Schwungvoll durch den Alltag: Warum Variation der Schlüssel zu besserer Bewegung ist


Hallo liebe Leserinnen und Leser!

Habt ihr schon einmal Menschen beim Joggen, Gehen oder bei anderen alltäglichen Tätigkeiten beobachtet? Ich tue das oft und mir ist aufgefallen, dass viele von uns unbewusst monotone Bewegungen ausführen.


Wie meine ich das? Beispiel: Ich schlendere in der Abendsonne auf einem ländlichen Weg am Rande von Mannheim. Während ich die Umgebung bewundere, den Autos auf der naheliegenden Autobahn lausche und mich hier und da umdrehe, stehenbleibe, mal etwas flotter, dann wieder vorsichtig voranschreite, kommt mir ein Jogger entgegen. Den Blick nach unten gesenkt, sichtlich angestrengt und in einer gewissen Lethargie befindlich. Ich bleibe abermals stehen und sehe ihm eine Weile nach…. Nicht etwa wegen des Laufstils, sondern weil ich meinen Fokus dieses mal auf die Art und Weise gelegt habe, dass er seit ich ihn von weitem schon kommen sah, in dem immer gleichen Trott trabte. Gleiche schleppende Schritte, gleiche Armbewegungen, konstante Kopfhaltung leicht nach unten. Auch mich sah er nicht an (zum Beispiel um kurz grüßend zuzunicken). Nein er zog das komplett durch. Ein wenig fragte ich mich, weshalb er das tat, denn Joggen wird ja durchaus zur Prävention vieler altersbedingter Beschwerden oder etwas zum Abnehmen allgemein empfohlen… jedoch, ganz egal, wozu es gut sein soll: Muss man das so durchziehen?
Mir fallen noch viele andere Tätigkeiten ein, bei denen man sehr schnell in eine solche Monotonie verfällt. ob man nun im Beruf oder Hobby bestimmte Handgriffe automatisiert über längere Zeit durchführt bei gleicher Haltung. Ob man Sportarten betreibt, die eine sehr spezielle Art von Bewegung erfordert. Ob man am Bildschirm sitzt (wie ich jetzt gerade) und gebannt an einer ganz bestimmten unkreativen Routinearbeit nachgeht. Oder ob man in ein immer gleiches Bewegungsmuster verfällt, wenn es um eigentlich komplexe Tätigkeiten geht. Wie ist es bei dir?
Solche monotonen Muster bilden sich bei Abläufen, die vollständig unbewusst ablaufen. Wieder muss ich das Beispiel des Tai Chi- Lehrers bemühen, der während des Trainings von Geschmeidigkeit und Vielfalt spricht, sobald das Training beendet ist jedoch zur Tür schlurft mit entsprechender suboptimaler Haltung, so wie er es immer tut. Gehen, Autofahren, Arbeit am PC, berufliche Routinen, all das sind Bereiche, in denen wir eine sehr starke Standardisierung von Bewegungen beobachten können.
Beobachte das doch selbst gerne mal … 🙂

Doch wusstet ihr, dass diese Gewohnheiten kontraproduktiv sein können und langfristig zu Beschwerden führen können?

Das Problem ist, dass wir uns dieser schlechten Gewohnheiten normalerweise nicht bewusst sind, sie also gar nicht bemerken. Wir erleben dann Beschwerden, bedingt durch strukturelle Verkürzungen, einseitige Gelenkbeanspruchungen und versuchen sie zu bekämpfen, indem wir entweder für einige Wochen einmal wöchentlich einen Experten konsultieren, der uns Übungen zeigt, die wir ohnehin nicht machen – und wenn, dann würden 10 Minuten meist ebenso monotone Übungengegen den ganzen Rest der Alltagsmonotonie antreten. Dabei treffen wir mit einer sehr geringen Wahrscheinlichkeit den Kern des Problems. Gäbe es einen solchen, der außerhalb der Bewegungsgewohnheiten liegt, dann wären auch entsprechend gezieltere andere medizinische Maßnahmen herangezogen worden. Aber Übungen und kompensatorische Bewegungen sprechen ja dafür, dass man Bewegung als Ursache der Beschwerden in Betracht zieht. Jedoch trifft dies nicht den eigentlichen Punkt: die Monotonie. Einfach deswegen, weil wir uns ihrer nicht bewusst sind. Doch es gibt eine Lösung, um diesem Teufelskreis zu entkommen: Variation!

Egal ob beim Laufen, Gehen, beim Trainieren oder bei körperlicher Arbeit – Variation ist der Schlüssel zu einer besseren Bewegung. Denn seien wir mal ehrlich, für monotone Arbeit wurden seit der Industrialisierung Maschinen entwickelt, die oft besser und auch sicherer darin sind, ohne Schäden davon zu tragen. Und wenn eine Maschine Wartungsbedarf hat, betrifft das lediglich mechanische Teile. Nicht so bei uns: Als Menschen sollten wir uns vielfältig bewegen und verschiedene Bewegungsmuster nutzen. Regeneration von Verschleiß ist mit zunehmendem Alter immer unzureichender, falls überhaupt möglich. Zumindest ist unser Körper für Vielseitigkeit und auch Kreativität optimiert. Das fällt ihm sogar sehr leicht, sobald man aufhört, ihn in Muster zu drängen, die unsere Kultur mit sich bringen.
Beobachte Babies und Kleinkinder! Alle unseren fundamentalen Fertigkeiten und Grundfunktionen, die uns lebensfähig machen, wurden in Varianz, Versuch und Irrtum und Nachahmen intuitiv erlernt. Niemand gab uns in diesem Alter monotone Übungen oder gar Pflichten auf. Alles lief spielerisch, spontan und jedes Mal anders.
Wie das auch als Erwachsener und sogar als „Professional“ aussehen kann, zeigt dieses Beispiel: Es geht um die Fachrichtung des musikalischen Übens. Interessanterweise hat Frau Vera Birkenbihl bereits in den 1970er/80er Jahren davon gesprochen, dass beim Instrument Üben extrem wichtig ist, Varianten einzubauen. Also nie ein Stück 1:1 so wie es dasteht einzuüben, sondern sich dem Ideal mithilfe von bewussten Veränderungen in Betonungen, Notenwerten und auch den Tonfolgen anzunähern. Variation gibt Kompetenz und Kontrolle. Auch aktuelle Literatur über das Üben zielt unter anderem genau darauf ab. Interessant ist, dass es sehr lange dauert, bis sich solch eine Erkenntnis entgegen der gewohnten Handhabe des stupiden Wiederholens durchsetzt.

Eine großartige Möglichkeit, um die Qualität der Bewegung zu verbessern, ist eine Bewegungsanalyse. Einfach deshalb, weil das eigene Empfinden so sehr auf die vorhandenen Muster geeicht ist, dass sie sich meistens gut anfühlen, obwohl sie auf längere Sicht schaden. Deshalb wird dieses Verfahren wird nicht nur im Hochleistungssport angewendet, sondern auch bei der Rehabilitation am anderen Ende der Leistungskette. Hier sah man ein, dass eine genaue Betrachtung und Analyse zielführend ist. Aber der Normalo in seinem Alltag, der ja immerhin genügend funktioniert? Der bekommt das natürlich nicht.

Ich habe ein Video erstellt, in dem ich genau erkläre, wie eine Bewegungsanalyse, hier eine Ganganalyse, funktioniert und welches Ziel sie hier verfolgt, nämlich ein sanftes Auftreten. In dem Video seht ihr, wie individuell und präzise eine Ganganalyse als hilfreiches Tool in live Treffen oder Seminaren durchgeführt wird. Doch ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und teste aktuell, ob ich solche Aufnahmen auch online auswerten kann. Das würde unfassbar vielen Menschen eine Hilfe sein, ohne weite Strecken überwinden zu müssen.

Ihr seid neugierig geworden? Dann schaut euch gerne mein Video an!

Lasst uns gemeinsam bewusst und schwungvoll durch den Alltag gehen und monotonen Bewegungen den Kampf ansagen. Denn nur mit Variation und bewusster Bewegung können wir Beschwerden vorbeugen und unseren Körper gesund und fit halten. Dazu auch noch ohne zusätzliche Zeit dafür aufwenden zu müssen.

In diesem Sinne wünsche ich euch viel Spaß beim Anschauen des Videos und auch dabei, eure Bewegung zu variieren!

Bis bald,

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