgendwelcher Gelenke. Sie ermüden auch weit weniger und entwickeln im fortgeschrittenen Stadium mehr Kraft und Energie bis ins hohe Alter. Der Effekt ist unmittelbar spürbar, steigert sich mit der Zeit und ist somit authentisch.
Interessanterweise wurden im Film auch in keiner Weise die getragenen Schuhen betrachtet, die aufgrund von Absätzen und unphysiologoscher Passform einen erheblichen ursächlichen Anteil an Funktionsstörungen und/oder Deformationen haben.
-> Bei so vielen Fehlern:
Warum gefiel mir gerade dieser Film so passend für diesen Blog?
Ganz einfach: Falls Sie Neuling sind und sich noch nicht viel mit natürlichem Gehen beschäftigt haben, werden Sie durch meine „bodymotische“ Beurteilung auf eine neue Sichtweise aufmerksam gemacht, die den meisten aufgrund ihrerer Erfahrungen in Schule und Sportverein, aber auch bei Ärtzten und Physiotherapeuten unbekannt sein dürfte.
Falls Sie sich bereits mit Ballengang beschäftigen und diesen praktizieren, dann haben Sie mit diesem Film eine sehr gelungene Bestätigung Ihres Tuns vor Augen.
In jedem Fall wünsche ich Ihnen viel Spaß und jede Menge eigene Gedanken bei der folgenden Reportage des SWR: „Die wahren Ursachen von Rückenschmerzen“.
Viele Grüße an alle Leser(innen) und nochmals Dank an Dirk Beckmann für den guten Filmtipp!
PS: Falls Sie gerne den Ballengang unter kompetenter schriftlicher Anleitung ausprobieren wollen, lade ich Sie hiermit herzlich zu unserem wöchentlichen Emailkurs ein! Gratis und nur solange Sie möchten 🙂
Der amerikanische Professor Daniel Lieberman von der Harvard Universität ist praktizierender Ballenläufer.
In seiner Videodokumentation verdeutlicht er mit Hilfe moderner technischer Messmethoden den Unterschied bei der Belastung im Ballenlauf und Fersenlauf.
So entsteht beim Fersenlauf eine nahezu ungbremste Belastung am Anfang jedes Schrittes, der beim Ballenlauf komplett ausbleibt.
Sehen Sie sich im nun folgenden Kurzfilm vor allem die Zeitlupenverläufe der beiden Laufarten an, lassen Sie es auch mittels Maushalten auch vorwärts und rückwärts sehr langsam laufen.
Vergleichen Sie den mit bloßem Auge deutliche sichtbaren Unterschied in der Bewegungsdynamik.
Als Anmerkung sei hinzugefügt, dass der Film sich nur mit dem LAUFEN beschäftigt. Unser BallenGANG lässt sich von der Belastung her darauf übertragen- Allerdings funktioniert das Gehen als Alltagsbewegung und dem damit verbundenen Anforderung und Auswirkung auf die Wirbelsäule etwas anders 😉
„…Kleine Kinder machen es noch richtig. Ohne Schuhe laufen sie von Natur aus im sogenannten Ballengang.
In das gleiche Bewegungsmuster verfällt auch der ausgewachsene Fuß, befreit man ihn von einer engen Hülle: Bei jedem Schritt setzt der Läufer mit dem Vor- oder Mittelfuß auf. Erst danach berührt die Ferse den Boden. In dieser Reihenfolge kann der Ballen seine Wirkung als perfektes Federelement entfalten. Unter dem Druck geht der Vorfuß in die Breite, die Zehen spreizen sich.
Das erspart dem Körper den Rückstoß in die Wirbelsäule. Beim Abdrücken wiederum wirkt das System umgekehrt. Die Fußmuskeln ziehen sich zusammen und sorgen für extra Schwung. Das entlastet die Beinmuskulatur und schont die Kniegelenke.
Der Ballengang lindert sogar das Verletzungsrisiko. Denn starke Fuß- und Zehenmuskeln mindern die Belastung für einzelne Knochen und Bänder. „Die häufigsten Verletzungen treten an der Achillessehne auf. Vor allem dann, wenn Schuhe den Fuß stark auf der Innenseite stützen“, erklärt Uwe Wegner, leitender Arzt des deutschen Leichtathletik-Verbandes. Normalerweise rollt der Fuß über den großen Zeh ab. Viele Schuhmodelle lenken diese Bewegung aber auf die Außenkante um. Der große Zehenbeuger, einer der wichtigsten Muskeln im Fuß, ist dann kaum noch gefordert.