Etabliert sich der Ballengang?


Oder fehlt der Begriff für den angeborenen Gang?

Liebe Lesende,

Was ist richtiges Gehen? Diese Frage ist noch immer umstritten und wird auch aus wissenschaftlicher Sicht kontrovers diskutiert. Heute krame ich einen Radiobeitrag vom September 2021 aus, den ich lange im Hinterkopf abgelegt hatte. Ich lade Sie dazu ein, sich diesen Beitrag selbst anzuhören und daraus Ihre eigenen Schlüsse zu ziehen. -> Zum Deutschlandfunk: Wie geht Gehen? (Text und Podcast)

Ich fasse die darin behandelten Stichpunkte aus meiner eigenen Sicht als empirisch Forschender und praxisorientierter Bewegungsmentor und Faszientherapeut zusammen:

Der menschliche Fuß, ein Wunderwerk

Im Artikel geht es eigentlich nicht um den Fuß als solches, sondern auf die Auswirkungen die Schläge durch das Aufsetzen mit der Ferse im Skelett bewirken. Das ist schade. Denn der Fuß ist weit mehr als die bloße Ablagefläche für unser Körpergewicht. In ihm sind ursprünglich noch ähnliche feinmotorische Netzwerke vorhanden wie in unserer Hand. Er ist von Geburt an geschmeidig und abgesehen von der fehlenden Daumenspreizung sehr vielseitig. Säuglinge, die noch nicht laufen, beschäftigen sich viel mit ihren Füßchen und bewegen und erforschen sie auch entsprechend ausgeprägt. Menschen, die ohne Arme geboren werden, lernen erstaunlich viele Tätigkeiten mit den Füßen zu erledigen, die man kaum glauben kann. Das geht von alltäglichen „Handgriffen“ bis hin zu komplexen handwerklichen Tätigkeiten. Das zeigt uns das Potential, das im Fuß angelegt ist. Die Frage, wie mit dem Fuß beim Gehen, dazu noch in Schuhen, „korrekt“ aufgesetzt werden sollte, ist daher zu einfach. Meine persönliche Empfehlung hierzu, auch angeregt durch einen Tango Argentino Lehrer wäre: Wenn schon der Fuß die Auflagefläche für unser Körpergewicht ist, dann spielen Sie doch einfach damit! Probieren Sie aus, zu welchen verschiedenen Möglichkeiten Ihr Fuß mit und ohne Schuhe imstande ist! Streicheln Sie den Boden damit, bevor Sie aufsetzen. Fühlen Sie genau, auf welche Art der Fuß die allmähliche Belastung in Zeitlupe aufnimmt. Fordern Sie die Agilität Ihrer Füße regelrecht heraus und regen Sie sie an, ihre ursprüngliche Vielseitigkeit wieder zu erahnen. Ich bin mir sicher, dass ein achtsamer Umgang mit den eigenen Füßen alleine schon zu einer veränderten gesamten Körperarbeit beim Gehen führen wird. Nur zu!

Kleine Kinder gehen meist auf dem Vorfuß

Im Artikel ist nun von Ballett die Rede und dass Ballerinas auch im Alltag gewohnheitsmäßig auf dem Vorfuß gehen. Hier muss ich etwas einhaken. Das Ballett, wie wir es kennen ist eine rein kulturelle Errungenschaft mit den zur Entstehung geltenden Maßstäben an Schönheit und Eleganz, die zu der dazu eigens komponierten Musik passt. Schauen wir uns das Training der Ballerinas an, dann wird uns sofort klar, dass dies genau zu diesem Zweck auf Hochleistung ausgerichtet ist, viele ungesunde Übungen enthält, bis hin zu Überbeweglichkeit und Gehen auf den Zehen. Ich hatte auch bereits gut ausgebildete Ballerinas in meinen Kursen und stellte tatsächlich Einschränkungen im alltäglichen Bewegungsraum fest. Angefangen bei stark ausgeprägtem Hohlkreuz, labilen Hüften bis hin zu außenrotierten Beinen ab Hüfte abwärts in „Normalstellung“ (eine gerade Ausrichtung fühlte sich extrem einwärtsgedreht an -> Wahrnehmungsverzerrung). Insofern kann ich diese Kunstform auf der einen Seite zwar bewundern, auf der anderen Seite aber davon Abstand wahren, diese Bewegungsformen als „gesund“ oder gar als angeboren zu bezeichnen.
Weiterhin ist davon die Rede, dass Kinder meistens auf dem Vorfuß gehen. Diese Beobachtung kann ich im Allgemeinen nicht bestätigen (Sie wird häufig unhinterfragt als Argument für Ballengang genutzt). Zum einen stimmt dies in der Phase der ersten Schritte, da hier die Zehen einen wichtigen Anhaltspunkt für Halt und Gleichgewicht darstellen. Zum Anderen wäre dieser Gang, wenn er so anhalten würde, pathologisch und führt zum Spitzfußgang (siehe Artikel… LINK) Außerdem ist das Fußgewölbe noch nicht ausgebildet, was dazu führt, dass der ganze Fuß komplett noch instabil ist. Folglich haben Kinder in diesem Lebensabschnitt keine andere Wahl als erstmal mit dem Vorfuß aufzutreten, und zwar solange, bis der ganze Fuß die Last sicher tragen kann.
Nun kommen die Schuhe ins Spiel. Damit verhält es sich ähnlich wie mit anderen Gehhilfen, die dem Kind das Laufenlernen erleichtern sollen: Sie übernehmen Funktionen, die dem Kind erschweren, eigene Strukturen aufzubauen, um in das Gehen natürlich hineinzuwachsen. Ein inkomplettes Fußgewölbe, das von einem Schuh gestützt wird, kann sich viel schwerer aufbauen und gegebenenfalls zu nachträglicher Fußschwäche führen. Ein unflexibles Schuhwerk zwingt das Kind zu früh dazu, die Ferse zu benutzen und etabliert so ein späteres suboptimales einseitiges Gangmuster.
In dem ganzen Artikel ist auch immer wieder von einem „kompletten Bewegungsmuster“ die Rede, ohne näher darauf einzugehen. Das ist für mich ein Grund dafür, nicht mehr von einem „Ballengang“ zu sprechen, sondern vom torsalen Gehen.

Schuhe, gesunde Schuhe, Barfußschuhe

Über dieses Thema gibt es mehrere Anläufe. Ich fasse es kurz zusammen: Da ein Schuh immer die Wahrnehmung, Bewegungsmöglichkeit und damit die Funktion der Füße mehr oder weniger extrem einschränkt, gilt eine einfache Formel: Je weniger sich der Schuh in die Form und Funktion des Fußes einmischt, desto besser kann der Körper seine Fähigkeiten, die er von vorn herein mitbringt, ausleben und ausbauen. Je mehr Veränderung, Einschränkungen ein Schuh mit sich bringt (Absatzhöhe, Flexibilität der Sohle, Platz der Zehen, Platz des Sprunggelenks), desto mehr Kompensation muss der gesamte Körper aufbringen, um sich in einem veränderten Gleichgewicht zu bewegen. Hat der Körper von sich aus echte Defizite, (erworbene oder angeborene Fehlbildungen und Dysfunktionen) braucht er natürlich eine exakte individuelle Hilfe, soweit wie notwendig. Aber nur dann!
Das ist ganz einfach. Und dennoch bei Weitem nicht etabliert.

Barfußlaufen aktiviert die Tiefenmuskulatur

Dieses Thema wird leider nur angekratzt. Die Argumentation, dass durch Barfußlaufen viel mehr sensorische und muskuläre Arbeit erfolgt, ist nachvollziehbar. Jedoch fehlt die Erklärung, was mit „Tiefenmuskulatur“ eigentlich gemeint ist. Ich ergänze dies in kurzen Sätzen:
Ja, wenn ich barfuß gehe, findet mehr Informationsfluss vom Boden über den ganzen Körper nach oben statt und aktiviert mehr und feinere Ausgleichsaktivitäten, um beispielsweise die Balance zu halten. Die dafür verantwortliche Muskulatur sitzt optimalerweise nicht in den großen Muskelgruppen, die ja Bewegungen in Gang setzen sondern in tiefer liegenden kleinen und fein verzweigten Muskeln, welche genau dafür angelegt sind. Nun beginnt das Problem: Wir können zwar barfuß gehen und damit dem Körper mehr Arbeit und Input geben, sich auszugleichen, aber bedingt durch die Gesamtkörperstruktur wird bei der überwiegenden Zahl der Kulturmenschen die große Muskulatur dazu beansprucht, weil diese ohnehin bereits damit beschäftigt, sämtliche strukturelle Dysbalancen auszugleichen. (Was sie ja in dem Maß nicht soll und weshalb ja überhaupt erst kulturell bedingte Beschwerden auftreten) Das bedeutet: Barfußlaufen ist selbstverständlich sehr förderlich und dem Gehen in Schuhen bei Weitem vorzuziehen. Es reicht aber in den meisten Fällen nicht aus, um dem Körper den Impuls zu geben, kein Hohlkreuz, keinen Rundrücken, keine X-Beine, keinen Beckenschiefstand etc. zu erreichen und alle damit einhergehenden Komplikationen abzuschaffen. Hier muss man wieder aufpassen, dass nicht aus einer spezifischen Ideologie der Blick für das Gesamte verstellt wird.

Vorfuß-Rückfuß-Streit und Abrollen

Diesen Themenbereich fasse ich wieder zusammen:
Die Argumentation für den Vorfußgang ist soweit hinlänglich bekannt, als da wären:
– bessere Durchblutung durch doppelte Venenpumpe
Vermeidung von Stößen durch die Wirbelsäule bis hoch zum Kopf/ einseitige (zu hohe) Knochenbelastung)
emotionaler Einfluss durch sanfteren Gang gegenüber dem harten Fersengang
– Aktivierung der Fußreflexzone des Herzens im Vorfußbereich
Vorbeugung der Schädigung der Füße durch verminderten gebrauch der Fußfunktionen (Hallux, Fersensporn, Platt-/Senk-/Spreizfuß)

Dann wird vom Abrollen gesprochen, welches ja eine Rundung des Fußes voraussetzen würde, die der Fuß aber nicht hat. Deshalb ist kein Abrollen möglich. Richtigerweise muss man von Abklappen sprechen und die damit verbundene Hebelwirkung beim Vorwärtsschritt.

Bei dieser Thematik wird nochmals bestätigt, dass, solange man sich mit dem Fuß alleine befasst, es keine Lösung für richtig/ falsch geben kann, weil jede der beschriebenen Auftrittsversionen Vorzüge haben kann.

Was jedoch entscheidend ist, und worüber es im Torsalen Gang letztlich geht, ist die gesamte Körperarbeit, bei der der Fuß bei jedem Schritt sowieso das gerade Passende im Sinne der Körperstruktur und der gerade vorherrschenden Situation voll automatisch tut.

Vorzüge des Vorfußgangs bei bestimmten Leiden

Es wird berichtet, das durch die weichere Landung im Vorfußgang die Knochen und Bandscheiben wesentlich geschont werden. Das kann bei Osteoporose und anderen Erkrankungen eine Verschlimmerung verhindern. Außerdem würde die Gehsicherheit erhöht und damit Stürze vermieden. Die Aussage, dass 70% aller Informationen für das Gleichgewichts von den Füßen kommt, kann ich aus eigener Erfahrung so nicht unterstützen. Dadurch dass ich einmal die Gelegenheit hatte, einen einseitigen Ausfall des Gleichgewichtsorgans im Innenohr zu erleiden, durfte ich einige Wochen lang die Wichtigkeit dieses Organs für Gleichgewicht und Orientierung im Raum erfahren. Auch die Augen spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Alleine auf das ansonsten intakte Körpergefühl war beim sicheren Stand oder gar beim Gehen nicht zu zählen. Bis die Füße wahrgenommen hätten, dass ich am Kippen war, wäre es bereits viel zu spät gewesen, ohne dass eine Information über das Gleichgewichtsorgan dazu kommt.
Dennoch spielen die Füße eine sprichwörtlich tragende Rolle, wenn es um die Aufrichtung des Körpers geht. Ohne Fundament wird es für die Körpersegmente darüber immer schwerer, sich ausgewogen zu positionieren. Dennoch kommt es auf das Gesamtwerk Körper an und hier wird deutlich, dass mit dem Begriff „Ballengang“ die Bedeutung der Körperstruktur, der Wahrnehmung insgesamt und speziell des Rumpfes nicht getroffen wird.

Gangschulen fördern den gesamten Körper und werden kaum angeboten

In diesem Punkt kann ich dem Artikel voll beipflichten. Dem Gehen als solches wird beim Menschen nur sehr wenig Beachtung geschenkt. Weder im Schulsport noch in der Medizin wird sich im Allgemeinen mit dem Gangbild befasst (ähnliches gilt auch für die Körperstruktur). Wenn überhaupt, wird überspitzt ausgedrückt nur unterschieden zwischen: Kann gehen, kann mit Hilfsmitteln gehen, kann nicht gehen. Übersetzt: braucht keine Hilfen, braucht Gehhilfen oder Operation, braucht Rollstuhl (ggf. Pflegegrad und Schwerbehindertenausweis)
Bei Pferden ist das komplett anders interessanterweise. Deren Gangbild wird in der Regel sehr genau unter die Lupe genommen um daraus Rückschlüsse für Einsatzfähigkeit, Krankheiten, Schädigungen und letztlich auch deren Marktwert zu bestimmen… Auch bei KFZ ist der Geradeauslauf, das Fahrwerk ein wichtiger Faktor, der zur Sicherheit regelmäßig gecheckt wird.
Das Gangbild des Menschen scheint da im großen und Ganzen uninteressant zu sein. Obwohl auch an unserem Gangbild wie auch an der Körperstruktur ganz entscheidende Merkmale für Beschwerden, chronische Schmerzen oder Krankheiten mit diagnostiziert und teils ursächlich angegangen werden könnten. Nehmen wir das jetzt erstmal so hin, dass aktuell wenig Interesse und damit auch wenig gestreute Kompetenz zum Thema Ganganalyse, Gangbild und Körperstruktur besteht.

Wer sich für eine aktive Arbeit an seinem eigenen Gang beschäftigen will, für den gibt es immerhin ein paar Lichtblicke: Im Tango Argentino gehört das Gehen zur fundamentalen Grundausbildung, die auch nie abgeschlossen ist. Diese Gangschule des Tango ist zwar sehr auf die Ausübung mit Tanzschuhen ausgelegt, bezieht aber den ganzen Körper mit ein und ist meiner Erfahrung nach durch die permanente praktische Anwendung bei jedem Tanzschritt sehr eindringlich. In einigen Kampfkunstrichtungen oder Körperarbeitskonzepten wird dem Gehen ein gewisser Raum gelassen. Meiner Erfahrung nach sind diese nicht so praxisbezogen wie beim Tango, da zu theoretisch (heute schauen wir uns mal das Gehen an …) und von den Anwendern oft nicht wirklich real umgesetzt.
Dann gibt es noch eine Menge an Laufschulen, die ziemlich durchdacht sind und sich interessanterweise gerade viel wandeln und entwickeln. Nachteil hier wäre gegebenenfalls eine starke Spezialisierung aufs Laufen und, wie häufig bei Trends eine sehr kurze Fließband-Ausbildung, die oft eine große Zahl unerfahrene und auf ein spezifisches Programm begrenzte TrainerInnen hervorbringt.
Echte Gangschulen sind tatsächlich selten und meist auf barfuß Gehen spezialisiert, also zu sehr den Schwerpunkt auf den Fuß.

Zur Eingangsfrage: Etabliert sich der Ballengang:

In der Zeit, als die Sendung im Deutschlandfunk gesendet wurde, befanden wir uns mitten in der Pandamie und erlebten viele Einschränkungen, Versammlungsverbote, häufig sich ändernde Regeln. Viele Themen, die von Bewegung, persönlichem Unterrichten, Gastronomie, Treffen und Seminaren lebten, waren stark herunter gefahren. Wir erleben jetzt einen langsamen Aufschwung im gesellschaftlichen Leben. Themen wie der Ballengang waren tatsächlich immer schon Nischenbereiche und dazu noch stark umstritten, meist mit der Branche der Minimalschuhe in Verbindung gebracht. Gerne rutscht der „Ballengang“ auch in eine leicht geistige Ebene oder in den Interessensbereich von Menschen, die sich mit alternativen Gesundheitsideen beschäftigen. Ein eigener Trend ist da eher nicht zu erkennen und von einer Etablierung einer Gangart kann keine Rede sein, da ja das Gehen an sich schon nicht näher betrachtet wird. Vom Nutzen her würde mir in diesem Genre (Körperarbeit/ Gesundheit) gefallen, wenn das Gangbild an sich sowie die Betrachtung der Körperstruktur allgemein mehr Beachtung fänden.

Gehseminare für torsales Gehen

Sie interessieren sich für ganzheitliches Gehen unter Berücksichtigung der kompletten Körperstruktur, mit Einbezug der ganzen Persönlichkeit und individuellen Ansätzen für Ihr optimales Gangbild plus Ihre Haltung allgemein? Dann finden Sie -> unter diesem Link <- eine der seltenen Gelegenheiten, Ihre Bewegungen im Innern neu zu entdecken und sich damit beim Gehen, Stehen, Liegen, Sitzen neu zu definieren:

Ich habe mich dazu entschlossen, nach der Pandemiezeit und dazu noch jetzt in meinem Wohnort Mannheim (da die Anreisen ohnehin aus dem kompletten DACH-Raum kommen) wieder Live- Gangseminare zu veranstalten. Anstelle des irreführenden Begriffs des „Ballengangs“ wird die Bewegungsart, die für mich immer Voraussetzung für jede Art des Fußauftritts steht, das torsale Gehen von Anfang an fokussiert, was den Lernvorgang erheblich steigert. Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, dann schauen Sie sich HIER die Informationen über das kommenden Seminar am 23./24. September 2023 an.

Buchrezension: „Die Zick-Zack-Linie“ (2013) v. Dirk Beckmann


Zick_Zack_BuchSehr geehrte Leserinnen und Leser,

vor einigen Tagen wurde ich auf ein ganz neues Büchlein aufmerksam, das es wert ist, Ihnen näher zu bringen.

Dirk Beckmann aus Düsseldorf, ein kompetenter, innovativer Körperarbeit- und Kampfkunstkollege von mir, verfasste mit „Die Zick-Zack-Linie- Einfach funktional bewegen“ ein wichtiges Büchlein, das in keiner Bibliothek über Bewegung fehlen sollte.
Auch für das richtige Gehen im Ballengang spielt die Zick-Zack-Linie (* siehe unten) eine entscheidende Rolle!

Auf insgesamt kompakt gehaltenen 74 Seiten des ansprechend gestalteten Taschenbuchs beschreibt Beckmann die Zusammenhänge zwischen Schwerkraft, Muskelkraft und Faszien in einer bildhaften Sprache, die auf angenehme Weise auf Fachtermini verzichtet. Sehr anschaulich wird der Widerspruch zwischen Sport und funktionellen Alltagsbewegungen erläutert. Der Leser wird in einem intelligenten logischen Leitfaden zielsicher auf das Bewegungsmuster der Zickzacklinie hingeführt.

Im Übungsteil leitet Beckmann in mehreren Etappen an, wie man sich die korrekte Zick-Zack-Linie erarbeiten kann. Hier sei der Hinweis gestattet, dass ich aus persönlicher Erfahrung heraus auf jedenfall eine ergänzende praktische Unterweisung bei einem Experten für funktionelle Bewegung (keine Rückenschule!) empfehle.

Abgerundet wird das Büchlein durch nützliche Querverweise und Quellenangaben.

Ein besonderes Gimmick: Sie können per Daumenkino die komplette Abfolge der Zick-Zack-Linie am Seitenrand abspulen und haben damit ein „Film-Buch“.

Fazit: Dirk Beckmann greift ein essenzielles, zur Zeit sonst nicht in Buchform erhältliches Bewegungskonzept auf und macht dies für erschwingliche 16,80 € für jedermann verständlich und nachvollziehbar. Menschen, die ihrer Rückengesundheit und Alltagsfitness endgültig und lebenslang einen gewaltigen Vorwärtsschub geben möchten, kommen an der Zickzack (oder doppelt Z-Linie) nicht vorbei. Kaufen oder ausleihen – und in jedem Fall:Tun- sei sehr empfohlen!

Für weitere Informationen klicken Sie einfach auf das Bild:

Zick_Zack_Buch

(*) die Zick-Zack-Linie (in meinem  > online Kurs oder den Lektionen <- auch als Doppel-Z-Linie bezeichnet) ist ein fundamentales Bewegungskonzept, dass die optimale und ökonomischste Art und Weise der Aufrichtung und Kraftentfaltung des menschlichen Körpers beschreibt. Sie wurde, wie auch von Beckmann korrekterweise im Buch erwähnt, bereits in dem leider längst vergriffenen Werk „Die neue Leichtigkeit des Körpers“ (1995) von dem Schweizer Dr. med. Hans Flury beschrieben.


Mit freundlichem Gruß

Körperbewegungscoach Stefan Heisel by www.ballengang.de

Foxwalk – Die innere Komponente des Ballengangs


Sehr geehrte Leser, ich möchte heute einen interessanten Beitrag eines Gastschreibers präsentieren, der sich mit  Ballengang und Körperarbeit auf besondere Weise auseinandersetzt.

Vielen Dank an Steffen Kuby für deine Mail mit dem folgenden lesenwerten Beitrag!

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Ballengang_Richtig_Gehen_Fuchsgang

Hallo Stefan, gerne möchte ich hier ein paar  wunderbare Parallelen zum Foxwalk einbringen, den die Indianer ausüben, wenn sie auf die Jagd oder auf Expedition gehen.

Naturvölker haben erkannt, dass sich über das richtige Gehen Stress komplett abbauen lässt und man durch den  Foxwalk das Gehirn völlig von eingeschliffenen Stressmustern befreien kann. Wildtiere flüchten, wenn Menschen auch nur auf geistiger Ebene Stress ausstrahlen.

Der Foxwalk macht den Menschen für Tiere sozusagen „geistig unsichtbar.“

Aktives Stressmanagement durch richtiges Gehen?

Ich wollte es genauer wissen. Wie lernen Kinder eigentlich gehen? Sie bekommen bei der Geburt genauso wenig eine Gebrauchsanweisung für das  Gehen mit, wie Vögel für das fliegen. Das Lernen geschieht spielerisch, instinktiv, und das muss doch dann richtig sein, wenn die Fortbewegung in uns veranlagt ist.  Ich beobachtete das mal bei unseren Knirpsen im Mehrgenerationenhaus. Sobald sie mit dem Laufen beginnen,bewegen sie sich auf den Fußballen fort und mit einiger Übung laufen sie mit einer Leichtigkeit davon, es scheint als seien sie schwerelos, der Körper richtet sich von alleine auf, sie wirken frei und losgelöst, das Gesicht, die Schultern, Arme und Beine sind dabei völlig entspannt. Es ist eine verselbständigte Dynamik zu erkennen.

Bei meiner Internet-Recherche habe ich dann  entdeckt, dass es für die Kalaharis unvorstellbar ist, durch laufen müde zu werden. Sie führen übrigens den Ballengang aus. 🙂

Ich stellte mir dann die Frage, ob wir das richtige Gehen verlernt haben? Da ich mich auch schon seit längerem rund um das Thema Mensch,  mit Kommunikation und Körpersprache beschäftigte, stieß ich auf einen bebilderten Artikel über Körpersprache von Samy Molcho. Der Experte schlechthin, was nonverbale Kommunikation betrifft. Es ist klar zu erkennen, dass Menschen, die zuerst mit der Ferse auftreten, so gehen, als hätten sie die Handbremse angezogen. Nur schwer kommen sie voran, sie wirken angespannt und gestresst. Als hätten sie Angst vor der Zukunft, Angst ans Ziel zu kommen? Auf alle Fälle strahlen sie Schwerfälligkeit und wenig Lebenslust aus.

Es stellte sich mir die Frage: Haben wir Menschen in Europa das richtige Gehen verlernt und stehen wir -neben Bewegungsmangel–  auch deswegen so oft unter Anspannung? Benutzen wir unseren Körper falsch und haben wir vielleicht deshalb so oft eine  schwerfällige Lebenseinstellung ? Was bewirkt das Gehen in  Bezug auf unsere persönlichen Lebensthemen? Sind wir deshalb nicht in unserem inneren Gleichgewicht?

Ich glaube die meisten von uns bewegen sich schlichtweg falsch, obwohl wir als Kind das Gehen instinktiv richtig gelernt haben. Muskuläre Verspannungen, Verklebungen der Faszien und enorme Belastung auf das Skelett und die Wirbelsäule sind die Folge.

Aber die gute Nachricht ist: Da wir aber alle als Kind instinktiv das richtige Gehen, den  Ballengang, auf körperlicher und neuronaler Ebene gelernt haben, können wir das falsche Gehen  auch wieder verlernen. Denn diese Informationen sind in uns gespeichert, lebenslang angelegt  und können nicht vergessen werden.

Wir haben es nur -meist durch falsches Schuhwerk  -Modeerscheinungen- verlernt.

Das bedeutet, wir müssen unter Anleitung kurzzeitig wieder Kind sein, neugierig und spielerisch lernen, den Körper und den Geist richtig zu gebrauchen, um  dem Teufelskreis des falschen Gehens zu entfliehen.

Denn der Instinkt des richtigen Gehens ist ausnahmslos in jedem Menschen verankert, jeder kann es, ausnahmslos!

Danke für deinen Newsletter… 🙂 Ciao Steffen