Ballengang durch barfuß Gehen?!


Wie funktioniert denn nun natürliches Gehen?

Ballengang_barfuß_Heisel Sehr geehrte Leser,

Diese kontroverse Frage stellt sich in letzter Zeit immer häufiger, weil die Zahl derer, die sich der offiziellen Lehrmeinung (Fersengang) in der Praxis widersetzen, immer größer wird.
Wie wir wissen, definiert sich die offizielle und weltweit geltende orthopädische Gehschule u.a. dadurch, dass in der Landephase die Ferse aufgesetzt und danach über der äußeren Rand des Fußes nach vorne „abgerollt“ wird.

Alle Ärzte, alle Physiotherapeuten, alle Sportlehrer dieser Erde lernen diesen Gang in ihren Schulen und Universitäten, in Seminaren und Fortbildungen. Und geben dieses übernommene Wissen genau so an Schüler, Patienten und Klienten weiter.

Doch woher kommt eigentlich diese Sicherheit, diese Selbstverständlichkeit, dass dem auch so ist? Dass wir als Menschen von Grund auf solch ein Bewegungsmuster biomechanisch entwickeln? Es geht sogar so weit, dass der aufrechte Gang an sich als evolutionäre Fehlentwicklung (s. „Bilder der Wissenschaft“, Ausg. 3/2015, S. 24 ff) erklärt wird, die nach 40 Jahren Lebenszeit einfach nicht mehr taugt und folglich nur noch Probleme bereiten muss.
Mit anderen Worten: Rücken, Knie, Fuß, Hüfte seien in den mitteren Lebensjahren „bauartbedingt“ zu Schäden verdammt. (?)

Was dabei aber vergessen wird, ist dass die heutige Lebensweise, der Lifestyle, die Mode, die Gewohnheiten, der berufliche Alltag unserem in Jahrmillionen geformten Körper ebenso wenig entspricht wie der als „Sport“ oder „Fitness“ bezeichnete versuchte Ausgleich.

Denn wir sind ohne Zweifel immer noch ein höchst effizient und ökonomisch arbeitender Bewegungskörper,
… wenn man ihn denn einfach nur „normal“ also artgerecht (be)nutzen würde!

Kein Mensch käme auf die Idee, ein Pferd auf ein Laufband zu stellen, ausgestattet mit federnden Schuhen mit Hufbett, niemand würde einem Elefanten Absätze verpassen, einen Welpen mehrere Stunden am Tag in der Hundeschule stillsitzen lassen oder seine Katze in eine Maschine setzen, die per Gewicht und Seilzug ihre Vorderbeinmuskeln trainiert…
All das und noch viel mehr tun wir aber der Bewegungsspezies „homo sapiens“ an und zwar per Verordnung, als Schulpflichtprogramm und halten das für Fortschritt…
Wen wundert es da, dass wir im Grunde genommen völlig verlernt haben, was und wer wir eigentlich körperlich sind?
Wir benötigen Trainingspläne, die uns anordnen, welche Übungen wann und wie oft zu absolvieren sind, um einen „starken Rücken“ zu bekommen, oder wir benötigen „Vorturner“, die uns in Studios auf möglichst unterhaltsame Weise dazu motivieren, im Takt zur Musik beliebige Moves irgendwie nach zu machen, auf dass der Puls immer die richtige Schlagzahl für die gewünschte Art der (Fett)Verbrennung aufweist. Fett, dass wir im Wesentlich auch deshalb haben, weil wir per Auto zum Studio und wieder zurückfahren 🙂

Zurück zum Gehen:
Betrachtet man die heutige Lehrmeinung, dann hat sich – wie immer das Geschehen konnte- diejenige Bewegung als „anatomisch korrekt“ durchgesetzt, die gar nicht mehr dem ursprünglichen Muster entspricht, sondern die sich seit der industriellen – und damit flächen- und massenübergreifenden (Schuh)industrie- als „normal“ verwandelt hat.
Ein stets barfuß gehender Mensch (der damit vom Fuß beginnend seinen Körper natürlich nutzt) wird niemals in das „orthopädische“ Gangmuster verfallen, das uns als medizinisches Nonplusultra empfohlen – ja verkauft- wird.

Nicht nur, dass genau dieses Gangmuster mit größter Wahrscheinlichkeit mitverantwortlich für quasi jegliche bisher „unbestimmbaren“ Rückenbeschwerden ist ( Verschiedene Quellen sprechen von 80-90% aller Beschwerden seien nicht bestimmbar)
Nein, es entspricht genau jenem Gehen, zu dem uns lediglich unser übliches Schuhwerk zwingt (Fersenbetontheit, Absatz, Fußbett, enger Zehenbereich, harte Sohle, ggf Schaft) das uns aber als natürlicher BARFUSSGANG beigebracht wird!

Wer jedoch offen durch die Welt geht, seinem Körper mehr vertraut, genau beobachtet und daraus lernt, der muss erkennen, dass diese „orthopädische“ Ganglehre, die in alle Bereiche hineireicht, von der Realität widerlegt ist.

Als eins von vielen Beispielen weise ich auf eine Reportage des SWR hin („Wie gesund ist barfuß laufen?“) , die zwar bereits ein halbes Jahr zurückliegt, aber glücklicherweise noch verfügbar ist. Es geht darin um eine junge Barfußgängerin, die nach einiger Praxis in das Ballengangmuster gewechselt hat und diesen nun ganz selbstverständlich praktiziert. Als Vergleich geht der Reportagepartner in dem zu fast 100% praktizierten schuhgewohnten Fersengang.

Sie, lieber Leser, sind jetzt dazu eingeladen, sich die Praxis der beiden Geher als authetisches Filmmaterial genauer anzuschauen und sich, unbedacht der im Film dargestellten Erklärungen ihren ganz eigenen Reim darauf zu machen. 😉 Vorab sei von mir bemerkt, dass es interessant ist, den Gang der jungen Frau zu loben, gleichzeitig aber keinerlei Worte für das Aneignen eben genau dieses (Ballen)Ganges zu finden und Erwachsenen sogar noch weitgehend von all zuviel barfuß gehen wegen vorhandener „Fußschwäche“ abzuraten ….

–> Hier zum Film

ballengang_Schuhträger_Filmab

Herzliche Grüße,

Bodymotic-Coach Stefan Heisel
Bodymotic-Coach Stefan Heisel

 

Richtig Gehen lernen (0) – WARUM und WIE das Lernen beginnt


Richtig-Gehen-Ballengang
Richtig Gehen im Ballengang

Guten Tag, liebe Leser

heute möchte ich mit einer Serie beginnen, die sich mit dem konkreten Erlernen des Gehens beschäftigt.

Ja, Sie haben richtig gelesen mit dem ERLERNEN des Gehens….

Normalerweise lernen gesunde Menschen das Gehen ohne jegliche Anleitung und ohne Unterstützung oder sonstige äußerliche Einmischung ganz von selbst. (Von Ausnahmen bei vorliegenden Beeinträchtigungen organischer oder anatomischer Art sehe ich ab, da in solchen Fällen unter Umständen völlig andere Vorgänge ablaufen, die sehr wohl angemessener Hilfestellung von außen bedürfen!)

Nämlich als Kleinkind in einer von der Evolution in Millionen Jahren herangebildeten Anpassung an den aufrechten Gang. Das Gehen selbst ist eine konsequente Fortsetzung aller vorangehenden Entwicklungsschritte vom Anheben des Kopfes, über das Drehen im Liegen, das selbständige Sitzen, das Krabbeln (was nicht zwingend vor dem Gehen kommt), das sich Hochziehen, das freie Stehen. Diese evolutionäre Anpassung erforderte die Fortbewegung auf sehr unterschiedlichen Untergründen (Steppe, Wald, Gräser, Sand, Felsen, Steine, …) und erforderte auch sehr unterschiedliche Aufgaben (Klettern, Schleichen, Pirschen, Fliehen, Wandern, …) Es bestand in den wenigsten Fällen eine Notwendigkeit, die Füße mit mehr als sehr dünnem Leder oder Fellen gegen Kälte zu schützen. Auch bestanden zunächst keinerlei Bräuche, die die Funktion des Körpers beeinträchtigten. (Gebundene Füße, „Giraffenhälse“ etc)

Dieses selbstständig lernende Kleinkind erlebt also seine Umwelt, je nachdem wo es geboren wurde oder aufwächst, und diese Umwelt beinhaltet HEUTE fast ausschließlich feste begradigte Wege aus Stein, Teer, Beton, Holz oder Kunststoff in einer Ebene mit ausgeglichenem Gefälle. Seine Füße werden sofort in Schuhe gesteckt, selbst dann, wenn es noch gar nicht laufen kann. In manchen ungünstigen Fällen wird es viel zu früh zum Stehen und Laufen „animiert“ bzw. trainiert, eine Weile lang sogar in „Laufstühle“ gesetzt (was zum Glück extrem nachgelassen hat) und es wird auf geometrisch exakte Stühlchen gesetzt, weil man ja „am Tisch“ gemeinsam isst. Um das Kind herum sind lauter Menschen, die wie das Kind selbst in dieser Umgebung aufgewachsen sind, und ebenso abwechslungsarm und „standardisiert“ den „Schuhgang“ demonstrieren. Selbst in der warmen Wohnung werden Hausschuhe getragen, die Absätze haben oder die mit den Zehen gehalten werden müssen und so das natürliche Bewegungsbild verzerren. Was bleibt diesem Kind also übrig, als sich den äußeren Begebenheiten anzupassen und aus der großen Vielfalt, die es noch beim instinktiven Gehenlernen innehatte, einen ebenso standardisierten Gang herauszufiltern, der mit den Schuhen und dem Planboden in einer ausgeloteten und geglätteten Umwelt abgestimmt ist. Die Bewegungsfähigkeit stumpft also mehr und mehr ab, ganz besonders von den Füßen ausgehend.

Folglich verliert das Kind in seinen ersten Lebensjahren immer mehr einen sehr wichtigen Bezug zu Bewegung und bekommt von seinen Mitmenschen, die sich ebenso unisono bewegen, die Bestätigung, dass alles seine Richtigkeit hat. (Genauso wie es seine Richtigkeit hat, alle möglichen „Verschleißerscheinungen“ am Bewegungsapparat zu erwerben)

Irgendwann wird das Kind vielleicht als Erwachsener auf gewisse Dinge aufmerksam, entweder durch eigenes Fühlen und Erkennen oder durch Informationen von außen, die darauf hindeuten, dass das moderne Leben mit den Dingen, die von der Wurzel wegführen, auch seine unguten Seiten hat. Wieso habe ich mit 21 Rückenschmerzen? Wo kommt mein Knickfuß her? Wieso schmerzt mein Knie nach 20 Minuten Gehen? Wieso bekomme ich immer öfter Blasen an die Füße? Wieso habe ich regelmäßig Migräne? Und so fort, die Themenbereiche gehen natürlich auch weit über die Ebene der reinen Bewegung hinaus.

Um diese negativen Auswirkungen des modernen Lebens möglichst weit zu reduzieren muss man sie zunächst einmal als solche erkennen. Da Sie, verehrter Leser, sich mit diesem Blog beschäftigen, sind Sie schon mal in der glücklichen Situation, diese Voraussetzung zu erfüllen. 😉 Der nächste Schritt besteht darin, Informationen zu sammeln und Dinge zu ändern. Und hier sind wir wieder am Ausgangspunkt gelandet: Etwas zu verändern ist das Resultat von LERNPROZESSEN. Oder anders gesagt:

Wenn ich nichts ändere, habe ich auch nichts gelernt!

Wir beschäftigen uns in diesem Blog um das Gehen, speziell um den Ballengang und allem, was man dazu wissen muss, um ihn schließlich auch umzusetzen. Als Erwachsener ist es wesentlich anspruchsvoller, ein derart eingeprägtes Muster wie das Gehen oder Laufen, das millionenfach ausgeübt wurde, zu verändern. Also ist hier richtiges LERNEN bzw. UMLERNEN oder auch NEU-ERLERNEN nötig. Wie jedes Lernen ist leider auch dieses mit einem gewissen Maß an „Arbeit“ verbunden.

Wir wollen uns aber diese „Arbeit“ so angenehm wie möglich machen und uns das Lernen nahtlos in den Alltag einbauen. So erhält man eine sehr lange Übungszeit sozusagen nebenbei geschenkt, ohne wesentlich mehr Zeit zu investieren.

Ich möchte Ihnen die Reihe „Gehen Lernen“ in der nächsten Zeit anhand ausgesuchter, jederzeit umsetzbarer Tipps auf diesem Blog präsentieren.

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Viele Grüße und einen hoffentlich baldigen wirklichen Frühlingsbeginn!

Stefan Heisel