Etabliert sich der Ballengang?


Oder fehlt der Begriff für den angeborenen Gang?

Liebe Lesende,

Was ist richtiges Gehen? Diese Frage ist noch immer umstritten und wird auch aus wissenschaftlicher Sicht kontrovers diskutiert. Heute krame ich einen Radiobeitrag vom September 2021 aus, den ich lange im Hinterkopf abgelegt hatte. Ich lade Sie dazu ein, sich diesen Beitrag selbst anzuhören und daraus Ihre eigenen Schlüsse zu ziehen. -> Zum Deutschlandfunk: Wie geht Gehen? (Text und Podcast)

Ich fasse die darin behandelten Stichpunkte aus meiner eigenen Sicht als empirisch Forschender und praxisorientierter Bewegungsmentor und Faszientherapeut zusammen:

Der menschliche Fuß, ein Wunderwerk

Im Artikel geht es eigentlich nicht um den Fuß als solches, sondern auf die Auswirkungen die Schläge durch das Aufsetzen mit der Ferse im Skelett bewirken. Das ist schade. Denn der Fuß ist weit mehr als die bloße Ablagefläche für unser Körpergewicht. In ihm sind ursprünglich noch ähnliche feinmotorische Netzwerke vorhanden wie in unserer Hand. Er ist von Geburt an geschmeidig und abgesehen von der fehlenden Daumenspreizung sehr vielseitig. Säuglinge, die noch nicht laufen, beschäftigen sich viel mit ihren Füßchen und bewegen und erforschen sie auch entsprechend ausgeprägt. Menschen, die ohne Arme geboren werden, lernen erstaunlich viele Tätigkeiten mit den Füßen zu erledigen, die man kaum glauben kann. Das geht von alltäglichen „Handgriffen“ bis hin zu komplexen handwerklichen Tätigkeiten. Das zeigt uns das Potential, das im Fuß angelegt ist. Die Frage, wie mit dem Fuß beim Gehen, dazu noch in Schuhen, „korrekt“ aufgesetzt werden sollte, ist daher zu einfach. Meine persönliche Empfehlung hierzu, auch angeregt durch einen Tango Argentino Lehrer wäre: Wenn schon der Fuß die Auflagefläche für unser Körpergewicht ist, dann spielen Sie doch einfach damit! Probieren Sie aus, zu welchen verschiedenen Möglichkeiten Ihr Fuß mit und ohne Schuhe imstande ist! Streicheln Sie den Boden damit, bevor Sie aufsetzen. Fühlen Sie genau, auf welche Art der Fuß die allmähliche Belastung in Zeitlupe aufnimmt. Fordern Sie die Agilität Ihrer Füße regelrecht heraus und regen Sie sie an, ihre ursprüngliche Vielseitigkeit wieder zu erahnen. Ich bin mir sicher, dass ein achtsamer Umgang mit den eigenen Füßen alleine schon zu einer veränderten gesamten Körperarbeit beim Gehen führen wird. Nur zu!

Kleine Kinder gehen meist auf dem Vorfuß

Im Artikel ist nun von Ballett die Rede und dass Ballerinas auch im Alltag gewohnheitsmäßig auf dem Vorfuß gehen. Hier muss ich etwas einhaken. Das Ballett, wie wir es kennen ist eine rein kulturelle Errungenschaft mit den zur Entstehung geltenden Maßstäben an Schönheit und Eleganz, die zu der dazu eigens komponierten Musik passt. Schauen wir uns das Training der Ballerinas an, dann wird uns sofort klar, dass dies genau zu diesem Zweck auf Hochleistung ausgerichtet ist, viele ungesunde Übungen enthält, bis hin zu Überbeweglichkeit und Gehen auf den Zehen. Ich hatte auch bereits gut ausgebildete Ballerinas in meinen Kursen und stellte tatsächlich Einschränkungen im alltäglichen Bewegungsraum fest. Angefangen bei stark ausgeprägtem Hohlkreuz, labilen Hüften bis hin zu außenrotierten Beinen ab Hüfte abwärts in „Normalstellung“ (eine gerade Ausrichtung fühlte sich extrem einwärtsgedreht an -> Wahrnehmungsverzerrung). Insofern kann ich diese Kunstform auf der einen Seite zwar bewundern, auf der anderen Seite aber davon Abstand wahren, diese Bewegungsformen als „gesund“ oder gar als angeboren zu bezeichnen.
Weiterhin ist davon die Rede, dass Kinder meistens auf dem Vorfuß gehen. Diese Beobachtung kann ich im Allgemeinen nicht bestätigen (Sie wird häufig unhinterfragt als Argument für Ballengang genutzt). Zum einen stimmt dies in der Phase der ersten Schritte, da hier die Zehen einen wichtigen Anhaltspunkt für Halt und Gleichgewicht darstellen. Zum Anderen wäre dieser Gang, wenn er so anhalten würde, pathologisch und führt zum Spitzfußgang (siehe Artikel… LINK) Außerdem ist das Fußgewölbe noch nicht ausgebildet, was dazu führt, dass der ganze Fuß komplett noch instabil ist. Folglich haben Kinder in diesem Lebensabschnitt keine andere Wahl als erstmal mit dem Vorfuß aufzutreten, und zwar solange, bis der ganze Fuß die Last sicher tragen kann.
Nun kommen die Schuhe ins Spiel. Damit verhält es sich ähnlich wie mit anderen Gehhilfen, die dem Kind das Laufenlernen erleichtern sollen: Sie übernehmen Funktionen, die dem Kind erschweren, eigene Strukturen aufzubauen, um in das Gehen natürlich hineinzuwachsen. Ein inkomplettes Fußgewölbe, das von einem Schuh gestützt wird, kann sich viel schwerer aufbauen und gegebenenfalls zu nachträglicher Fußschwäche führen. Ein unflexibles Schuhwerk zwingt das Kind zu früh dazu, die Ferse zu benutzen und etabliert so ein späteres suboptimales einseitiges Gangmuster.
In dem ganzen Artikel ist auch immer wieder von einem „kompletten Bewegungsmuster“ die Rede, ohne näher darauf einzugehen. Das ist für mich ein Grund dafür, nicht mehr von einem „Ballengang“ zu sprechen, sondern vom torsalen Gehen.

Schuhe, gesunde Schuhe, Barfußschuhe

Über dieses Thema gibt es mehrere Anläufe. Ich fasse es kurz zusammen: Da ein Schuh immer die Wahrnehmung, Bewegungsmöglichkeit und damit die Funktion der Füße mehr oder weniger extrem einschränkt, gilt eine einfache Formel: Je weniger sich der Schuh in die Form und Funktion des Fußes einmischt, desto besser kann der Körper seine Fähigkeiten, die er von vorn herein mitbringt, ausleben und ausbauen. Je mehr Veränderung, Einschränkungen ein Schuh mit sich bringt (Absatzhöhe, Flexibilität der Sohle, Platz der Zehen, Platz des Sprunggelenks), desto mehr Kompensation muss der gesamte Körper aufbringen, um sich in einem veränderten Gleichgewicht zu bewegen. Hat der Körper von sich aus echte Defizite, (erworbene oder angeborene Fehlbildungen und Dysfunktionen) braucht er natürlich eine exakte individuelle Hilfe, soweit wie notwendig. Aber nur dann!
Das ist ganz einfach. Und dennoch bei Weitem nicht etabliert.

Barfußlaufen aktiviert die Tiefenmuskulatur

Dieses Thema wird leider nur angekratzt. Die Argumentation, dass durch Barfußlaufen viel mehr sensorische und muskuläre Arbeit erfolgt, ist nachvollziehbar. Jedoch fehlt die Erklärung, was mit „Tiefenmuskulatur“ eigentlich gemeint ist. Ich ergänze dies in kurzen Sätzen:
Ja, wenn ich barfuß gehe, findet mehr Informationsfluss vom Boden über den ganzen Körper nach oben statt und aktiviert mehr und feinere Ausgleichsaktivitäten, um beispielsweise die Balance zu halten. Die dafür verantwortliche Muskulatur sitzt optimalerweise nicht in den großen Muskelgruppen, die ja Bewegungen in Gang setzen sondern in tiefer liegenden kleinen und fein verzweigten Muskeln, welche genau dafür angelegt sind. Nun beginnt das Problem: Wir können zwar barfuß gehen und damit dem Körper mehr Arbeit und Input geben, sich auszugleichen, aber bedingt durch die Gesamtkörperstruktur wird bei der überwiegenden Zahl der Kulturmenschen die große Muskulatur dazu beansprucht, weil diese ohnehin bereits damit beschäftigt, sämtliche strukturelle Dysbalancen auszugleichen. (Was sie ja in dem Maß nicht soll und weshalb ja überhaupt erst kulturell bedingte Beschwerden auftreten) Das bedeutet: Barfußlaufen ist selbstverständlich sehr förderlich und dem Gehen in Schuhen bei Weitem vorzuziehen. Es reicht aber in den meisten Fällen nicht aus, um dem Körper den Impuls zu geben, kein Hohlkreuz, keinen Rundrücken, keine X-Beine, keinen Beckenschiefstand etc. zu erreichen und alle damit einhergehenden Komplikationen abzuschaffen. Hier muss man wieder aufpassen, dass nicht aus einer spezifischen Ideologie der Blick für das Gesamte verstellt wird.

Vorfuß-Rückfuß-Streit und Abrollen

Diesen Themenbereich fasse ich wieder zusammen:
Die Argumentation für den Vorfußgang ist soweit hinlänglich bekannt, als da wären:
– bessere Durchblutung durch doppelte Venenpumpe
Vermeidung von Stößen durch die Wirbelsäule bis hoch zum Kopf/ einseitige (zu hohe) Knochenbelastung)
emotionaler Einfluss durch sanfteren Gang gegenüber dem harten Fersengang
– Aktivierung der Fußreflexzone des Herzens im Vorfußbereich
Vorbeugung der Schädigung der Füße durch verminderten gebrauch der Fußfunktionen (Hallux, Fersensporn, Platt-/Senk-/Spreizfuß)

Dann wird vom Abrollen gesprochen, welches ja eine Rundung des Fußes voraussetzen würde, die der Fuß aber nicht hat. Deshalb ist kein Abrollen möglich. Richtigerweise muss man von Abklappen sprechen und die damit verbundene Hebelwirkung beim Vorwärtsschritt.

Bei dieser Thematik wird nochmals bestätigt, dass, solange man sich mit dem Fuß alleine befasst, es keine Lösung für richtig/ falsch geben kann, weil jede der beschriebenen Auftrittsversionen Vorzüge haben kann.

Was jedoch entscheidend ist, und worüber es im Torsalen Gang letztlich geht, ist die gesamte Körperarbeit, bei der der Fuß bei jedem Schritt sowieso das gerade Passende im Sinne der Körperstruktur und der gerade vorherrschenden Situation voll automatisch tut.

Vorzüge des Vorfußgangs bei bestimmten Leiden

Es wird berichtet, das durch die weichere Landung im Vorfußgang die Knochen und Bandscheiben wesentlich geschont werden. Das kann bei Osteoporose und anderen Erkrankungen eine Verschlimmerung verhindern. Außerdem würde die Gehsicherheit erhöht und damit Stürze vermieden. Die Aussage, dass 70% aller Informationen für das Gleichgewichts von den Füßen kommt, kann ich aus eigener Erfahrung so nicht unterstützen. Dadurch dass ich einmal die Gelegenheit hatte, einen einseitigen Ausfall des Gleichgewichtsorgans im Innenohr zu erleiden, durfte ich einige Wochen lang die Wichtigkeit dieses Organs für Gleichgewicht und Orientierung im Raum erfahren. Auch die Augen spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Alleine auf das ansonsten intakte Körpergefühl war beim sicheren Stand oder gar beim Gehen nicht zu zählen. Bis die Füße wahrgenommen hätten, dass ich am Kippen war, wäre es bereits viel zu spät gewesen, ohne dass eine Information über das Gleichgewichtsorgan dazu kommt.
Dennoch spielen die Füße eine sprichwörtlich tragende Rolle, wenn es um die Aufrichtung des Körpers geht. Ohne Fundament wird es für die Körpersegmente darüber immer schwerer, sich ausgewogen zu positionieren. Dennoch kommt es auf das Gesamtwerk Körper an und hier wird deutlich, dass mit dem Begriff „Ballengang“ die Bedeutung der Körperstruktur, der Wahrnehmung insgesamt und speziell des Rumpfes nicht getroffen wird.

Gangschulen fördern den gesamten Körper und werden kaum angeboten

In diesem Punkt kann ich dem Artikel voll beipflichten. Dem Gehen als solches wird beim Menschen nur sehr wenig Beachtung geschenkt. Weder im Schulsport noch in der Medizin wird sich im Allgemeinen mit dem Gangbild befasst (ähnliches gilt auch für die Körperstruktur). Wenn überhaupt, wird überspitzt ausgedrückt nur unterschieden zwischen: Kann gehen, kann mit Hilfsmitteln gehen, kann nicht gehen. Übersetzt: braucht keine Hilfen, braucht Gehhilfen oder Operation, braucht Rollstuhl (ggf. Pflegegrad und Schwerbehindertenausweis)
Bei Pferden ist das komplett anders interessanterweise. Deren Gangbild wird in der Regel sehr genau unter die Lupe genommen um daraus Rückschlüsse für Einsatzfähigkeit, Krankheiten, Schädigungen und letztlich auch deren Marktwert zu bestimmen… Auch bei KFZ ist der Geradeauslauf, das Fahrwerk ein wichtiger Faktor, der zur Sicherheit regelmäßig gecheckt wird.
Das Gangbild des Menschen scheint da im großen und Ganzen uninteressant zu sein. Obwohl auch an unserem Gangbild wie auch an der Körperstruktur ganz entscheidende Merkmale für Beschwerden, chronische Schmerzen oder Krankheiten mit diagnostiziert und teils ursächlich angegangen werden könnten. Nehmen wir das jetzt erstmal so hin, dass aktuell wenig Interesse und damit auch wenig gestreute Kompetenz zum Thema Ganganalyse, Gangbild und Körperstruktur besteht.

Wer sich für eine aktive Arbeit an seinem eigenen Gang beschäftigen will, für den gibt es immerhin ein paar Lichtblicke: Im Tango Argentino gehört das Gehen zur fundamentalen Grundausbildung, die auch nie abgeschlossen ist. Diese Gangschule des Tango ist zwar sehr auf die Ausübung mit Tanzschuhen ausgelegt, bezieht aber den ganzen Körper mit ein und ist meiner Erfahrung nach durch die permanente praktische Anwendung bei jedem Tanzschritt sehr eindringlich. In einigen Kampfkunstrichtungen oder Körperarbeitskonzepten wird dem Gehen ein gewisser Raum gelassen. Meiner Erfahrung nach sind diese nicht so praxisbezogen wie beim Tango, da zu theoretisch (heute schauen wir uns mal das Gehen an …) und von den Anwendern oft nicht wirklich real umgesetzt.
Dann gibt es noch eine Menge an Laufschulen, die ziemlich durchdacht sind und sich interessanterweise gerade viel wandeln und entwickeln. Nachteil hier wäre gegebenenfalls eine starke Spezialisierung aufs Laufen und, wie häufig bei Trends eine sehr kurze Fließband-Ausbildung, die oft eine große Zahl unerfahrene und auf ein spezifisches Programm begrenzte TrainerInnen hervorbringt.
Echte Gangschulen sind tatsächlich selten und meist auf barfuß Gehen spezialisiert, also zu sehr den Schwerpunkt auf den Fuß.

Zur Eingangsfrage: Etabliert sich der Ballengang:

In der Zeit, als die Sendung im Deutschlandfunk gesendet wurde, befanden wir uns mitten in der Pandamie und erlebten viele Einschränkungen, Versammlungsverbote, häufig sich ändernde Regeln. Viele Themen, die von Bewegung, persönlichem Unterrichten, Gastronomie, Treffen und Seminaren lebten, waren stark herunter gefahren. Wir erleben jetzt einen langsamen Aufschwung im gesellschaftlichen Leben. Themen wie der Ballengang waren tatsächlich immer schon Nischenbereiche und dazu noch stark umstritten, meist mit der Branche der Minimalschuhe in Verbindung gebracht. Gerne rutscht der „Ballengang“ auch in eine leicht geistige Ebene oder in den Interessensbereich von Menschen, die sich mit alternativen Gesundheitsideen beschäftigen. Ein eigener Trend ist da eher nicht zu erkennen und von einer Etablierung einer Gangart kann keine Rede sein, da ja das Gehen an sich schon nicht näher betrachtet wird. Vom Nutzen her würde mir in diesem Genre (Körperarbeit/ Gesundheit) gefallen, wenn das Gangbild an sich sowie die Betrachtung der Körperstruktur allgemein mehr Beachtung fänden.

Gehseminare für torsales Gehen

Sie interessieren sich für ganzheitliches Gehen unter Berücksichtigung der kompletten Körperstruktur, mit Einbezug der ganzen Persönlichkeit und individuellen Ansätzen für Ihr optimales Gangbild plus Ihre Haltung allgemein? Dann finden Sie -> unter diesem Link <- eine der seltenen Gelegenheiten, Ihre Bewegungen im Innern neu zu entdecken und sich damit beim Gehen, Stehen, Liegen, Sitzen neu zu definieren:

Ich habe mich dazu entschlossen, nach der Pandemiezeit und dazu noch jetzt in meinem Wohnort Mannheim (da die Anreisen ohnehin aus dem kompletten DACH-Raum kommen) wieder Live- Gangseminare zu veranstalten. Anstelle des irreführenden Begriffs des „Ballengangs“ wird die Bewegungsart, die für mich immer Voraussetzung für jede Art des Fußauftritts steht, das torsale Gehen von Anfang an fokussiert, was den Lernvorgang erheblich steigert. Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, dann schauen Sie sich HIER die Informationen über das kommenden Seminar am 23./24. September 2023 an.

Ballengang im Alltag (4)


oder: Wie die Traglast uns beeinflusst

Liebe Leser,
was passiert eigentlich mit dem Gang, wenn wir etwas tragen oder andere Belastungen während der Fortbewegung haben?
Haben Sie auch schon bemerkt, dass das Tragen von Dingen stark die Gangart verändert?

Nehmen wir als Beispiel einen schwereren Rucksack oder eine Tasche, ein Bierkasten oder Ähnliches.

Bereits öfter erhielt ich persönliche Nachfragen, ob denn der Ballengang in solchen Situationen nicht mehr möglich ist.

So richtig erfassend ist diese Frage nur im persönlichen Coaching zu klären, da sehr viele Faktoren entscheidend dafür sind, ob wir uns auch bei Belastung noch ökonomisch bewegen oder ob wir dann in suboptimale Kompensationshaltungen geraten und Bewegungen, die sonst gut funktionieren, schlicht „vergessen“.

Dennoch möchte ich auf entscheidende Punkte aufmerksam machen, die jeder bei sich beobachten und ggf. in sein Bewegungsverständnis integrieren kann.

Um uns auch unter Traglast noch mit hoher, körperfreundlicher Effizienz bewegen zu können, sollte die Bewegung zunächst ohne Last und sonstige „Störfaktoren“ optimiert werden. Wie das geschieht, habe ich schon in vorigen Artikeln sowie dem E-Mail-Kurs ganz ausführlich beschrieben. Ich fasse dies kurz zusammen in dem Satz:

Die Rumpfarbeit entscheidet über jegliche Bewegungsqualität.

Der Fußaufsatz beim Gehen ist eine Folge der Art und Weise der Bewegungseinleitung im Rumpf.

Folglich ist es einleuchtend, dass es beim Ballengang, entgegen der Suggestion „Ballen“, rein um die Nutzung des Rumpfes geht. Erst diese hat dann – im nächsten Step – zur Folge, dass die Bewegungskette im Sprunggelenk beginnt und damit der Vorfuß automatisch eine wichtige Funktion bei Landung und Abdruck bekommt.

So weit, so gut 😉

Wir können uns freuen, wenn unser Körper zunächst mal im „Urzustand“ – also ohne beeinträchtigende Kleidung/ Schuhe – aus dem Rumpf heraus seine biomechanisch effizientesten (also auch ökonomischsten) Alltagsbewegungen spontan anwendet.

Sobald aber irgendetwas stört, und seien es nur Schuhe oder aber, wie die heutige Fragestellung lautet, eine Traglast, dann bringt das den fein abgestimmten Ablauf durcheinander.
Und zwar in zweierlei Hinsicht:

1. Auf der Wahrnehmungsebene gibt es Druck auf die Schulter, Zug nach unten über die Hände oder auch eine bloße Berührung, die normalerweise nicht oder selten im Alltag vorkommt. Diese Eindrücke verändern das Körpergefühl insgesamt und lösen dementsprechend andere Reaktionen aus als bestünden diese Störungen nicht.

2. Die Folge davon ist, dass neue Bewegungsmuster (wie beispielsweise der Ballengang) von diesem Sinneseindruck überlagert werden. Konkret verändert der Körper schon im Rumpf seine Grundhaltung und seine Bewegungsansteuerung, weil der Reiz einer Berührung oder Belastung viel mentale Kapazität beansprucht. Insofern bemerken wir, dass ein Ballengang nicht mehr funktioniert, selbst bei leichten Belastungen.

Was passiert genau dabei?

  • Beim Tragen eines Rucksacks verschiebt sich die Schwerkraftlinie im Körper

— Zur Fortbewegung brauchen wir eine andere muskuläre Ansteuerung als gewohnt

— Die Zeitpunkte zwischen Abdruck und Landen verschieben sich leicht

— Die Schrittlänge fällt bei gleichem, gewohnten Bewegungsablauf anders aus als ohne Last

— Als Folge davon landen die Füße nicht mehr so unter dem Rumpf, dass eine Nutzung der körpereigenen Feder möglich ist

  • Beim Tragen mit den Armen vor oder neben dem Rumpf geschieht grundsätzlich das Gleiche

— Zusätzlich sind die Arme und damit der Schultergürtel/Brustkorb von dem Tragen blockiert, so dass eine gegenläufige Rotation mit dem Becken stark eingeschränkt ist

— Wir verlieren den faszialen Schwung aus der Körpermitte

— Wir brauchen somit mehr Muskelkraft aus den Beinen und steuern die Gehbewegung entsprechend aus Beinarbeit, was einen Ballengang unmöglich macht.

  • Den gleichen Effekt, verstärkt, haben wir bei asymmetrischer Belastung (Tragen auf einer Seite). Die Einschränkungen im Gehen sind hier in der Summe am größten.
  • Zuletzt ist auch die Aufmerksamkeit auf das Tragen gerichtet und nicht mehr auf das Bewegen insgesamt. Das bedeutet, dass eine nicht 100% automatisierte körpergerechte Bewegung in solchen Fällen durch jede die Körperstatik störende Last stark genug beansprucht/beeindruckt ist, dass wir dazu neigen, uns viel mehr anzustrengen als notwendig und jede Leichtigkeit aus unbelasteten Situation verloren geht.

Was bedeutet das in der Praxis?

— Einerseits benötigt das Tragen schwerer Lasten tatsächlich mehr Statik im Körper als wenn nur leichte Lasten getragen werden. Das bedeutet, dass ab einem individuellen Punkt kein dynamisches Gehen mehr möglich ist und wir dann tatsächlich fast nur noch muskulär arbeiten können. Die Bewegung wird dann auch langsamer und belastet die Struktur spürbar. In diesem Fall ist die richtige Ausrichtung des Rumpfes besonders wichtig, um Gelenke möglichst gleichmäßig zu belasten und so kräftesparend wie möglich zu arbeiten. Von diesem Fall sprechen wir hier jedoch nicht, da es nicht zur Anwendung des Ballengangs im Alltag gehört.

— Jedoch für die alltäglichen kleineren Belastungen können wir lernen, unsere Bewegung anzupassen.

  • Mit Rucksack ist es wichtig, den Körperschwerpunkt zunächst im Stehen zu justieren. Das Losgehen muss ohne Anstrengung in den Beinen, alleine durch das Einbringen des Rumpfes entstehen. Die Justierung erfolgt dabei hauptsächlich im Sprunggelenk, das einen etwas anderen Winkel hat, als ohne Last.
  • Beim Tragen mit den Händen ist zusätzlich die Art und Weise der Armarbeit wichtig. Auch wenn die Arme gebeugt sind und/oder die Hände mit Greifen und Halten beschäftigt sind, sollten die Schultern neutral bleiben und der Halteaufwand des Gewichts mit so wenig Kraftaufwand wie nötig erfolgen. Es braucht ebenso eine Isolierung der Arme vom Rumpf, damit der Brustkorb trotz des Tragens noch mitrotieren kann.
  • Einseitiges Tragen ist generell ungünstig. Hier ist darauf zu achten, dass am besten ein Gegengewicht auf der anderen Seite mitgetragen wird. So gesehen tragen sich zwei Getränkekisten viel besser als nur eine, vom Gehen her. (Gleiches gilt übrigens für Rucksack mit gleichzeitigem Bauchsack oder gar Tragetuch, falls gerade relevant) Wenn das nicht möglich, ist es nützlich, die Schultern auf gleicher Höhe zu halten, wobei beide Schultern so tief wie möglich in der Balance sind. Und natürlich häufig die Seiten wechseln.
  • Leser des Email-Kurses können sich Lektion 9 nochmal anschauen, da ist die Funktion der Ferse genauer erklärt und auch wo man eher Statik und Dynamik bei Bewegungen braucht. Seminarteilnehmer können nochmals genauer auf die Funktion des Bauches beim Gehen achten hinsichtlich des Gehens unter Last. (Stichwort Treppensteigen, Psoas)
  • Damit wären wir beim Punkt der Achtsamkeit und Bewusstheit. Wenn wir uns auf die anstrengungsfreie Funktion unseres Körpers im Ganzen konzentrieren, fällt das Augenmerk auf das eigentliche Tragen quasi weg. Ziel ist es, einerseits „automatisch“ zu tragen, dabei viel weniger Kraft zu gebrauchen und ansonsten umso mehr auf das Bewegungsgefühl im Körper zu achten. Es wird hier immer mehr deutlich, dass es beim Ballengang nur wenig auf die Extremitäten ankommt, also auf das was Füße und Hände tun, sondern darauf, WIE Bewegung aus der Körpermitte angesteuert wird. Die Extremitäten folgen entsprechend fließend und benötigen wenig eigene Kraft aus Muskeln.
    So wird die Bewegung ökonomisch und Lasten kosten nicht unnötig viel Energie in Form von Muskelarbeit und Aufmerksamkeit.

 

  • Ich wünsche viel Spaß beim Ausprobieren!

 

Euer

Stefan Heisel

 

Ballengangerfahrungen (2) Reha nach kompliziertem Unterschenkelbruch


Tibia-Fibula_Bruch_BallengangSehr geehrte Leser, in der Reihe von authentischen Erfahrungen von Menschen mit dem Praktizieren des Ballengangs erfahren Sie heute, wie Silvie nach einem komplizierten Bruch des Schien-und Wadenbeins nach Operationen, Reha und sehr langer Regenrationszeit durch den Ballengang wieder nahezu ihre alte Beweglichkeit herstellen konnte.

Auch Sie sind dazu eingeladen, ihre eigenen Erfahrungen als Kommentar zu hinterlassen.
Oder verfassen Sie Ihre eigene Geschichte als eigenen Artikel hier im Blog (mit oder ohne Namen oder ggf eigenem Link)!  -> email an info(at)ballengang.de

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Nun viel Spaß beim Lesen:

„Es begab sich 2013, im Alter von 31 Jahren, dass ich mir einen komplizierten Beinbruch bei einem Geländelauf zuzog. Distalfraktur der Tibia und Fibula nennt der sich.

Mein Glück: Es war ein geschlossener Bruch.

Mein Pech: Unter der Haut lag mein Bein im Chaoszustand.

Es folgten eine OP mit Protheseneinsatz von 19 Schrauben mitsamt Schienen an den Knochen. Ich lag 1 Woche nonstop und 5 weitere Wochen fast ausschließlich, bis die Schmerzen ein Gehen mit Gehhilfen zuließen. Danach stand 3 Wo. Reha an. Ich ging wieder voll arbeiten, aber an Gehhilfen und zeitweise unter so extremen Gehschmerzen, dass ich abends oft nur liegen konnte, um meiner Verletzung Erholung zu gönnen. Physiotherapie half- aber nicht genug zum entspannten Gehen…..

-> zum ganzen Bericht von Silvie

-> zu allen bisherigen Erfahrungsberichten

Wie soll ich Ballengang lernen?


oder: Der richtige Schuh wird’s schon richten …

Ballengang_Heisel_Strand1Lieber Leser,

diese Frage höre oder lese ich gerade in letzter Zeit immer häufiger.
Noch vor wenigen Jahren war der Ballengang wirklich sehr speziell und weitgehend unbekannt. Nun hat sich ein regelrechter Trend entwickelt, an seinem Gehen etwas ändern zu wollen. Mit verantwortlich ist auch der wachsende Markt der Barfußschuhe, weil diese als „gesund“ gelten, aber ohne körperliche Umstellung nicht wirklich bequem sind, bzw. sogar bestehende Probleme verstärken können.
Die hauchdünne Sohle sowie fehlende Fersenerhöhung lassen eine künstliche Dämpfung vermissen.
So wird dem frischen Barfußschuhträger das entsprechende unphysiologische Fersenaufschlagen oft ebenso bewusst wie ein Überlastungsgefühl im vorderen Fußbereich.
Durch das starke Interesse an dem Produkt (Schuh) hat sich etwas Wesentliches in unserer Branche verändert, was sich auch in der Art und Weise des Coachings zwangsläufig niederschlägt:

Bevor es die heutigen Schuhprodukte gab, die ein natürliches, nicht unterstütztes Gehen fordern, stellte sich folgende Situation dar:
Menschen mit hohem Körperbewusstsein und gleichzeitig großer Offenheit gegenüber Veränderungen von Konventionen begannen, sich verstärkt auf ihre Intuition und ihr angeborenes Körpergefühl einzulassen.
Es gab weder Literatur noch Produkte noch Anleitungen oder gar Coaches oder Seminare für natürliches Bewegen/ Gehen.
(Wenn, dann gab/ gibt es traditionelle Lehren, die dieses Thema eher stilisieren oder am Rande angehen, wie z. B. Yoga, innere Kampfkünste oder Eurythmie)

Vielmehr existiert(e) „lediglich“ ein Gefühl von Harmonie beim Bewegen im „Ballengang“, mehr Dynamik, Leichtigkeit, innere Freiheit, Gewandtheit, …

Bei mir persönlich startete sogar ein ganz neues Lebensgefühl, weil das Ablegen eines so tief verwurzelten Bewegungsmusters wie das alltägliche Gehen mir ermöglichte, ALLE Bewegungen und Haltungen in jedem Bereich wesentlich zu verbessern. 
(Mit dazu half wesentlich eine intensive Neuordnung meiner Faszienstruktur durch gute Faszientherapeuten)

Das einzige Problem zeigte sich (wie heute), dass es quasi kaum Schuhe gab, die sich mit bereits erarbeitetem Körpergefühl vereinbaren ließen. Unter Insidern empfahl man sich als „zivilisierten“ Schuh gern die leichten Modelle der Marke „Bär“ mit Nullabsatz und Zehenfreiheit. Erst später wuchs die neue Barfußschuh-Branche aus dem Laufsport heraus.

Der Vorfuß-(Barfuß)-Laufstil etablierte sich damit mehr und schuf auch Probleme. Viele Läufer begannen, sich diesen Laufstil anzueignen und bedachten dabei nicht, dass ihr Körper, insbesondere die Füße damit erst mal strukturell überfordert waren. Es häuften sich, Verletzungen, oft Ermüdungsbrüche im Mittelfuß, weil das Bindegewebe (die Faszien) viel zu schnell überlastet wurde.
Dennoch setzte sich der Barfußschuh-Trend bis heute fort, da es andererseits ja mehr als augenscheinlich ist, dass barfuß die natürlichste und letztlich gesündeste Art ist sich fortzubewegen.
Und genau in dieser Situation befinden wir uns heute:
Anstatt dass zuerst der Impuls da ist, sich natürlich zu bewegen (was ja auch mehr als das Gehen betrifft) haben wir heute in der Mehrheit ein PRODUKT als Startpunkt: den „Barfußschuh“.
Nur ändert sich durch das Tragen anderer Schuhe oder das Umsteigen auf häufiges Barfußgehen leider noch nicht das Körpergefühl. Also ändert sich auch nicht zwingend die Bewegungsqualität.
Und mit Sicherheit verbessert sich dadurch erstmal die Körperstruktur nicht die Bohne…
Was eher passieren kann (und tatsächlich häufig beklagt wird) sind Verschlimmerungen bestehender Probleme (z. B. Spreizfuß, Hallux Valgus, Rücken-, Kniebeschwerden), da die fehlende Dämpfung, kombiniert mit dem Versuch, nur anders aufzutreten, weitere Fehlbelastungen hervorrufen. Weder ist das Fußgewölbe für die neue, intensivere Belastung genügend ausgebildet, noch sind Knie, Hüfte, Wirbelsäule, Rücken, Bauch und Schultern geschmeidig genug, um wirklich als Ganzes richtig federnd und aufrichtend zu funktionieren. Genau diese veränderte Situation kann ich als Bewegungscoach immer häufiger beobachten. Während vor dem Schuh-Boom noch viele an sich bewegungsbewusste Menschen nach Feinschliff in der Bewegung und/oder nach einem Körpertuning in Form von Faszientherapie fragten, stehen inzwischen viele frischgebackene Barfußschuhträger ohne entsprechendes Körpergefühl in Seminaren oder Einzelcoachings.

Noch ein weiterer Punkt kommt hinzu, der aber mehr unserer industriellen bzw. mechanistischen Denkweise zuzuschreiben ist. Wir sind es gewohnt, seit wir die Schulbank drücken, dass wir Musterlösungen vorgesetzt bekommen, die es bei geringstmöglicher Toleranz zu KOPIEREN gilt. Die Welt wird nicht mehr selbst entdeckt, sondern uns meist ohne Lebensrelevanz synthetisch vorgesetzt. Wir sitzen fast nur noch da und lassen uns passiv von der „Wahrheit“ aus zweiter oder dritter Hand berieseln. Und wer diese „Wahrheit“ am exaktesten kopiert, enthält die bessere Bewertung durch andere Menschen.
Eigene Erfindungen oder Gedanken sind fast ebenso sehr gefürchtet wie Kreativität oder – am Schlimmsten- Fehler …?
Damit geht uns etwas sehr Wichtiges und Wesentliches verloren: Unsere Neugier und das Vertrauen in die Fähigkeit zu eigenen Empfindungen und eigener Intuition. Was uns ja eigentlich von Geburt an mitgegeben ist. Und das betrifft auch unser Körpergefühl und die Art und Weise, wie wir glauben, Bewegungen lernen zu müssen. Es wird nämlich erwartet, dass exakt zu kopierende Übungen, die regelmäßig durchzuführen sind, tiefgreifende Verbesserungen hervorrufen sollen.

Was bedeutet das für den Ballengang und das Wiedererlernen natürlicher Bewegungen?
Um überhaupt auch nur im Entferntesten auf die Idee zu kommen, etwas an seinem Gang zu ändern, bedarf es eines AUSLÖSERS. Auf meinen Seminaren frage ich immer nach, worin der Grund des Besuchs liegt, woher das Interesse am Ballengang überhaupt rührt. Und wie eingangs schon beschieben, wandelt sich dieser Auslöser mehr und mehr auf das Produkt „Barfußschuh“ und dessen richtigen Gebrauch. Während früher noch – rein mental schon – die Frage nach dem richtigen Gebrauch des eigenen KÖRPERS im Vordergrund stand.
An dieser Stelle möchte ich deshalb für alle, die bis hierher mitgelesen haben (und nur für jene macht der weitere Text Sinn) wieder erinnern, wie wir alle zu unseren natürlichen Bewegungen überhaupt gekommen sind.

Als Kleinkind waren wir ständig folgende Dinge am Tun:

– spielen

– neugierig sein -> beobachten

– Fehler machen, hinfallen, weiter probieren

– fühlen (statt denken!) -> dem „Instinkt“ folgen
Mit diesen Tätigkeiten und Qualitäten lernten wir leicht und ganz von selbst Folgendes:
# krabbeln

# drehen

# perfekt aufrichten

# perfekt hocken

# perfekt sitzen

# perfekt stehen

# hüpfen

# klettern

# bauen

# malen und zeichnen

# singen
(Ergänzen Sie gerne …)

Dabei findet außer bei Sprache und zum Teil beim Gehen alles rein aus eigenem Antrieb ohne direkte Nachahmung statt. Wir sind quasi perfekt ausgestattet und erreichen ohne Coach, ohne Sportlehrer und Physiotherapeuten die wichtigsten Basis-Skills des Menschseins.
Leider geht sehr vieles davon in dem Moment verloren, wenn es damit anfängt, dass man uns Dinge vorsetzt, die nicht selbst ausprobiert werden konnten. Und wenn wir von einem Tag auf den nächsten mit sechs Jahren für fünf Stunden täglich an einen Stuhl gefesselt sind und einen kleinen Stift an die Hand gebunden bekommen, der dann „richtig abkopieren“ soll. Selbst das Bewegen des Körpers (Sportunterricht) folgt von nun an Kategorien wie „richtig“ und „falsch“ und steht plötzlich in Relation zu den Leistungen anderer. Es geht also nicht mehr darum, sich selbst zu erfahren, sondern von sich abzusehen und den Vergleich zu anderen zu betrachten und dazu noch von Dritten beurteilt zu werden. So wird die noch vorhandene Intuition sukzessive zugunsten eines reflektierten „es anderen Recht tun“ abgebaut.

Liebe Leser, sollten Sie Interesse an Ihrem persönlichen natürlichen (also auch leichten und mühelosen) Gehen haben, dann sind Sie gut beraten, sich NICHT an jenes von außen gesteuertes „Anleitungslernen“ zu halten, sondern sich genau davon wieder zu lösen und das spielerische Entdecken, Probieren und Fehler machen wieder zu wagen! Je leerer Ihr Kopf dabei ist, desto größer die Chance, sich selbst nah zu kommen. Und umso erfolgreicher finden Sie auch Ihren „Ballengang“.
Lassen Sie also Ihr Gehen von gar keiner Schuhmode oder gar Ideologie oder einem Zeitgeist bestimmen. (Ja, auch und gerade Ideologien geben willkürlich vor, was für alle Menschen oder eine Gruppe davon „richtig“ sein soll – meist aber mit dem Hinweis, wie „falsch“ oder gar „dumm“ doch andere sind, um sich selbst im Wert ihres Tuns zu erhöhen).

Nein – Finden Sie es doch selbst für sich heraus, was auch immer Sie dazu gebracht hat, überhaupt darüber nachzudenken! In dem Fall sind auch Schuhe ganz toll, wenn sie zur Reflexion anregen und Menschen dazu bringt, sich die Sache mit dem eigenen Körper doch mal genauer anzusehen.

Daher mein Vorschlag an alle Ballenganganfänger oder jene, die im Moment an der „exakten Ausführung“ scheitern:

Stellen Sie sich (am besten barfuß) so hin, wie Sie sich am Ausgewogensten fühlen und wippen Sie auf der Stelle. Mit so vielen Gelenken wie möglich. Jeden Tag, wenn Sie möchten, und sei es nur eine Minute oder weniger.

Ich verspreche Ihnen: Irgendwann macht es „Klick“ und Sie wollen unbedingt wissen, wie denn der erste Schritt nach vorne wirklich funktioniert ….

Viel Spaß am Entdecken!

Mit herzlichem Gruß

Stefan_Heisel_Bodymotic
Ihr Stefan Heisel

 

PS: Neue Seminare in 2018:

http://seminare.ballengang.de 

Bericht: Reutlingen lernt den Ballengang!


Yogaunity Reutlingen

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
das Interesse am natürlichen Gehen und Laufen nimmt immer mehr zu. Immer mehr Menschen erkennen den Zusammenhang zwischen Bewegungsqualität und Wohlbefinden und körperlicher Gesundheit und Fitness.
So kam es, dass Stefan Heisel jetzt in Kooperation mit der Barfußinitiative Reutlingen am 13. + 14. Mai 2017 ein ausgebuchtes intensives Ballengang- und Faszienseminar hielt.

Die Teilnehmer kamen vom hohen Norden, Berlin, Ostsee bis Schweiz/ Zürich nach Reutlingen im schönen Schwarzwald angereist, um sich ein persönliches Bild von Stefans ganzheitlichem Coaching zu machen.
Unter den regionalen Teilnehmern war die Inhaberin des örtlichen Vivobarefoot-Stores Sabine Bürkle. Durch ihre mehrfache Nachfrage bei Stefan Heisel kam es überhaupt erst zu diesem Seminar und wird es auch noch weitere geben, wie dieses Jahr noch im Juli.
Siehe ->Ballengangseminare
Ein weiterer Reutlinger Teilnehmer war der Barfußtrainer und Extremläufer Bernd Gerber, eine sehr gute Empfehlung für alle Barfuß-Läufer und -Kletterer!

Doch um was geht es in einem Seminar über das Gehen, über natürliches Bewegen? Was kann es geben, was nicht jeder halbwegs gesunde Mensch von seinem ersten Lebensjahr an eigentlich schon kann?
Welche Menschen interessieren sich denn dafür und reisen 700 km und mehr an, um „Gehen zu lernen“?

Um diese und viele andere Fragen zu beantworten, die oft gestellt werden, veröffentliche ich heute einen ausführlichen bebilderten Bericht über dieses Wochenende in Reutlingen.

Viel Spaß beim Lesen!

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Reutlingen Samstag, 13.05.17

Wir begannen pünktlich um 10:00 Uhr, nachdem (fast) alle Teilnehmer frühzeitig in der Yogaunity Reutlingen eingetroffen waren. Die Räumlichkeiten der freundlichen und offenen Inhaberin Elke Klosseck strahlten viel Charakter und Ruhe aus. Der dunkle Holzboden und die vielen liebevoll eingerichteten Lichtspielereien, Beleuchtungen, Asseccoires sowie die nützlichen Übungsmaterialien luden zu einem konzentrierten und kreativen Arbeiten ein.
An dieser Stelle möchte ich mich bei Elke Klossek für den netten und konstruktiven Kontakt bedanken!

Persönliche Einstimmung

Zu Beginn des Seminars waren die Teilnehmer dazu eingeladen, sich selbst vorzustellen und ihre persönliche Geschichte zu erzählen, wie sie überhaupt auf das Thema „natürliches Gehen/Ballengang“ gestoßen sind.

Anschließend, also bevor es ans Eingemachte ging, fand die erste Runde der Ganganalyse statt, die optional in Anspruch genommen werden konnte. Also die Aufnahmen „VORHER“.

Ganganalyse – Aufnahme vor Ort

 

Was ist eine Bodymotic-Video-Ganganalyse?

Es werden drei kurze ganzheitliche Aufnahmen des Gangbildes aufgenommen – bei Seminaren VOR und NACH dem gesamten Training. Mit diesem Material setzt sich Stefan Heisel in Heimarbeit an den PC und erstellt nach einem bewährten „Drehbuch“ ein eingenhändig bearbeitetes und geschnittenes ganz persönliches Video mit Echtzeit, Zeitlupe, Bewegungsausschnitten, Standbildern, Zeichnungen, Vergleichsstudien und individuellen Hinweisen zur täglichen Umsetzung. 

Die Dauer des fertigen Videos ist je nach Erklärungsbedarf zwischen 10 und 12 Minuten. Die reine Bearbeitungszeit dafür beträgt pro fertiges Video etwa fünf Stunden. 

Weil Stefans Seminare einerseits viel Erklärungsbedarf haben, was das grundsätzliche Bewegungs- und Lernverständnis betrifft, andererseits aber darauf abzielen, sich ein EIGENES Bewegungsrepertoire anzueignen, war der nächste Schritt im Seminar eine Partnerarbeit.

Partnerarbeit

Anschauliches gegenseitiges Erklären

Jeder sollte dem anderen erklären bzw ihn davon überzeugen, was überhaupt der Vorteil vom „Ballengang“ ist, sodass dieser die Ansichten seines Gesprächspartners danach überzeugend darstellen konnte.

Der Nebeneffekt durch diese selbstreflektierende Vorgehensweise war, dass der Seminarleiter einen guten Überblick über den Kenntnisstand und die Erfahrung der Gruppe bekam.
Diese Gruppe hatte einen verhältnismäßig hohen Stand an Vorbildung bzw. teils mehrjährige Erfahrung. Entsprechend gestaltete sich das Seminar immer praktischer und im Inhalt auch tiefer/ anspruchsvoller.

Erst jetzt stellte Stefan Heisel sein eigenes, selbst entwickeltes Konzept des natürlichen Gehens vor:

Entwicklung des aufrechten Gangs

Wie lernen wir Menschen überhaupt Bewegung, wieso können wir uns gezielt bewegen? (entwicklungspsychologisches und neurologisches Erklärungsmodell mit Beispielen aus der allgemeinen und persönlichen Erfahrung eines jeden Menschen)
Welche Stufen durchläuft natürliches Gehen Lernen?
Was beobachten wir bei uns, bei Kindern und bei Säuglingen und wieso muss das so ablaufen?

 

Stefan stellte dann seine Fünf Prinzipien natürlichen Gehens in den nächsten Stunden vor

5 Prinzipien des Gehens

Die Rotation

Dabei wurden zuerst viele Übungen und Tests in der Gruppe gemacht, die zunächst unvoreingenommen ausprobiert wurden. Wichtig war, dass jeder einen ganz eigenen Eindruck dadurch erhielt und sich selbst gut beobachtete.

 

Kraftlinie

Doppel-Z

Erst dann wurde jeweils das zugrunde liegende Prinzip explizit in Worten formuliert und somit all die gemachten Erfahrungen zu einem Begriff zusammengefasst. Dieser Part des Seminars war sehr intensiv und beinhaltete auch viele Fragen und Experimente, auf die Stefan uneingeschränkt einging, bis der jeweilige „Aha-Effekt“ angekommen war.

Der Vorfuß

Der „Gehmuskel“

Nach einer Mittagspause, bei der es viele Möglichkeiten in der Nähe gab, sich zu verköstigen, kamen wir bis zum Ausprobieren des vierten Prinzips. Und die Fortsetzung für Sonntag Vormittag wurde angekündigt ….

Am Abend konnten drei Teilnehmer die zuvor gebuchten und reservierten 60-minütigen Einzel-Faszienbehandlungen von Stefan Heisel in Anspruch nehmen. Diese vermitteln einen Eindruck von der Wirkung der Bodymotic-Form-Behandlungsmethode.

Bodymotic-Form-Faszien

Was ist eine Bodymotic-Faszienbehandlung:
Die Faszien sind das alle Muskeln, Organe und Nerven umhüllende Bindegewebe, einschließlich Sehnen und Bändern. Sie bestimmen Beweglichkeit, Leichtigkeit und Wahrnehmung von Bewegung maßgeblich.

Bodymotic-Form Technik

In einer Bodymotic-Faszienbehandlung werden gezielte Bereiche des Körpers systematisch faszial gelöst und damit potentiell langfristig beweglicher, entspannter und effizienter gemacht. Die Techniken sind langsam, intensiv, tiefgehend und haben eine extrem lösende und befreiende Wirkung auf das Gewebe, die Muskeln und die Gelenke. Die Behandlung im Seminar ist aus Gründen des Kennenlernens der Methode etwas kürzer als bei einer echten (8-10 teiligen) Bodymotic-Form-Kur vorgesehen. Der Eindruck vom Potential dieser Methode ist dennoch deutlich spürbar.

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Am Tag 2, Sonntag, 14.05.17

waren bis auf Sabine Bürkle alle Teilnehmer wieder am Start.

Raumorientierung

Zuerst wurden die Punkte des Vortages wiederholt und mit Übungen aus dem Bodymotic-Bewegungstraining (streng genommen aus Stefans Kinder-Übungsprogramm 🙂 )  gleichzeitig Muskeln (inklusive Lachmuskeln!) und Geist aufgefrischt.

Als es an des fünfte Prinzip ging, die mentale Schlüsselfähigkeit, um sich effizient zu bewegen, kam Leben in die Gruppe. Vielmehr tauchten immer mehr Fragen nach dem Warum auf und nach dem Wie. Stefan erläuterte anhand von Kampfkunstübungen und Alltagssituationen, warum weniger Wiederholung mehr ist, wie man die Qualität jeglicher Bewegungen durch eine sensitive/meditative Übungsmethode schneller steigern kann als durch Nachahmen.

Faszien-Selbstbehandlung

Nach der kurzen Pause war das Thema Faszienarbeit angesagt. Stefan Heisel erklärte, worauf es ankommt, wenn man Faszien manipulieren möchte und gab einen 10-teiligen Leitfaden mit, wie man seine eigenen Füße mit Hilfe von manuellen Faszientechniken geschmeidig, beweglich machen kann und damit auch ihre Verbundenheit mit der Erde verbessern kann.
Besonders war hierbei, dass es eine Hilfe zur Selbsthilfe darstellt und jederzeit angewendet werden kann.

Da anfangs die eigene Haltung und Bewegung etwas angespannt sein kann, lernten die Teilnehmer, ihren Rücken und die Schultern wieder selbst in Form zu bringen, nachdem man intensiv die eigenen Füße behandelt hat.

Konstruktive Ruhestellung

Als jeder nun schön entspannt und leichtfüßig war, wurden nun die „Danach“ – Aufnahmen der Video-Ganganalyse der Teilnehmer aufgenommen. Auch ohne Auswertung erkannten sich einige kaum wieder und die Bearbeitung der einzelnen Videos kann nun mit Spannung erwartet werden.

Am Ende fand wie immer selbstverständlich auch eine Feedbackrunde statt.
Einige Feedbacks, die freundlicherweise veröffentlicht werden dürfen, stehen hier unter dem Bericht.

An mehreren Stellen dieses Seminars wurde bewusst, dass die Thematik „natürliches Bewegen“ und vor allem dessen Aneignung unbedingt Aufbauseminare oder -coachings nach sich ziehen sollte.

Mehr beim Aufbauseminar …

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Ich bedanke mich bei allen Teilnehmern dieses für mich angenehmen, spannenden und lehhrreichen Seminars. Es war eine Freude, neue Menschen kennen zu lernen und einige intensive Stunden zu verbringen. Mein besonderer Dank gilt auch Denise Jäger für die Unterstützung bei der Seminarorganisation vor Ort und für die schönen Fotos.

Die nächsten Gelegenheiten, dabei zu sein, gibt es hier -> seminare.ballengang.de

Vielen Dank für das Lesen bis hierher und herzliche Grüße

Ihr Stefan Heisel

Ballengang_Seminar_StefanHeisel

 

Feedbacks der Teilnehmer:

„Das Seminar hat mein Leben verändert!

Zwei Kolleginnen haben mir am Dienstag gespiegelt, meine Persönlichkeit hätte einen Sprung nach vorn gemacht.

 Was hat das Seminar bei mir geändert?

 Ich habe gelernt, nicht den „stereotypen Ballengang“ lernen zu wollen, sondern den Ballengang zu entwickeln, der meinem Körper (Physiognomie und Charakter) entspricht.

Ich habe 5 Punkte an die Hand bekommen, wie ich dieses Ziel erreiche. Diese Punkte wurden im Seminar verständlich (praktisch und theoretisch) behandelt und waren klar umgesetzt. Nur der 5. Punkt „Fokus“ war etwas schwammig für mich am Ende des Seminars.

 Trotzdem erscheint mir dieser Punkt inzwischen der wichtigste.

Ich konzentriere mich inzwischen bei jeder Bewegung auf die Bewegung und überlege, wo ich locker und wo ich angespannt bin. Muss die Schulter angezogen sein, wenn ich über den Hof gehe? Nein, also kann ich sie auch lockern. Ich kann das Beispiel mit dem Lenkrad jetzt nachvollziehen, obwohl ich es auch im Kurs für etwas überzogen hielt. Morgens beim Aufwachen, fällt mir auf, dass ich mit hochgezogenen Schultern aufwache. Hier könnte ich noch einen Tipp von dir gebrauchen, wie man damit umgeht.

 Da ich vom Seminar nicht alles behalten habe, geleitet mich nun der kostenlose Online-Kurs von Woche zu Woche wieder durch diese 5 Punkte. Am Ende des Online-Kurses habe ich sicherlich meinen eigenen Ballengang entwickelt.

Für mich hat sich der Kurs in jeder Weise gelohnt, jeder Cent bestens investiert.“

Petra G. aus Reutlingen

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„Lieber Stefan,

in Gedanken hast du schon jede Menge Feedback bekommen, auf Schritt und Tritt und bei jedem Treppensteigen, aber wegen einer Beerdigung schreibe ich dir erst jetzt.

Was du auf deiner bodymotic Seite unter Ziele Punkt 3 beschreibst, hat mich im Januar sofort angesprochen, denn das ist mein eigentlicher Wunsch: äußere und innere Haltung zunehmend in Übereinstimmung zu bringen und meine Möglichkeiten zu entdecken und zu leben, indem ich das wunder-volle Zusammenspiel von Körper-Seele-Geist immer tiefer verstehe, erforsche und übe. Eine wahrhaft beglückende Lebensaufgabe!

Im Moment sind mir folgende Aspekte vorrangig, wie bei jedem feedback sagen sie mehr aus über mich als über dich, du kannst gerne öffentlich machen, was dir sinnvoll erscheint.

– meine Körperwahrnehmung ist wacher und feiner geworden, sie springt schneller an und verlangt nach Optimierung, z.B. wenn ich unnötigerweise Schultern und Nacken anspanne.

– dass sich deine 5 Prinzipien aus deiner eigenen Erfahrung heraus ent-wickelt haben, macht sie für mich unmittelbar einleuchtend und sie inspirieren zugleich zum Erforschen: wie ist das bei mir?

– durch deine Unterrichtsmethode die direkte Auswirkung von körperfreundlichen Veränderungen auf meine Befindlichkeit zu erleben – Beschwingtheit,

gute Laune – verstärkt meine Motivation, dranzubleiben – super intrinsisch!

– ich bin eher ein Bewegungs-als ein Feldenkreismatte- Typ. Über Bewegung zu achtsamer Selbstbeobachtung zu kommen, hat mir Freude gemacht und genau das kann ich selbst ohne Aufwand in jedem Moment in meinem Alltag tun – ich muss mich nur dafür entscheiden!

– langer Bauch und Hüfte fallen lassen sind gerade meine Forschungsfelder => aufrechtes Sitzen entsteht von selbst und mein Körper verlangt zunehmend danach, das teste ich gerade in Zug- und Straßenbahnfahrten bzw. immer wieder beim Ballengehen und Treppe runter Gehen.

– Autonomie ist für mich ein hoher Wert, deshalb waren mir deine Ermunterungen: Wie ist das bei dir? Probier’s aus. sehr willkommen und dein Feedback passend.

– so informativ und ermutigend deine Mitteilungen zum „Überschreiben“ und Lernen, für mich als ehemalige Lehrerin eine Herzensangelegenheit!

Das Nachhaltigste was ich mitnehme ist die wieder neu erfahrene Erkenntnis:

Solange ich in meinem Körper lebe und bei Bewusstsein bin, habe ich jeden Moment die Chance, neu anzufangen. Welch ein Geschenk!

Aufbau und „Hebammen-Methode“ erlebte ich als effektiv und zielführend – zu einem freien beweglichen Geist und einem freien Leben gehört ein freier, aufgerichteter und dynamischer Körper!(bodymotic site)“

Henriette Nagel-Harder, Heidelberg

Richtig Gehen lernen (7a)- Barfuß gehen – Teil 1


barfuss_laufen Richtig barfuß gehen (1)

Liebe Leser von ballengang.de

Ja, so ganz allmählich beginnt es hier und da frühlingshafter zu werden. Die ersten botanischen Vorboten sind längst da und auch die Vögel freuen sich schon auf den Neubeginn ihres Zyklus.
Und für manch einen ist es auch spätestens sehr bald die Zeit, sich auch draußen mehr dem barfuß gehen zu widmen. Endlich 🙂

Doch wie verhält es sich denn damit genauer? Warum geht man barfuß?

Freiheitsgefühl? Gesundheitsbewustsein bzw. Fitness? Alternativ Leben?

Wie dem auch immer sei. Mir ist aufgefallen, dass wir in der Regel total schuh-adaptiert sind und auch lange Zeit barfuß so gehen, als trügen wir Schuhe. Deshalb bedeutet barfuß gehen an sich noch nicht zwingend, dass man sich besonders natürlich bewegt.

Auffallend oft bekomme ich Anfragen von Lesern, die über Schmerzen oder zumindest Schwierigkeiten berichten, wenn sie versuchen barfuß zu gehen und dazu auch noch den Ballengang ausprobieren. In Wahrheit ist es aber so, dass Schuhträger einfach noch lange nicht die für den natürlichen Gang notwendige muskuläre und vor allem fasziale Struktur (also die stützenden und federnden Elemente) ausgebildet haben. Dann kann man „technisch“ zwar eine Weile lang alles richtig machen, aber real kommt das einer Überforderung gleich.
Insbesondere sehe ich ein gewisses Risiko darin, wenn sofortig sogenannte „Barfußschuhe“ angeschafft werden und diese dann sofort die bisherigen Schuhe ersetzen.

Dass dann Beschwerden auftreten, Reizungen von Strukturen, Überlastungen und auch ein wenig Frustration, ist ja fast schon vorprogrammiert.
Dieses Phänomen tritt meiner Überzeugung nach beim Tragen von Barfußschuhen viel stärker auf als beim tatsächlichen richtigen barfuß gehen!

Und die Erklärung dazu ist eigentlich ganz einfach:

Unser Nervensystem ist seit frühester Kindheit darauf ausgelegt, stets draußen Schuhe an den Füßen zu haben, diese zu spüren und den Gang den physikalischen Eigenschaften der Schuhe anzupassen. Alle Schuhe haben eine verstärkte Ferse und einen Absatz (oder eine Sprengung) von mindestens 0,5 bis 1 cm Höhe. Gerade Sportschuhe haben zusätzlich auch eine Dämpfung (Air … etc), um den Gebrauch der Ferse zu unterstützen und um jegliche Eigendämpfung aus de ganzen Körper heraus lahmzulegen. Dadurch erhält unser Nervensystem ein deutlich verfälschtes Feedback bei jedem Schritt:

  • Der Untergrund ist sozusagen immer gleich
  • Es gibt entweder einen notwendigen Stoß auf den Absatz ohne die Möglichkeit diesen abfangen zu können
  • oder es gibt eben keinen Stoß mehr bei guter Dämpfung.
  • Der Fuß hat fast immer eine Stütze von unten, genannt Fußbett, damit er, wie der Name schon sagt, im Schuh „schlafen“ kann.

Diese Summe von verfälschten Eindrücken spiegelt sich als eine Wahrnehmung wieder, die automatisch vom Gehirn suggeriert wird, sobald etwas Schuhartiges den Fuß umgibt.

Und jetzt kommts: Tragen wir nun also Schuhe, die sehr wenige der verfälschenden Eigenschaften besitzen (wie bei besagten „Barfußschuhe“ das mehr oder weniger der Fall ist), dann glaubt der Körper nach wie vor, dass er geschützt, geschützt und schräg gestellt ist. Dementsprechend wird er viel schwerer sein gesamtes (!) Bewegungsmuster umstellen als er das ganz ohne Schuhe tut!

Wir gehen also mit Barfußschuhen immer noch sehr ähnlich wie wir es immer in Schuhen getan haben, obwohl die Belastung auf Füße, Knie, Rücken etc. tatsächlich eine andere ist. Und wir tun dies aus einem guten Willen heraus (weil barfuß ja sooo gesund ist) oftmals recht radikal. 😉

Die Folge ist, dass tatsächlich durch totalen Wechsel auf Barfußschuhe OHNE wirklich das barfußgehen zu beherrschen, eher Probleme auftreten als dass es tatsächlich dem natürlichen Gehen zuträglich wäre.

Deshalb kann ich nur immer wieder dazu raten, sich bezüglich des Ballengangs auf das reale barfüßige Gehgefühl einzustellen, zu üben, sich zu konditionieren. Dann abzugleichen auf das ganz andere Gefühl in Schuhen (egal welchen) und dann allmähllich zu spüren (aufgrund des EIGENEN GEFÜHLS (!) und nicht weil es jetzt hipp ist 🙂 ) welche Art von Schuhen denn gerade angenehm ist.

Es ist wie bei allem: es macht nicht das Higtech- Fahrrad den guten Radsportler aus, auch nicht der aquadynamische Badehosenstoff den guten Schwimmer und nicht der Barfußschuh den ökonomisch-natürlichen Gänger aus, sondern der Mensch in seiner ihm höchst eigenen Form und Funktion! 🙂

Wenn Sie bis hierhin gelesen haben, möchte ich Ihnen gerne noch ein kurzes Video vorstellen, in dem ich einen der großen Fehler aufzeige, der mit Sicherheit so gut wie jedem Barfußgänger passiert, wenn er mal eben die Schuhe weglässt oder jahrelang vielleicht einer ungünstigen Geh-wohnheit anheim gefallen ist.

Viel Spaß beim Video und viel Erfolg beim Entdecken und Forschen!

Ihr Stefan Heisel

Richtig Gehen Lernen (5) – Wie flott ist man eigentlich im Ballengang?


Richtig Gehen Lernen (3)
Richtig Gehen Lernen (5)

oder Speed-Walking, der neue Zeitgeist?

Lieber Leser, wie sehr lassen Sie sich eigentlich von der zunehmenden Hektik antreiben? Wie schnell ist eigenltich Ihr „standardmäßiger Gang?

Wenn Sie wissen möchten, wie Sie Ihr individuelles Gehtempo im natürlichen Ballengang selbst herausfinden können, dann lesen Sie den Artikel weiter. Ich stelle unten eine Möglichkeit praktisch vor, mit der ich selbst immer wieder arbeite. Doch zunächst zum Problem… !

Heute berichte ich von einer schon vor langer Zeit gemachten Beobachtung, die womöglich eine sehr große Rolle bei der Entwicklung von ungünstigen Gehgewohnheiten spielt.

Schauen wir uns zunächst ein kleines Video an

Ja, recht flott und ausdauernd unterwegs, diese Sportler. Aber wie lange macht der Körper so einen Bewegungsablauf mit?

Und: Wieso gibt es diese Form der Fortbewegung, dieses „Schnellgehen“ mit durchgedrückten Knien?

An mein erstes Mal, absichtlich so richtig schnell zu gehen, kann ich mich im Alter von 10 Jahren erinnern. Das war so eine Situation, in der ich es wirklich sehr eilig hatte aber gleichzeitig nicht laufen wollte, weil mir das peinlich war. Es ging nämlich in Lackschuhen und Anzug zur Kirche, wie damals fast jeden Sonntag im ersten Jahr nach der Kommunionszeremonie. Und ich war an jenem Tag sehr spät dran. Was also tun, um nicht so sehr aufzufallen?

Die Schritte wurden sehr groß, die Beine immer steifer und die Ferse stieß immer kräftiger in den Boden. Die Gegenbewegung der Arme waren ja auch zu verräterisch also hielt ich sie ebenfalls steif an den Körper und – naja- ich erreichte durchaus ein Tempo, dass manch einer beim leichten Jogging auch drauf hatte. Ich überholte auch mehrere Fußgänger, wenn es sich nicht vermeiden ließ und hoffte, sie dächten, dass sie eben heute sehr gemächlich unterwegs seien und jeder normale Geher schon etwas schneller ist …. Als Kind machte ich mir aber irgendwann einen Spaß daraus, hauptsache nicht verspäten.

Ganz ähnlich funktionierte das dann auch in anderen Situationen, wenn zwar Eile geboten war, aber auf jeden Fall gegangen statt gerannt werden musste. Irgendwann schien es üblich zu sein, sich in einem hektischen Stechschritt mit klackernden oder polternden Fersen (ehr: Absätzen!) fortzubewegen. Ob nun als Schüler, Azubi oder Student von einer Veranstaltung zur nächsten oder zur Bushaltestelle oder eben zum Arbeitsplatz. Das Gehen nahm zunehmend den Charakter des „Getriebenseins“ an.

Beispielhaft fällt mir dazu eine kleine Anekdote ein, die ich vor gut 13 Jahren als Augenoptiker im Laden erlebte. An einem eher ruhigen Tag nutze ich die Gelegenheit, etwas in der Werkstatt auszuhelfen, die weiter hinten im Laden lag. Wie gewöhnlich klingelte es aus dem Verkaufsraum und ich machte mich auf einen Weg, der sicherlich 20 Meter betrug. Ich war schon von weitem zu sehen und dachte mir nicht das geringste dabei, diese „Routinesituation“ zum bewussten gehen zu nutzen. Anstatt im Stechschritt vorzupreschen achtete ich darauf, bei normalen Tempo kein Geräusch in meinem damaligen ersten Paar Bär-Schuhe zu verursachen. Das fiel natürlich meinen Chef auf, der mich etwas später darauf hinwies, doch bitte rascher zum Kunden zu kommen. Glücklicherweise handelte es sich aber um einen äußerst freundlichen und offenen Menschen und er ließ sich mein Gehen sogar interessiert erklären. 🙂

Selbst bei Wanderungen scheint es erstrebenswert zu sein, einen eher flotten Marschierschritt an den Tag zu legen. (Selbstverständlich mit gepanzertem Wanderschuh mit dicker fester Sohle und hohem Schaft.) Zieht man den Wanderern aber die Schuhe aus, dann scheinen oftmals richtige Gehanfänger unterwegs zu sein. Der schnelle Hackengang funktioniert barfuß auf natürlichem Waldboden nicht und eine entsprechende geeignete Gangart ist nicht routinemäßig abrufbar. Sind wir also von Gehhilfen (Wanderschuhe) abhängig, wenn es über völlig natürlichen ebenen Boden zu gehen gilt?

Es gibt auch wissenschaftliche Untersuchungen von Wiseman zum Anstieg des Gehtempos, nach denen die Geschwindigkeit von Fußgänger in Großstädten zwischen 1994 und 2007 weltweit um 10% angestiegen ist. Gleichzeitig sei auch die Sterblichkeit, die auf Herzprobleme beruht in Städten umso höher, je schneller die Menschen unterwegs sind. http://www.heise.de/tp/artikel/25/25189/1.html

[Anm: Umgekehrt gibt es auch ganz andere Studien, die messen, dass Menschen über 70 im Schnitt länger leben, je schneller sie gehen. Interessant ist hier der Rückschluss, dass man einfach durch absichtliches schnelleres Gehen im Alter sein Leben statistisch verlängern lassen könne. Hier wird aber übersehen, dass alle über 70-Jährigen viel langsamer Gehen als der allgemeine Durchschnittund die verbleibende Agilität, die ja aus dem Vorleben ableitet, logischerweise mit der verbleibenden Lebenserwartung korreliert. „Schneller Gehen“ bedeutet in diesem Alter(!) ein angemessenes Gehen ohne erworbene körperliche Gebrechen und bestenfalls in ganz natürlichen Bewegungsmustern.

Zurück zum Ballengang:

Wie schnell ist denn noch zweckmäßig und als Ballengang zu bezeichnen?

Nun, Sie können das gerne selbst feststellen, wie ich im folgenden Video erkläre:

Wenn Sie Ihr persönliches Gehtempo gefunden haben und sich dabei im Ballengang wohlfühlen, dann sind Sie bereits einen enormen Schritt weiter als jemand, der sich von der gegebenen Schnellebigkeit unbemerkt bzw. unreflecktiert beeinflussen lässt.

Zum Schluss möchte ich noch dazu ermutigen oder Sie regelrecht dazu auffordern, sich Zeit zu nehmen, gerne andere Wanderer vorausgehen zu lassen, Ihr Umfeld mit Ihrer Gelassenheit anzustecken und bei Bedarf oder Lust gerne auch mal in einen leichten Laufschritt anstelle des „Speedwalkings“ zu verfallen.

Viel Spaß beim Erforschen und Entdecken!

Mit herzlichem Gruß,

Stefan Heisel

Ballengang auf dem Fahrrad?


Ballengang_Laufrad
Mit Ballengang begann das Radfahren

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

Nutzen Sie auch gerne das Fahrrad als Verkehrsmittel – im Alltag oder ab und an in der Freizeit?
Ist Fahrradfahren eigentlich gut für Rücken, Beweglichkeit, Körperhaltung? Oder kann man sich damit die Körperstruktur regelrecht vermiesen?
Nun, da Sie sich mit Sicherheit für richtiges Bewegen im Ballengang interessieren, möchte ich mich mit einem (aber nur auf den ersten Blick!) leicht abwegig erscheinenden Exkurs befassen. Ich wünsche viel Spaß bei der nachfolgenden Lektüre.

Was hat denn Radeln mit Gehen zu tun und was gäbe es denn großartig zu beachten, um sich dabei sogar dem natürlichen Ballengangmuster anzunähern?
Das Thema „Fahrradfahren“ beschäftigt mich hinsichtlich Körperarbeit schon seit vielen Jahren. Ich persönlich habe mittlerweile durch tägliches Radeln meine Bewegungen dabei nahtlos in das sonstige Gehmuster integriert. Das geschah wie immer aus einer Kombination aus Wissen, Körpergefühl und vor allem durch Kontinuität.
Gerne lasse ich den interessierten Leser an meiner Praxis teilnehmen – lassen Sie mich aber eins vorausschicken:
Infolge meiner Ausbildung in Körpertherapie hielt ich Fahrradfahren jahrelang für „ungesund“ oder -besser ausgedrückt- dem natürlichen Bewegen entgegenwirkend. Das war im Nachhinein betrachtet aber mehr eine Meinungsübernahme, die ich auch entsprechend gegenüber Klienten und Schülern vertrat.
Seit meiner Spezialisierung auf „native abilities“ (angeborene Fähigkeiten) und entsprechender Arbeitsweise schaut das aber nun schon sehr anders aus.
Es kommt folglich weniger darauf an, WAS man tut oder meidet, sondern darauf WIE und in WELCHEM AUSMASS etwas praktiziert wird.

Umgemünzt auf das Radeln bedeutet das:
– Welches Fahrrad benutze ich?
– Wie stelle ich es auf mich ein?
– und zentral: Wie bewege ich mich beim Fahren?

Zäumen wir das Pferd vom letzten, wichtigsten Punkt auf und betrachten ganz grob, was denn beim Radeln so „normalerweise“ passiert:
– Wir sitzen die meiste Zeit auf einem Sattel -> unser Becken ist fixiert und damit auch unser Rücken

– Wir halten einen Lenker -> unser Arme sind ebenfalls fixiert und damit auch der Schultergürtel

– Wir treten in die Pedale -> unsere Bewegung ist auf einen monotonen durch das Gerät festgelegten Ablauf fixiert

Sitzposition und Winkel der Gliedmaßen kann bei folgender Feststellung außer Betracht gelassen werden:

-> Durch die oben genannten Fixierungen arbeitet der Körper OHNE VERBINDUNG ZWISCHEN OBER- UND UNTERKÖRPER!
Durch das Fehlen von Abdruck und Landung (was ja beim Ballengang zentral ist) arbeiten die für ganzheitliche Bewegungen so wichtigen Faszien so gut wie gar nicht- bekommen also weder Kräftigungsreize noch Dehnungsimpulse. Rein die Muskulatur leistet die Arbeit, und das auch noch relativ isoliert.

So gesehen sieht es standardmäßig in der Tat zunächst recht mau aus, was den Gebrauch des Körpers beim Radeln betrifft. So gesehen ist Fahrradfahren zumindest nicht sonderlich gesund für unsere Bewegungen.

Nun möchten wir aber gern Radfahren und dabei – wenn schon- als Ballengänger dem Körper was Gutes dabei tun.

Wie funktioniert also „richtiges Fahrradfahren“?

Es ist relativ gut machbar, wenn wir einige Dinge beachten. Wir tun uns den größten Gefallen, wenn wir die drei oben genannten Fixierungen auf dem Fahrrad minimieren und es schaffen, Ober- und Unterkörper über eine aktive Faszienkette zu verbinden.
Wie soll das auf dem Rad funktionieren?

– Das „Geheimnis“ hierfür liegt primär in der Nutzung des Rumpfes!

Die theoretische Beschreibung des natürlichen Bewegungshergangs würde (ähnlich wie der Ballengang-online-Kurs) den Rahmen eines Blogartikels zwar sprengen, aber ich gebe Ihnen in Stichpunkten die wichtigsten Schnittstellen der Bewegung als Anregung zum Ausprobieren:

1. Am einfachsten beginnen Sie damit, im Stehen eine Steigung hinaufzufahren und zu beobachten, was dabei im Gegensatz zum Fahren im Sitzen geschieht. Versuchen Sie dann, auch im Sitzen diese Bewegungsabläufe vom Grundsatz her umzusetzen – > Ganzkörpereinsatz

2. Rotieren Sie das Brustbein immer zum aufsteigenden Knie hin (genau wie im Ballengang)

3. Leiten Sie das Strecken des Beines mit einem leichten entspannten Zug nach hinten mit dem gleichseitigen Arm ein. (Genau wie die Gegenrotation im Ballengang)

4. Lassen Sie eine seitliche Wippbewegung im Becken zu (entspricht dem „Beckengehen“ aus der dritten Lektion Ballengang)

5. Stützen Sie sich nicht bzw. minimal auf den Lenker ab. Durch Entspannung in der Schulter entsteht automatisch eine vom ganzen Körper auf die Fahrradkonstruktion übertragene leichte(!) Schlängelbewegung. Diese entspricht auch der optimalen Gehspur beim Ballengang (siehe link)

6. Lassen Sie zu, dass Ihre Knie beim Anheben leicht nach außen rotieren– genau so, wie Sie auch beim natürlichen Gehen durch den Psoas (Kurs 5) geschieht.

7. Ändern Sie immer wieder den Kontakt zu Sattel, Pedalen und Lenker. So verhindern Sie stereotype Gewohnheiten und Belastungen. Im Grunde sollte man es sich stets aufs Neue bequem auf dem Rad machen.
(Dazu gehören natürlich auch adäquate Pausen, was ja wiederum zum Standard gehört 😉 )

8. Für „Fortgeschrittene“:
Wenn Sie sehr entspannt sein können, dann initiieren Sie sämtliche Bewegungen (Pedaltritt, Lenkerzug, Rotationen) ausschließlich vom RUMPF aus! Hierdurch können Sie einerseits Ihre sog. Kernmuskulatur aktivieren und nutzen andererseits Ihre Kräfte ganzheitlich und ökonomisch über die Faszienkette. Diese Bewegungsweise wird hier jetzt zuwar von mir erwähnt, benötigt aber zugegebenerweise eine intensivere Auseinandersetzung bzw. Schulung.

Das Fahrrad

Wie Sie sicherlich bereits ahnen, kann natürlich nicht jede Fahrradart diese Form des Fahrens unterstützen. Wichtigste Kriterien sind: Position und Form von Lenker und Sattel und ihr Höhenverhältnis zueinander.

Lenker:
Die Ellbögen sollten beim Führen bequem und locker nach unten fallen können  – schulterbreite Griffhaltung!

Sattel:
So breit, dass die Sitzhöcker großzügigen Kontakt haben
Flexibel gelagert/gefedert, so dass das Becken mitrotieren kann ohne viel zu rutschen (Zeichnung)

Verhältnis Sattel zu Lenker:
Die Sitzposition sollte es ermöglichen zwischen fast aufrecht mit leicht angewinkelten Armen und völlig aufrecht mit locker gestreckten Armen zu variieren.

Fazit:

Wie wir sehen, kann der ganze Bewegungsprozess beim Fahrradfahren in hohem Maß auf die wenigen natürlichen Abläufe hin gestaltet werden, die auch beim Ballengang stattfinden.

Ich lade Sie dazu ein, bei Ihrer nächsten Fahrt diese Ausführungen zu beachten und selbst auszuprobieren, was sich dadurch bei Ihnen ändert.

Ich freue mich auf Ihr Feedback und Kommentare (s.u.)

Viel Spaß beim besseren Bewegen wünscht herzlich,

Stefan Heisel

PS: Um grundständig in die Kunst des richtigen Gehens einzusteigen, lade ich Sie herzlich zu meinem Emailkurs ein, der Sie sicher durch die Pfade der Bewegungen führen wird -> Zum Emailkurs

Richtig Gehen Lernen (4b) – Wie ich den größten Fehler beim Ballengang vermeide


Fortsetzung von diesem Beitrag

Wie Sie den größten Fehler beim Ballengang vermeiden!

Ballengang_Alltag_2
Richtig Gehen Lernen (4b)
Sehr geehrte Leser,

im Anschluss an [diesen Artikel] möchte ich Ihnen heute grundsätzliche Tipps an die Hand geben, mit denen Sie den größten Fehler beim Ballengang von Grund auf ausmerzen können.

Lassen Sie mich dazu mit zwei kleinen Anekdoten aus meiner eigenen Gehpraxis beginnen:

– Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen, als ich im Februar 2005 erstmals von der Idee des Vorfuß-GEHENS erfahren habe. (Das LAUFEN über den Vorfuß war damals schon seit längerem eine gängige Alternative bei Sportlern) An jenem Morgen packte ich meine absatzlosen Bär-Schuhe wie gewohnt aus dem Schuhschrank und nahm mir einen Spaziergang vor, um diese Sache mal zu zu testen. Gesagt-Getan ……

Die große Mühe, die ich dabei hatte, stets über den Vorfuß den Boden zu berühren, vergesse ich ebensowenig wie die Schmerzen, die sich nach 30 Minuten in Füßen und Unterschenkeln einstellten. Alles in mir weigerte sich schließlich, so weiter zu machen.

Andererseits spürte ich aber anschließend in sehr mannigfachen Situationen, um wieviel mehr sich u.a. meine Beweglichkeit, Schnelligkeit und auch Effizienz bei der Kampfkunst durch die  stärkere Nutzung des Ballens steigerten.

Also suchte ich schon damals nach Übungen, die meinen Körper und mein Nervensystem „austricksen“ könnten, damit ich diesen Ballengang als „ganz normal“ in mein Leben integrieren konnte. ABER: Immer, wenn ich bewusst in den Ballengang wechselte, war ich nicht mehr so richtig ich selbst und muss auch äußerlich ein bisschen wie ein „Clown“ gewirkt haben. 🙂 Zumindest gaben mir meine Kinder damals deutlich zu verstehen, dass ich mit dem albernen „Umherstelzen“ aufhören soll; das sei peinlich…

Gut, dass ich aber dennoch immer mehr daran feilte und mich auch weiterbildete bis ich schließlich unabhängig von Allem eigene Wege fand, sehen Sie ja im Ergebnis weiter unten 🙂

– Die zweite Anekdote hat mich kürzlich dazu bewegt, in diesem Blog auf gewisse Dinge einzugehen, um Sie, der Sie sich die Mühe machen hier mitzulesen, wesentlich schneller auf den „richtigen Trichter“ zu bringen. Es handelt sich um ein AHA-Erlebnis mit einem Klienten, der mich bis zu unserer Begegnung nur aus dem schriftlichen Email-Kurs kannte.

Nach der manuellen Fasziensitzung, der Körperstrukturanalyse und ganz individuell abgestimmten Zusatzübungen bat er mich, doch einfach mal „ganz normal ‚rumzugehen“.

Das tat ich, erklärte beiläufig, dass er bei dieser Gelegenheit auch mal meine „Gehspur“ beobachten solle und bekam dann folgendes Statement von meinem Klienten: „Herr Heisel, Sie gehen doch gar nicht im Ballengang?!“

Nun, ich bin mir durchaus sicher, „richtig“ zu gehen mit allem, was dazugehört. Ja, in diesem Gehtempo trat ich sogar klar mit dem Ballen zuerst auf (was noch nicht einmal der Hauptaspekt beim Ballengang ist). ABER: Man sieht es als Laie quasi nicht!

Also bewegte ich mich daraufhin in Zeitlupe und auch vor und zurück, bis es dann für meinen Gast sichtbar war.

Dieser hingegen musste sich – genau wie ich damals- trotz vieler Übungen regelrecht zwingen, auch nur in die Nähe von Ballengang zu kommen.

Um genau dieses „Unsichtbare“ zu demonstrieren und zu dokumentieren, habe ich mich mal in einer völlig alltäglichen Situation per Handycam filmen lassen:

Viel Spaß beim Ansehen!

Was ist also geschehen zwischenzeitlich? (Immerhin sind über acht Jahre vergangen)

Vom „peinlichen Clown“ zum total unauffälligen Ballengänger?

Ich will ehrlich sein…..

Mein altes Gangbild hat sich erst dann in ein ganz natürliches Bewegungsmuster, genannt „Ballengang“, verwandelt, als ich damit aufhörte, Ballengang zu üben!

 Oha, bevor jetzt der Verdacht aufkeimt, ich wollte alle meine Newsletter-Leser auf den Arm nehmen, lassen Sie mich erläutern, wie ich das genau meine:

Schauen wir uns doch einmal an, wie sich alle lernfähigen Lebewesen ihre natürlich angelegten Fähigkeiten aneignen:

– Sie ahmen (unterbewusst) Artgenossen nach

– Sie spielen und erkunden/erweitern so ihre Möglichkeiten

– Sie tun einfach, was sie können

Voraussetzung dafür sind im Wesentlichen nur zwei Dinge:

– ein funktioneller Körper

– eine Umwelt, die zum Spielen und Erkunden einlädt

Von ÜBEN ist also überhaupt keine Rede und es kommt auch in der Natur keinesfalls so vor, wie man das im „verschulten Lernen“ fast ausschließlich antrifft!

Man könnte annehmen, dass „Gehen“ ebenfalls zu unseren natürlich angelegten Fähigkeiten zählt. 🙂

-> Folglich kommen wir nur richtig weiter, wenn wir unser Lernen nicht auf das Meistern von festgelegten Übungen definieren, sondern auch im Lernen selbst uns unserer ureigensten Fähigkeiten bedienen!

 Was bedeutet das jetzt und welchen Sinn haben dann z.B. die von mir empfohlenen Lektionen 1-10?

Anleitung zum Erlernen des Ballengangs
Anleitung zum Erlernen des Ballengangs

 

Die oben genannten Grundsätze sind Teil eines größeren Konzeptes, mit dem alle Körperbewegungen auf nachdrücklichste Art und Weise an das naturgegebene Optimum gebracht werden können.

Um einen kleinen Eindruck zu vermitteln, wie eine der Ballenganglektionen umgesetzt werden können, gibt es demnächst eine weitere Fortsetzung (3) von „Der größte Fehler beim Ballengang“

 Ich bedanke mich für das Lesen dieses längeren Artikels und wünsche Ihnen viel Spaß beim Nicht-Üben! 🙂

 Mit freundlichem Gruß,

 Ihr Stefan Heisel

 PS:
 Sollten Sie noch nicht an dem kostenlosen Email-Kurs zum Ballengang teilnehmen, so sind Sie dazu herzlich eingeladen. Sie finden [HIER] den entsprechenden link dazu.

Richtig Gehen Lernen (4a) – Der größte Fehler beim Ballengang


Der größte Fehler beim Ballengang

Richtig Gehen Lernen (3)
Richtig Gehen Lernen (4a)

Sehr geehrte Leser,
heute beschäftigen wir uns mit dem zugleich einfachsten (wenn man es kann) als auch schwierigsten Prinzip des Gehens.

(Dieser Artikel richtet sich in besonderer Weise an die Abonnenten des kostenlosen email-Kurses „Richtig Gehen Lernen im Ballengang“, den sie HIER sehr einfach bestellen können.)
Der Begriff „Ballengang“ suggeriert (verständlicherweise) bei vielen Menschen die Idee,es handele sich um eine spezifische (Fuß)Technik, die man sich aneignen kann, um beispielsweise die Wirbelsäule zu schonen. Noch spezieller sogar: Man erwartet, dass „der Ballengänger“ ganz offensichtlich den Fußballen ähnlich einem Tänzer vorausschickt und sich auf eine eher künstlerische aber unnatürliche/ nicht alltägliche Weise fortbewegt. Sobald der „Tanz“ beendet wird, ist alles wieder beim Alten.

Mit dieser oder einer ähnlichen Assoziation werden dann auch erste Versuche im Ballengang gestartet oder einzelne Übungen als besondere Technik durchgeführt.
Es findet also sehr sehr häufig eine Trennung zwischen dem Modus „Ich übe eine Technik“ und dem „normalen Lebenstatt.
Dieses Phänomen beobachtete ich fast immer, wenn es um körpergerechtes Bewegen ging:
So schwebt der Tai Chi Lehrer während der Demonstration in seinem vertrauten „Ich übe eine Technik“ – Modus, manchmal unterstützt von Seidenanzug, dahin. Nach der Übungsstunde geht derselbe Mensch „fersenpolternd“ und mit Rundrücken nach draußen um (alles schon erlebt) eine Zigarette zu rauchen….

Es findet also so gut wie keine Integration von durchaus sehr ausgefeilten Übungsanreizen in das allgemeine Sein oder Tun statt.

In Wahrheit wird also weniger geübt als vielmehr sich beschäftigt.

Genau das kann Ihnen beim Ballengang auch passieren. Sie befolgen beispielweise alle Praktiken des ->online-Ballengangkurses<- oder eines Buches und werden in der gleichen Sekunde, in der die Übung zu Ende ist, wieder ganz der/die „Alte“ – ohne oder mit sehr wenig nachhaltigem Effekt.

DAS ist der größte Fehler, der Ihnen insbesondere beim Gehen passieren kann.

-> Sie trennen innerlich und äußerlich Ballengang vom Gehen an sich: „Jetzt mach ich Ballengang“ -> ja und sonst etwa nicht? ….

Bei speziellen Tätigkeiten ist diese Trennung ja selbstverständlich: „Jetzt mach ich Handstand oder jetzt mach ich Breakdance oder jetzt hüpfe ich im Dreieck ….“

-> SO ist Ballengang aber keineswegs gemeint!

Denn „Gehen“ ist ein angeborenes Grundbewegungsmuster, das normalerweise vollkommen unbewusst abläuft.

Was also tun?

-> 1. Aufgabe an Sie, liebe Leser:

Ersetzen Sie den Begriff „Ballengang“ für sich selbst einfach durch den Begriff „Gehen“ – und schon sind Sie dem eigentlichen Ziel ein gewaltiges Stück näher gekommen.

Ballengang-falsch
So bitte nicht!

Wie Sie konkret diesen Fehler vermeiden können und somit jede Übung auch wirklich zur Wirkung kommt, beschreibe ich Ihnen ausführlich und >>sehr anschaulich in den nächsten Tagen in Teil b.<< <- (bitte klicken!)

Mit herzlichen Grüßen,

Stefan Heisel

Richtig Gehen Lernen (2b) – Die richtige Spur im Ballengang


Richtig Gehen Lernen (2b)
Richtig Gehen Lernen (2b)

Forstsetzung von [link]

Sehr geehrte Leser, nach dem sich so viele von Ihnen an der Umfrage nach der optimalen Gehspur beteiligt haben, möchte ich nicht nur einfach „die Lösung“ präsentieren, sondern auch auf die einzelnen von Ihnen gewählten Möglichkeiten genauer eingehen.

Vorwort:

Wenn Sie sich schon etwas tiefer mit Bewegung beschäftigt haben, insbesondere mit dem richtigen Gehen, kommen Sie nicht umhin, festzustellen, dass wir nur deshalb unseren Gang nutzen können, weil wir in der Lage zu Rotationen sind. Schon im Säuglingsalter beginnen wir, uns im Liegen von einer Seite zur anderen zu drehen, um mit diesem Bewegungsmuster überhaupt selbständig ins Sitzen zu kommen und von dort weiter zum Hochziehen und Stehen. Die allerersten selbständigen Schritte führen wir noch seitwärts aus (manchmal auch ohne vorheriges Krabbeln), zum Beispiel an einer Wand entlang. Das findet noch weitgehend ohne Rotation statt. Sobald wir aber frei in den Raum treten und den ersten Schritt vor den anderen setzen, muss sich unser Becken und damit die Wirbelsäule verdrehen können. Die Führung unserer Schritte aus der Körpermitte heraus muss also immer in Kreisbahnen verlaufen, die sich in Ober- und Unterkörper ausgleichen. Dementsprechend kann die Gehspur nie eine gerade Linie ziehen, sondern ist immer das Ergebnis von mehreren Drehungen/Rotationen. (Diese Drehungen werden in einem weiteren Kapitel noch genauer betrachtet, da Sie weit mehr zu bedeuten haben als die hier besproochene Gehspur).

Schauen wir uns nun die Beispiele an, die als „richtiges Gehen“ zur Auswahl standen:

Gehspur-AA. Hier haben wir die Füße leicht innenrotiert und vollziehen auch noch eine Drehung von außen nach innen, die deutlich über die eigene Körpergrenze hinausgeht.

Diese Gehspur deutet auf unbewegliche Knie hin, weil das Bein nach außen ausweichen muss, um überhaupt eine Vorwärtsbewegung machen zu können. Die Fernkursteilnehmer wissen, dass ohne Knie kein langer Bauch möglich ist und somit auch kein leichtgängiges Gehen durchfürhbar ist. Das Besteigen einer höheren Stufe funktioniert auf diese Weise gar nicht, weil ein innenrotiertes Knie nicht ausreichend geradeaus gehoben werden kann. Dieser Gang wirkt nach außen hin ähnlich dem Gang einer Ente, bloß mit viel längeren Beinen.

Auch eine Gegenrotation im Oberkörper ist hier nicht im Sinne der Unterstützung des Gehflusses einsetzbar.

-> Fazit: NICHT OPTIMAL

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Gehspur-BB. Die Füße stehen parallel und zweispurig. Die Gehspur verläuft absolut geradlinig.

Dieses Gangbild sieht man sehr häufig und ist deutlich vorteilhafter als das Beispiel oben (A). Die Füße gehen dorthin, wo auch die Knie hin zeigen (sollten) und ermöglichen einen raschen Geradeausgang, allerdings nur bis zu einer gewissen Grenze. Denn wer die Beine derart geradeausführt, kann keine ausreichende Beckenrotation und damit auch keine Dynamik im Oberkörper beim Gehen haben. Der Gang ist relativ steif und kann dies allenfalls durch verstärktes Federn im Sprunggelenk etwas wettmachen. Dann fällt die Steifheit der Wirbelsäule und des Beckens dem Geher selbst nicht so sehr auf. Durch die Zweispurigkeit schwankt der Körper zudem nach links und rechts,wenngleich hier noch recht wenig.

Auch hier wissen die Teilnehmer der Fernkurses bereits, dass ohne dynamische Rotation der Ballengang nur aus den Füßen ausgeführt werden kann und damit dem Körper nur sehr wenig bringt, außer einer übermäßigen Belastung der Waden.

—–> Fazit: WENIG OPTIMAL

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Gehspur-CC. Hier stehen die Füße zur Bewegungsrichtung der Knie in einem ca 20°-Winkel nach außen weg, während der Fuß schnurgerade nach vorne geführt wird.

Dieser Gehstil ist in mehrfacher Hinsicht suboptimal und gleichzeitig sehr oft anzutreffen. Die geradlinige Führung zeigt wie oben (B) eine kaum ausgeprägte Rotation von Becken und Oberkörper. Dazu kommt aber, dass die Knie bei jedem Schritt in Stress geraten, da sie in einem Querwinkel die Kräfte absorbieren müssen. Der Schritt ist außerdem sehr breit und unterstützt damit das Nicht-Rotieren, indem der Körper stark von rechts nach links schwankt. Meistens haben die Großzehen eines solchen Gängers bereits eine Neigung zu Hallux Valgus oder auch Knickfuß, da die Fußinnenseite stärker belastet wird als die Außenseite.

-> Fazit: NICHT OPTIMAL

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Gehspur-DD. In dieser Gehspur zeigen die Füße gerade nach vorn in Richtung der Knie und gehen absolut einspurig nach vorne. Dabei führen die Beine eine enge Außenrotation um das jeweilige Standbein aus.

Diese Gangart ist im Gegensatz zu den bisherigen nicht unbedingt schädlich für den Körper aber sie ist auch keine Gangart, die als alltagstauglich bezeichnet werden könnte. Als Balanceübung oder zum Überqueren einer sehr kleinen Kontaktfläche oder zum Anschleichen ist dieser Gang geeignet. Dynamischeres Gehen funktioniert hier aus zwei Gründen nicht: Wie in Lektion 4 und 8 des Fernkurses behandelt fehlt hier sowohl die Vorwärtsaktivität des Knies als auch der Einsatz des eigenen Körpergewichts, um das körperliche Potential voll zu nutzen. Wer sich für diese Gehspur entschieden hat, liegt aber hinsichtlich der Einspurigkeit sehr richtig. Weiter unten wird beschrieben, wie die Einspurigkeit bei voller Körperfunktion eingesetzt werden kann.

-> Fazit: SPEZIELLE GANGART – NICHT „ALLTAGSTAUGLICH“

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Gehspur-EE. Bei diesem Beispiel zeigen die Füße stets parallel nach vorne und führen bei Gehen durch eine abwechselnde Außenrotation eine große Spurweite. Das Schwungbein wird zuerst zum Standbein hin und dann wieder weiter nach außen geführt.

Wenn bei dieser Gangart die Gegenrotation im Oberkörper eingesetzt wird, ist sie eine Möglichkeit des Schlenderns bzw. eine Variante der Bewegung, die auch beim Inline-Skating oder Schlittschuhlaufen gemacht werden muss (dann aber mit mehr Außenrotation der Füße). Zum Gehen im Alltag führt diese Gehspur zu sehr von der eigentlichen Richtung ab, in die man Gehen möchte und ist daher, wenngleich nicht ungesund, aber nicht gerade ökonomisch. Wer hier keine Gegenrotation ausführt (was man nicht direkt aus der Gehspur ablesen kann), hat hier sogar Nachteile beim Ballengang, weil er wieder nicht seinen ganzen Körper zum Gehen nutzt.

-> Fazit: UNPRAKTISCHE GANGART- WENIG OPTIMAL

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Wie Sie sehen, lagen bei der EInschätzung des Ballengangs diejenigen richtig, die erkannt haben, dass die optimale Gehspur NICHT in den Beispielen vorkamen.

Dennoch gibt es Unterschiede in der Relevanz für die Gesundheit und Beweglichkeit, die man durch richtiges Gehen erreichen kann. Manche Gehmuster sind definitiv ungesund, andere nur sehr spezifisch und unökonomisch. An den Erklärungen oben möchte ich lediglich erreichen, dass Sie sich bewusst darüber werden, welche Faktoren in einer so scheinbaren „einfachen“ Bewegung wie dem menschlichen Gang stecken. Und darüber, wie schnell man sich durch bestimmte Gewohnheiten, falsche Vorbilder, ungünstiges Schuhwerk, einseitige sportliche Betätigung oder Bewegungsmangel alleine über das Gehen zusätzlich noch mehr „schaden“ – oder eben im Gegenteil, bei der Umkehr des Bewegungsmusters etwas Gutes tun kann!

Schließlich möchte ich dazu kommen, Ihnen die optimale Ballengang-Gehspur vorzustellen: (Wenn Sie einfach vorwärts gehen ohne Rücksicht auf das Gelände)

Schauen Sie wieder genau hin und versuchen Sie nachzuvollziehen, wie diese Gehspur entsteht, welche Bewegungen im Rumpf dazu passieren müssen und weshalb es zwangsläufig zu dieser leicht „schlangenförmigen“ Spur kommt.

Um das nachfolgende Bild zu erklären, wird die Serie natürlich demnächst fortgesetzt und ein sehr wichtiges Kapitel hierzu nähergebracht!

richtige-Gehspur-Ballengang

Viele Grüße, Ihr Stefan Heisel

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Warum das richtige Gehen uns aufrichtet


… und das falsche Gehen uns erdrückt.

Aufrecht_Gehen_BallengangOder:
Wieso wollen wir eigentlich „richtig gehen lernen“ und landen dann früher oder später auf Seiten wie dieser?

Darüber würde ich unter anderem auch gerne eine Umfrage machen, weil die Motivationen sehr auseinandergehen – im Kern jedoch immer auf das gleiche hinauslaufen müssten.

Der heutige Beitrag geht etwas mehr in die Tiefe unseres Körpers. Genauer gesagt: Wir betrachten uns die sogenannte Körperstruktur genauer und wissen dann (vielleicht?), warum uns das Gehen so wichtig ist.

1. Was ist eigentlich diese Körperstruktur?
2. Worin unterscheidet sie sich von der Körperhaltung?
3. Wodurch entsteht im Körper überhaupt eine Struktur und was bewirkt sie bei uns?
4. Und schließlich: Wie drückt sich unsere Körperstruktur beim Gehen aus?

Fangen wir bei 1. an:

Körperstruktur ist -ganz einfach ausgedrückt- die innere Form, die den Körper ständig grundsätzlich charakterisiert. Sie ist unabhängig davon, was wir gerade tun, sondern sie definiert uns quasi, ähnlich einem Fingerabdruck.

Hiermit ist auch schnell der 2. Punkt abgearbeitet:

Wenn Struktur ständig präsent ist, dann ist sie auch unabhängig von einer eingenommenen Haltung:

Haltung wird GEMACHT <->Struktur IST!

Deshalb kann man zwar durch irgendwelche Maßnahmen temporär seine Haltung beeinflussen, an die Körperstruktur kommt man aber nicht so ohne weiteres dran.

Wie entsteht eine Körperstruktur? (3)

Um nur ein wenig auszuholen, sei sich vergegenwärtigt, dass z.B. bei Wirbeltieren das Skelett eines der wichtigsten strukturgebenden Bausteine ist. Ein Hase hat eine deutlich andere Körperstruktur als ein gleich großer Adler. Und zwar sicher nicht wegen der Federn und des Fells, sondern wegen des völlig anderen Skelettes. Durch diese Struktur ist dann auch die Lebensweise größtenteils erkennbar.
Bei uns Menschen entsteht die Körperstruktur ebenfalls durch die Art und Anordnung der Knochen. Dennoch sind die Knochen bei („gesunden“) Menschen (und generell) nicht allein ausschlaggebend für die innere Form, die jeden einzelnen genau charakterisiert.

Vergleichen wir doch

a. einen völlig in sich zusammengesunkenen Menschen, mit weit vor dem Brustkorb getragenem Kopf, nach vorne gezogenen, hängenden Schultern, einem Rundrucken und -als Ausgleich- einem sehr vorgeschobenen Becken

b. einen sehr aufgeblähten Menschen, mit steifem Nacken, nach hinten gezogenen Schultern, nach außen gedrehten Füßen und sehr angespanntem Bauch und Hinterteil.

Sicherlich haben diese beiden auch ein leicht unterschiedliches Skelett, doch macht dieses nicht den entscheidenden Unterschied dieser Körperstrukturen aus. Vielmehr ist die Anordnung der Knochen, Gelenke und offenbar auch der daran hängenden Muskeln unterschiedlich. Und diese Unterschiede verändern die Körperstruktur ganz augenscheinlich recht stark.
Wie kommt es zu den Unterschieden?
Nun, die Knochen sind ja untereinander nicht direkt verbunden, sondern über Sehnen und Bänder, die wiederum über das Bindegewebe vollständig miteinander verbunden sind.
Die Muskeln stecken lediglich in den bindegewebigen Hohlräumen als ein Kraftwerk für Bewegung.
Und was ist nun für diese oder jene Körperstruktur verantwortlich?

Früher ging man davon aus, dass die Muskeln allein für die Haltung verantwortlich sind.
Nun ist aber erstens die Körperhaltung zum einen etwas willkürliche gemachtes und zweitens nur für kurze Zeit mit den Muskeln aufrecht zu erhalten.
Die wirkliche und untrügliche Körperstruktur hat mit Muskelarbeit sehr wenig zu tun.

Denn Körperstruktur wird neben dem Skelett fast ausschließlich über das Bindegewebe gebildet und auch aktiv aufrecht erhalten.
Wir sprechen beim Bindegewebe allerdings bereits seit Jahren von den Faszien.
Was die Faszien alles leisten für unseren Körper und wofür sie verantwortlich sind, würde den Rahmen dieses Themenblogs bei weitem sprengen.
Wichtig für uns ist konkret die Relevanz für unser Leben und unsere Bewegung:

-> Eine Körperstruktur, die nach unten gerichtet ist oder mit Gewalt nach oben und hinten schiebt ist eine Belastung für Knochen und Gelenke. Sie verursacht chronische Verspannungen und raubt Energie, die ja zum ständigen Kampf gegen die Schwerkraft aufgewendet wird und – ganz fundamental- sie hält auch den Geist ständig mit diesem Kampf in Beschäftigung und raubt wertvollste Energie für Gelassenheit, Freude, Offenheit, intensive Emotionen, mentale Weiterentwicklung. Außer der eigentlichen Tätigkeit ergibt sich ein ständiges (größtenteils unbewusstes, weil gewohntes!) Beschäftigen und Abfinden mit viel zu sehr beanspruchten Muskeln, der Verdrängung von Schmerzen und dem Ausgleichen von störenden Anspannungen überall im Körper (bsp. Nacken, Kiefer, Schulern, unterer Rücken, …) Da der Kampf gegen die Schwerkraft aber immer nur kurzfristig und dann auch nur durch weitere ANSTRENGUNG von Muskeln bewältigt werden kann, was weitere Verspannung, Verzerrung an anderer Stelle verursacht, ist er auf die herkömmliche, muskuläre Art nicht zufriedenstellend zu bewältigen. Der Preis ist zu hoch und die Mittel sind sehr ineffizient.

-> Eine optimal nach oben gerichtete Körperstruktur ist die ideale Ausrichtung gegen die immerwährende Schwerkraft. Sie ermöglicht es uns, OHNE ANSTRENGUNG genau die Position innezuhaben, die natürlicherweise am effizientesten mit Kräften umgehen kann. Egal, ob es sich um die pure Schwerkraft handelt oder Einwirkungen von außen. Da eine Körperstruktur immer völlig UNBEWUSST existiert, hat man im Falle der optimalen Aufrichtung automatisch von der Statik her immer alles „richtig“ gemacht. Alles fühlt sich im Vergleich zu der verzerrten Ausrichtung äußerst leicht an (und sieht von außen auch in der Regel leicht und elegant aus). Zusätzlich zu der körperlichen Leichtigkeit muss sich der optimal aufgerichtete Mensch auch mental überhaupt nicht mit irgendwelcher Schwere, Verspannung oder gar Schmerzen bei Bewegungen oder im Stehen/Sitzen auseinandersetzen. Der Geist ist genau so leicht und frei wie der zugehörige Körper und entsprechend leistungsfähig und flexibel.

Was sagt unser Gehen über unsere Körperstruktur und damit über uns selbst also aus? (4)

Es kommt nicht ganz von ungefähr, dass Menschen, die sich wirklich tiefgreifend mit dem Körper befassen und den Körper dabei nicht bloß als eine Ansammlung von „Einzelfunktionen“ begreifen, irgendwann, ja, …irgendwann bemerken, dass alles mit dem einfachen Stehen beginnt und – als erste Bewegung- mit dem ersten Schritt, dem Anfang jedes Gehens.

Wenn wir uns unsere „ganz normalen“ Gehgewohnheiten ansehen und gleichzeitig verstehen wollen, dass so ein aufrecht gehender Körper quasi nur aus Gleichgewicht bestehen kann, das unter minimalster Anstrengung ständig unbewusst AUFRECHT erhalten werden muss, ja dann KANN ein schwerer, schleppender oder hackender oder Trampelnder Gang ÜBERHAUPT NICHT körpergerecht sein. Ja, für eine kurze Weile der besonderen Last, oder in speziellen Situationen. Aber quasi fast immer?

Glücklicherweise ist es so, dass zumindest in einigen Situationen, wie schon im Beitrag „Richtiges Gehen – Falsches Gehen“ geschrieben, sowieso nur der Ballen und damit die Faszienkette unbewusst benutzt wird, weil es anders schon anatomisch nicht geht.

Ich schreibe jetzt quasi jedem ins Gesicht 🙂 , dass er getrost sämtliche Attribute der nach unten gerichteten Körperstruktur auf sich prinzipiell übertragen kann, wenn er noch nicht dort angekommen ist, unbewusst die Spannkraft des Fußgewölbes bis in den Scheitel hinein zu projizieren, sobald er anfängt, überhaupt Bodenkontakt mit den Füßen zu haben. Selbst das pure Wissen darum ändert überhaupt nichts an der Tatsache, dass jeden Tag gekämpft wird. Man könnte genauso gut alle indischen Gewürze oder die Partitur der fünften Sinfonie Beethovens auswendig kennen. Es ändert zunächst nichts! …

Der Ballengang ist eins von mehreren(!) Bewegungsmuster bzw. Wegen, wie eine nach oben gerichtete Körperstruktur durch eigenes TUN aufgebaut werden kann. Denn der Ballengang nutzt in jedem Moment die enorme Energieleistung des faszialen Bindegewebes, die durch Muskelarbeit nicht zu ersetzen ist und dabei so gut wie keine eigene Energie kostet. Menschen, die sich sehr nah an der idealen Aufrechtung befinden, nutzen fast immer auch den Ballengang. Umgekehrt kann man schon durch die ganz bewusste Nutzung der Faszienkette im Ballengang sich selbst der idealen Aufrichtung und der daraus folgenden unbewussten nach oben gerichteten Körperstruktur annähern.

Da Körperstruktur sich nur sehr langsam verändern lässt (rechnen Sie mit mindestens 6-24 Monaten), wäre eine Alltagsbewegung wie das Gehen, die man ohnehin täglich praktiziert, nicht geradezu prädestiniert für eine so tiefgehende positive Veränderung? (Umgekehrt funktioniert es ja auch prächtig: Die anfangs perfekte Körperstruktur JEDES (gesunden) Kleinkindes wird innnerhalb vieler Jahre zu dem was wir tagtäglich um uns beobachten können …)

Auch wenn ich mich oft wiederhole: Einfach „auf dem Vorfuß zu landen“ ist noch lange kein Ballengang und hat auch mit der Nutzung der optimalen Aufrichtung zunächst einmal nicht viel zu tun.

Ich möchte alle interessierten Leser dazu ermuntern, sich ihr Gehen einmal aus dieser Pespektive anzuschauen und nicht aufzugeben, an sich zu arbeiten und zu erforschen, wie man so funktioniert.

Gerne sind Sie für ein planvolles und bereits durchlebtes und bewährtes Vorgehen und „Trainieren“ zum kostenlosen Email-Kurs:

„Richtig Gehen lernen im Ballengang“

eingeladen! Probieren (= Tun) geht über …. ? 🙂

Mit den besten Grüßen, Stefan Heisel

Foxwalk – Die innere Komponente des Ballengangs


Sehr geehrte Leser, ich möchte heute einen interessanten Beitrag eines Gastschreibers präsentieren, der sich mit  Ballengang und Körperarbeit auf besondere Weise auseinandersetzt.

Vielen Dank an Steffen Kuby für deine Mail mit dem folgenden lesenwerten Beitrag!

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Ballengang_Richtig_Gehen_Fuchsgang

Hallo Stefan, gerne möchte ich hier ein paar  wunderbare Parallelen zum Foxwalk einbringen, den die Indianer ausüben, wenn sie auf die Jagd oder auf Expedition gehen.

Naturvölker haben erkannt, dass sich über das richtige Gehen Stress komplett abbauen lässt und man durch den  Foxwalk das Gehirn völlig von eingeschliffenen Stressmustern befreien kann. Wildtiere flüchten, wenn Menschen auch nur auf geistiger Ebene Stress ausstrahlen.

Der Foxwalk macht den Menschen für Tiere sozusagen „geistig unsichtbar.“

Aktives Stressmanagement durch richtiges Gehen?

Ich wollte es genauer wissen. Wie lernen Kinder eigentlich gehen? Sie bekommen bei der Geburt genauso wenig eine Gebrauchsanweisung für das  Gehen mit, wie Vögel für das fliegen. Das Lernen geschieht spielerisch, instinktiv, und das muss doch dann richtig sein, wenn die Fortbewegung in uns veranlagt ist.  Ich beobachtete das mal bei unseren Knirpsen im Mehrgenerationenhaus. Sobald sie mit dem Laufen beginnen,bewegen sie sich auf den Fußballen fort und mit einiger Übung laufen sie mit einer Leichtigkeit davon, es scheint als seien sie schwerelos, der Körper richtet sich von alleine auf, sie wirken frei und losgelöst, das Gesicht, die Schultern, Arme und Beine sind dabei völlig entspannt. Es ist eine verselbständigte Dynamik zu erkennen.

Bei meiner Internet-Recherche habe ich dann  entdeckt, dass es für die Kalaharis unvorstellbar ist, durch laufen müde zu werden. Sie führen übrigens den Ballengang aus. 🙂

Ich stellte mir dann die Frage, ob wir das richtige Gehen verlernt haben? Da ich mich auch schon seit längerem rund um das Thema Mensch,  mit Kommunikation und Körpersprache beschäftigte, stieß ich auf einen bebilderten Artikel über Körpersprache von Samy Molcho. Der Experte schlechthin, was nonverbale Kommunikation betrifft. Es ist klar zu erkennen, dass Menschen, die zuerst mit der Ferse auftreten, so gehen, als hätten sie die Handbremse angezogen. Nur schwer kommen sie voran, sie wirken angespannt und gestresst. Als hätten sie Angst vor der Zukunft, Angst ans Ziel zu kommen? Auf alle Fälle strahlen sie Schwerfälligkeit und wenig Lebenslust aus.

Es stellte sich mir die Frage: Haben wir Menschen in Europa das richtige Gehen verlernt und stehen wir -neben Bewegungsmangel–  auch deswegen so oft unter Anspannung? Benutzen wir unseren Körper falsch und haben wir vielleicht deshalb so oft eine  schwerfällige Lebenseinstellung ? Was bewirkt das Gehen in  Bezug auf unsere persönlichen Lebensthemen? Sind wir deshalb nicht in unserem inneren Gleichgewicht?

Ich glaube die meisten von uns bewegen sich schlichtweg falsch, obwohl wir als Kind das Gehen instinktiv richtig gelernt haben. Muskuläre Verspannungen, Verklebungen der Faszien und enorme Belastung auf das Skelett und die Wirbelsäule sind die Folge.

Aber die gute Nachricht ist: Da wir aber alle als Kind instinktiv das richtige Gehen, den  Ballengang, auf körperlicher und neuronaler Ebene gelernt haben, können wir das falsche Gehen  auch wieder verlernen. Denn diese Informationen sind in uns gespeichert, lebenslang angelegt  und können nicht vergessen werden.

Wir haben es nur -meist durch falsches Schuhwerk  -Modeerscheinungen- verlernt.

Das bedeutet, wir müssen unter Anleitung kurzzeitig wieder Kind sein, neugierig und spielerisch lernen, den Körper und den Geist richtig zu gebrauchen, um  dem Teufelskreis des falschen Gehens zu entfliehen.

Denn der Instinkt des richtigen Gehens ist ausnahmslos in jedem Menschen verankert, jeder kann es, ausnahmslos!

Danke für deinen Newsletter… 🙂 Ciao Steffen

Richtig Gehen Lernen (1) Die Schwerkraft macht uns effizient


Richtig Gehen Lernen (1)
Richtig Gehen Lernen (1)

Hallo, liebe Leser des Ballengang-Blogs,

Zum Thema „Richtig Gehen“ ließt und hört man oftmals von Vergleichen mit Tieren, um ein theoretisches Konzept zu untermauern. Als Beispiel sei hier der Fuchsgang genannt.

Oder es werden Berufsgruppen bei naturverbundenen Völkern (wie etwa der indianische Jäger) als Vorbild für richtiges Gehen herausgegriffen, um eine bestimmte Gangart übergreifend als einzig richtig zu favorisieren.

Wenn man sich klarmacht, welche herausragende Bedeutung die Schwerkraft in Kombination mit unserer (aufrechten) Körperstatik hat, erkennt man jedoch, dass der Mensch nicht ganz umsonst auch Gangarten beherrscht, die eben nichts mit Abtasten durch den Vorfuß zu tun hat.

Passend zu dem Gehprinzip, das ich heute näher bringen möchte, erkläre ich im folgenden Clip, wie die Schwerkraft grundsätzlich beim Gehen benutzt wird (oder eben nicht)

>>Hier wird in Kürze ein Minitutorial-Clip zu sehen sein –

Zweibeiner versus Vierbeiner

ich bitte um ein wenig Geduld 😉<<

Das Ausnutzen der Schwerkraft gehört zu den anspruchstvollsten Disziplinen jeglicher Bewegungsarten überhaupt.

Nur, wer die Schwerkraft für sich nutzen kann, bewegt sich wirklich leicht und effizient.

Daher ist dies langfristig ein Anreiz für „fortgeschrittene Geher“. Gleichzeitig geht es aber auch darum, überhaupt in eine (Geh-)bewegung aus dem Stand hineinzukommen. Deshalb sollten die Grundinformationen generell jedem zur Verfügung stehen, der mit dem Gedanken spielt, sich in seinen Bewegungen wortwörtlich „vom Stand weg“ zu verbessern.

Um also seine eigene Schwerkraft beim Starten des Gehens (vorwärts) optimal einzusetzen, sollte man im Wesentlichen folgende Reihenfolge beachten:

Aus dem beidbeinigen hüftbreiten Stand heraus:

  1. Gewichtsverlagerung auf ein Bein (mit Aufbau der Kraftlinie von Ballen bis Scheitel , s. auch Kapitel 7 des email-Kurses)
  2. Leichtes Vorkippen des gesamten Körpers nach vorne in der Kraftlinie mit dem Brustbein voraus
  3. Knie des Schwungbeins überholt den Rumpf, während das Standbein per Ballen nach Bedarf (Gangart/Geschwindigkeit) den ganzen Körper vom Boden abdrückt.
  4. Der Fuß folgt dem Knie und landet abhängig von Geschwindigkeit, Untergrund, Bewegungsfreiheit (Schuhe) günstigstenfalls unter dem Brustbein
  5. Die Landung wird über die Kraftlinie kompensiert (die ja im Ballen beginnt) und wir befinden uns mit neuem Standbein wieder an Punkt 1.

Es handelt sich um einen Kreislauf, bei dem immer der Körperschwerpunkt etwas vorausschwingt und die Beine (als Abdruck, Schwung und Landung) diesen Schwung begleiten und unterstützen.

In diesem Kreislauf, ähnlich einem perpetuum mobile, wird ein extrem kräftesparendes Fortbewegen ermöglich, weil die Schwerkraft in einem labilen Gleichgewicht ständig eingesetzt wird. Es ist ein Spiel mit den Kräften, insbesondere dem eigenen Körpergewicht.

Noch deutlicher wird diese Wirkung, wenn der Kreis unterbrochen wird, indem man sich aktiv ins Lot begibt und damit aus dem Gehen stoppt. -> Ohne Gewichtsverlagerung kein Gehen.

Aber: Gänzlich anders verhält es sich, wenn man zuerst den Fuß vorschickt und erst nach Bodenkontakt den restlichen Körper nachzieht oder –drückt. Dies ist beispielsweise tatsächlich beim vorsichtigen Anschleichen, Pirschen (Fuchsgang) der Fall, oder beim Waten auf unebenem Terrain, beim Klettern etc.  Hierbei wird auf jeden Fall mehr Energie gebraucht als beim Ausnutzen des Fallens. Unabhängig von der erreichten Geschwindigkeit, die bei letzterer Gangart allerdings stark begrenzt ist. Es handelt sich also um zwei völlig verschiedene Bewegungsmuster.

Beide Fortbewegungsarten zu vermischen führt zu falsch verstandenen Rückschlüssen und wiederum zu unnatürlichen erworbenen Gewohnheiten (wie das Gehen auf der Hacke aufgrund des Schuhwerks und der sozialen Anpassung)

Wenn man also den Ballengang praktiziert, ist es wichtig, sich – am besten barfuß und auf unterschiedlichem Terrain – klarzuamchen, wie der Körper am leichtesten Kraft generiert, wie die eigene Schwerkraft am effizientesten genutzt wird und wie möglichst viele Gelenke genutzt werden können. So wird das aufrecht Gehen das, was es sein soll:

Eine effiziente, ökonomische damit höchst geniale Erfindung der Natur!

Mit freundlichen Grüßen, Stefan Heisel

PS: Wenn Sie mehr über natürliches Gehen erfahren und erlernen möchten, oder mehr konkrete Übungen wünschen, empfehle ich Ihnen auch meinen kostenlosen regelmäßigen email-Kurs: „Richtig Gehen lernen im Ballengang“ -> Zum Anmelden hier klicken!

Ist Gehen männlich oder weiblich?


Ballengang_Mann_Gehend_vorne

Sehr geehrter Leser,
das optimale Gehmuster, das hier und da empfohlen wird, scheint für alle Menschen gleichermaßen zu gelten. Jeder, egal ob groß oder klein, ob dick oder dünn, alt oder jung, Männlein oder Weiblein, hat sich nach dem selben Schema zu bewegen?! Es gibt nur ein richtiges Gehen und das funktioniert so …. ?!

Schauen wir uns doch einmal diese originelle Flash-Animation an, auf die ich gestoßen bin : (Bild anklicken)

(Sie benötigen Google Chrome oder Mozilla Firefox)

Richtig_Gehen_Ballengang_Animation1

Sie können am oberen Regler das „typisch männliche“ bzw. „typisch weibliche“ Gangmuster
stufenlos einstellen. Die anderen Einstellungen lasse ich jetzt außer Acht.

Wie schätzen Sie denn Ihr eigenes Gangbild in dieser Skala ein?

Welches Gangbild gefällt Ihnen persönlich am besten als Mann oder Frau? Möchten Sie sich als Mann tatsächlich so bewegen, wie das (ich finde sehr realistisch) animiert ist? Oder umgekehrt als Frau?

Oder entspricht die mittlere Einstellung dem Ideal, wie sich beide Geschlechter am optimalsten (innerhalb dieser Animation) bewegen sollten?

Da Männer und Frauen im Wesentlichen über die gleiche Statik und Biomechanik verfügen, ist die Frage doch interessant, weshalb Frauen und Männer bereits als Kinder bestimmte Bewegungsmuster von ihren Geschlechtsgenossinen und -genossen annehmen, die der Körper von alleine womöglich nie annehmen würde.

Genau wie die Art zu lachen oder die Mimik handelt es sich hier – nach gesundem Menschenverstand schlussfolgernd – um ein imitiertes Verhalten, das unbewusst ablaufen muss. Nach dieser Logik wäre dann auch die Neigung zu Gehmustern wie Ballengang oder Fersengang sehr wahrscheinlich zum großen Teil imitiert.

Natürlich macht es Sinn, innerhalb einer Gesellschaft das Verhalten durch Nachmachen zu erlernen, um seinen Platz darin zu finden. Besonders bei geschlechtstypischem Verhalten ist das sehr relevant und wichtig! Genau wie die Mode, Kleidung, Schuhe, Schmuck.

Menschen, die sich mit Schauspielerei beschäftigen, werden bestätigen, dass die Art und Weise, wie man sich bewegt, welche Kleidung man trägt, ja sogar, ob man eine Maske trägt, sehr zum Selbstbild beiträgt und bestimmte Eigenschaften beeinflussen kann. Also benötigen wir eine, nämliche unsere, individuelle Art des Gehens, um uns selbst auszudrücken und uns sogar zu definieren – egal ob bewusst oder unbewusst. Dieser Aspekt wird meines Wissens in dem Genre der funktionellen Körperschulung komplett außer Acht gelassen!

Wir können unser Gehen (auf das wir uns in diesem Blog letztlich mal festlegen) also nur dann verändern, wenn wir dazu bereit oder gewillt sind, uns SELBST zu verändern. Ansonsten fühlt sich nämlich eine noch so gut angeleitete Veränderung wie ein Kostüm oder eine Maske an, die wir uns künstlich aufziehen, die aber gar nicht zu uns gehört.

Oder umgekehrt ausgedrückt:

Sobald wir wirklich zulassen, unser Gangmuster mehr oder weniger grundständig neu zu lernen, verändern wir uns automatisch auch als Mensch mit!

Aus dem breitbeinig stiefelnden, total“ coolen“ Cowboy wird ein etwas moderater schreitender sensiblerer Mann. Aus der mit steif erhobenem Kopf dahinstöckelnden Lady wird womöglich eine elegant gehende aufgeschlossene Frau. 🙂

Ein Mensch der sich wirklich mit Selbstverständlichkeit leichtfüßig und behende bewegt und das auch deutlich in seinem Gangbild zeigt, ist schwerlich viel anders als auch innerlich tendenziell recht flexibel, entspannt und selbstbewusst vorstellbar, oder?

Wenn Sie sich für Ballengang interessieren, dann bedenken Sie auch, inwiefern eine durchaus deutliche Veränderung der Bewegung bei allen körperlichen Vorteilen wie Schmerzfreiheit und Leichtigkeit auch für Ihr Menschsein allgemein von Bedeutung ist. Finden Sie auf jeden Fall Ihren eigenen neuen Stil, mit dem Sie sich von Grund auf wohlfühlen! 🙂

Ich wünsche viel Erfolg dabei!

Stefan Heisel

Hacke oder Spitze? Wie gehe ich richtig im Tango?


Sehr geehrte Leser,

passend zur Frage, welches „Gehen“ generell richtig oder falsch ist, (siehe diesen Artikel hier im Blog Richtiges Gehen-Falsches Gehen) habe ich – ganz nebenbei- einen Artikel aus einem Tango-Blog gefunden. Von einem Tänzer mit momentan 19-jähriger Tanzerfahrung. Da ich selbst auch tanze, fand ich die Beschreibung sehr treffend und auch für unsere Belange – das beste natürliche Bewegungsmuster zu finden – interessant.

Denn: Ob Hacke (Ferse) oder Spitze (Ballen): Es kommt ganz darauf an, welche Energie für die Aktion benötigt wird.

Das Entscheidende ist die Körperarbeit! 

Hier zum (nicht nur für Tänzer interessanten) Artikel von Wolfgang Sandt:

(Hervorhebungen von mir)

„…Tanzt Ihr schon eine Weile Tango und habt Unterricht bei verschiedenen Tangolehrern genommen? Dann ist es wahrscheinlich, dass unterschiedliche Tangolehrer Euch völlig verschiedene Arten des Gehens im Tango unterrichtet haben. Einige Tangolehrer erklären euch, dass Ihr mit dem Fußballen, also vorne, aufsetzen müsst. Andere Tangolehrer sagen, dass Ihr über die Ferse abrollen müsst, wie beim ganz normalen Gehen auf der Straße. Ganz schön verwirrend, oder? Wenn´s der eine Lehrer so erklärt und der andere ganz anders. Vor allem wenn ein Lehrer davon überzeugt ist, im Besitz der einzigen Wahrheit zu sein Was kann man da bloß machen? Keine Sorge! In Wirklichkeit ist das alles überhaupt kein Problem….“

zum ganzen Artikel: http://mytangotalk.wordpress.com/2011/12/16/hacke-oder-spitze-wie-gehe-ich-richtig-im-tango-ein-geheimnis-wird-geluftet/

Richtiges Gehen – falsches Gehen


Ballengang_Richtig_gehen_1Wie man in (auch hier zitierten) Beiträgen oder in einigen Publikationen über Gehschule ersehen kann, wird – je nach Sichtweise- eine ganz bestimmte Art des Gehens grundsätzlich als richtig angesehen, während der Rest der Welt es total falsch machen soll.

Ein gutes Beispiel hierfür ist der Ballengang 🙂

Die Verfechter dieser Gangart bezeichnen beispielsweise den Fersengang als unphysiologisch, wirbelsäuleschädigend und als Zeichen mangelnder Leichtigkeit bis hin zu der Aussage, dass die Fersengänger emotionale sowie kognitive Einschränkungen haben müssen und den Fersengang als Kompensation für mangelndes Urvertrauen unbewusst nutzen.

Weil offenbar dennoch so viele Menschen diese (falsche) Ganggewohnheit haben, wird mit Lernen durch Imitation und frühes Tragen ungeeigneten Schuhwerks argumentiert. Ein weiteres Argument ist das vorhandene natürliche Gehmuster von Kleinkindern (die andererseits dann noch nicht rennen/ laufen können und deren Fußgewölbe noch im Aufbau ist)

Daneben gebe es einige Naturvölker, die reine Ballengänger sind. (Betonung auf „einige“)

Man habe sich als aufgeklärter Mensch umzugewöhnen und sich seiner wahren Wurzeln zu besinnen, seiner Gesundheit zuliebe, und auf keinen Fall mehr auf der Ferse aufsetzen.

Als Schuhwerk sind ausschließlich absatzfreie Schuhe mit maximaler Zehenfreiheit geboten, von denen es mittlerweile als Barfußschuhe eine eigene Rubrik im Schuhmarkt gibt.

Ganz anders die Fraktion der Fersengänger.

Sie proklamieren das Abrollen über die Ferse als natürlichen Bewegungsablauf und begründen das oft mit der anatomischen Form des Fußes. (Wenn es ganz hoch kommt, wird immerhin noch die Muskulatur im Unterschenkel mit einbezogen) Der Ballengang (der ja tatsächlich einige gegensätzliche Bewegungsabläufe verlangt) wird als widernatürlich angesehen und – falls es jemand im Alltag macht- als pathologische Auffälligkeit bezeichnet.

Die selben Menschen, oft Mediziner im weiten Sinn, empfehlen auch quasi reflexartig Schuheinlagen bei ziemlich allem, was irgendwie mit dem Fuß oder dem Aufsetzen desselben zu tun hat. Auch leichte Absätze (auch eine Form Prothese) werden empfohlen, da ja die ganze veränderte Neigung im Fuß allein im Sprunggelenk wieder ausgeglichen werde.

Und so weiter. Wer sich mit der Thematik auseinander gesetzt hat, kennt die Positionen mehr oder weniger.

Doch was ist denn nun „richtig“ oder „falsch“? Wer hat recht?

Eins kann ich mit 100%iger Sicherheit sagen:

Es bringt unsere Sache (das eigene optimale Bewegungsmuster finden) nicht weiter, wenn es pauschale und feststehende Glaubenssätze in einer Richtung gibt.

Diese verhindern den Blick auf das Wesentliche und dienen höchstens zum Polarisieren.

Auflösung:

Bevor man an dem meines Erachtens weniger relevanten Merkmal, wie der Fuß beim Ballengang oder Fersengang AUFSETZT, ganze Weltanschauungen anstellt, kommt eine andere Frage:

Was ist denn mit „Gehen“ überhaupt gemeint?

Schon semantisch handelt es sich um ein sehr großes Wortfeld, das die unterschiedlichsten Fortbewegungsarten des täglichen Lebens beinhaltet.

gehen: schlendern, wandern, laufen, stolzieren, schreiten, schleichen, eilen, marschieren, joggen, trippeln, rennen … und so fort.

Dazu kommt, dass man innerhalb des „Gehens“ verschiedene Richtungen einschlagen kann, wechseln kann und alles in ganz unterschiedlichem Tempo oder mit ganz unterschiedlichem Kraftbedarf, bergauf und bergab stattfinden kann etc.

Das ist der Alltag.

All das verlangt aber eine völlig FLEXIBLE Art und Weise, wie der Körper und speziell die Füße benutzt werden.

Es gibt also in der Praxis gar nicht DAS Gehen an sich, also kann man auch nicht stringent festlegen, wie man sich dabei optimal zu bewegen hat, bzw. welches Gehen völlig falsch sein muss. Vor allem kann man es nicht ausschließlich über das Aufsetzen des Fußes beurteilen.

Wir müssen also viel weiter in den Körper schauen und noch mehr beobachten, als den Blick nur auf die Stelle zu richten, wo der Fuß auf dem Boden aufzusetzen hat und darauf eine einseitige Theorie aufbauen.

(Anders verhält es sich tatsächlich beim Dauerlauf oder Sprint, da hier die Art der Fortbewegung sehr eng eingegrenzt ist und somit auch kaum Spielraum für optimale Bewegungsausführung besteht- da es sich hier oftmals um Wettkampfsport handelt, ist die „Richtigkeit“ sogar messbar)

Schauen wir uns Ballengang und Fersengang mal in der Praxis an.

Wann benutzt jeder Mensch Ballengang?

– Beim Rückwärtsgehen, beim Treppensteigen (auf und ab), beim Trippeln, beim Überkreuzgehen vorwärts, beim Springen aus kleinster Höhe, beim schnellen Richtungswechsel, bei schnellen kleinen Schrittfolgen in jede Richtung, teilweise, wenn er noch nicht laufen/rennen kann (Kleinkind) Und das unabhängig davon, ob und welche Schuhe getragen werden.

Und so weiter.

Wir sehen, dass – auch ohne jede Anleitung- jeder Mensch unbewusst den Fußballen dann benutzt, wenn er auf jeden Fall benutzt werden muss. Dennoch sind das sicherlich die wenigsten Schritte, die insgesamt gemacht werden.

Wann wird vorwiegend der Fersengang benutzt?

–  Bei fast jeder mittleren bis schnellen regelmäßigen Fortbewegungsart auf ebenem Boden. Also in der am meisten vorkommenden Fortbewegung. Unterstützt wird er, indem Absätze getragen werden und/oder die Sohle des Schuhwerks unflexibel ist. Beim Barfußgehen ändern manche Menschen in den Ballengang oder Mittelfußgang, wenn sie sich langsam und in kleineren Schritten bewegen und treten dabei generell leichter auf.

Wir sehen also, dass in unserer Kultur viel mehr Fersengang als Ballengang genutzt wird, da die entsprechende Situation wesentlich öfter vorkommt und wir an unsere Kultur im Verhalten angepasst sind. Wären unsere Böden nicht so begradigt und hart und würden wir entweder auf unebenem Boden mehr barfuß oder in leicht besohltem Schuhwerk gehen, dann würde sich jeder auf einen wesentlich höheren Anteil des Ballengangs früher oder später umstellen. Ganz von allein.

Auch hier hinkt unsere Evolution, unser Körper, wieder weit hinter der Kultur zurück. Wir sind körperlich nicht angemessen an ebene harte Böden angepasst, die uns zu (unperfekten) Fersengängern machen, und bedürfen auch noch der Prothese in Form von Absätzen und/oder Dämpfungen oder gar Einlagen. Obwohl wir doch eigentlich „gesund“ sind. (Ganz anders verhält es sich bei Menschen mit echten Handicaps, hier ist jegliche Art von technischer Hilfe ein Segen!)

Was ist also „richtiges Gehen“?

Abgesehen davon, wie viele Situationen und – daraus folgend – Zwecke der Fortbewegung es geben kann, wollen wir uns dabei auf jeden Fall so leicht und möglichst „natürlich“ dabei bewegen.

Anders ausgedrückt: Je bequemer sich das Gehen langfristig anfühlt und je angepasster es unserem Körper und der Schwerkraft ist, desto „besser“ ist es.

Der Fußballen spielt dabei (egal wie wir letztlich aufsetzen) eine wesentliche Rolle und hat dabei Auswirkungen  über die Beine, das Becken, die Wirbelsäule auf die gesamte Körperstruktur bis hin zum Scheitel.

Richtig gehen bedeutet also, in der Kürze ausgedrückt, das Gehen im Einklang mit der Schwerkraft, bei dem der wichtigste Kontaktpunkt mit der Erde und damit Ausgangspunkt aller Energie der Fußballen ist.

Daher lohnt es sich außerordentlich, sich intensiv mit dem Ballengang auseinander zusetzen.

Nicht, weil es „verboten“ sein soll, etwa auch mit der Ferse aufzusetzen, sondern weil wir für jegliches Gehen und damit einhergehend für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden äußerst viel lernen.

Gerne sind Sie dazu eingeladen, am interessanten email-Fernkurs

„Richtig Gehen lernen im Ballengang“ teilzunehmen! 

 -> Hier geht es zur  ANMELDUNG <-

Mit freundlichem Gruß, Stefan Heisel